SCHÖPFUNGS-BERICHTE in gedichten die unkreativ eh mitnichten... [zum Genre des Tages: Bericht]
Bericht zum Thema Gedanken
von harzgebirgler
bevor einst gott ans schöpfen ernsthaft dachte
da schöpfte er im grunde schon verdacht
dass wenn er nicht nur licht nein alles machte
ihm dies noch viele scherereien macht
er sollte ja dann auch alsbald gewahren
wie eigenwillig ebenbilder sind
die keineswegs nach seinem will'n verfahren
und dachte bei sich prompt: “gott menschenskind
du musst jetzt zeigen wer hier herr im hause
sonst tanzen die dir auf der nase rum
denn schließlich heißt der hausmeister nicht krause!”
und brachte die zwei kurzentschlossen um
das ew'ge leben sowie zudem jeden
weit'ren vorteil dort im garten eden...
*
Aus kosmischen Tiefen und Weiten voll Nacht,
wird mancherlei Kunst-Werk ins Lichte gebracht:
Es senket der Mensch an verborgener Stelle
hinein in die Fülle des Raums seine Kelle
und schöpft aus dem Brunnen, dem alles entquillt,
ganz rätselhaft jenes, das Sehnsüchte stillt -
erhellend erscheint dann, dem Geiste gereicht,
ein Zeichen im Dasein, das Göttlichem gleicht.
...Wird was geschaffen, kommt´s ans Licht,
kriegt Hand und Fuß, gewinnt Gesicht,
wird de-tektivisch, berg-werks-gleich
aus unendlichem Quellbereich
hervorgebracht, erblickt die Welt,
steht faktisch unterm Sternenzelt
und läßt die Mitte, läßt den Schoß,
der es gebar, entbunden los...
*
bevor gott einst ans schöpfen ging
und an mit seinen werken fing
gab es bloß chaos überall
und auch noch keinen sündenfall
die erde war voll wüst und leer
ganz ohne baum und grizzlybär
der mensch war gleichfalls nicht in sicht
gott sprach erst mal "!ES WERDE LICHT!"
denn sonst konnt’ ja selbst gott nichts seh’n
und mußte blind zu werke geh’n --
gott schuf den himmel und die erd’
und legte fürn elektroherd
vorausschauend bereits den grund
denn was zu kochen ist gesund
oft gern ergänzt durch rohe kost
heut’ kommt die sogar schon per post --
gott gab sich müh’ und gab echt gas
schuf land und meer und farn und gras
nebst sternen sonne mond und tier’n
die wenn sie fell ham selten frier’n
und mit erstaunen nimmt man wahr
daß eher licht als sonne war -
dann stand der mensch auf dem programm:
der liebe gott formte adam
sowie eva nach seinem bild
die beiden machten ihn bald wild
durch fruchtgenuß vom weisheitsbaum
und ratzfatz war er aus der traum
vom leichten leben ohne tod -
gott hatt’ es ihnen angedroht
denn fühlen muß wer der nicht hört
weil eine schlange ihn betört...
*
wer was hervorruft schafft durch solches rufen
selbst götter wohl die ihn angeblich schufen
und sprachen dann vielleicht “es werde licht!”
doch auch das klappt ganz ohne sprache nicht
erst recht nicht ohne hören auf den ruf
der alles das was vorkommt letztlich schuf
wie jemanden zu schaffen sprich erschöpfen -
es gilt sich echt die sprache vorzuknöpfen...
*
gemauert hat gott nicht beim schöpfen
nein aus dem vollen schöpfte er
von weltallgroßen suppentöpfen * -
die schöpfte selbst der herr nicht leer
hängte die sonne auf den mond
die erde wo die menschheit wohnt
gab sterne bei und noch viel ding -
ob manches ihm danebenging
tat er vermutlich bis zur stund
mal bestenfalls sich selber kund...
* und suppe war’s mit fleischeinlage
denn siehe bis zum heut’gen tage
sind nicht nur seele wir nein leib
zu nachwuchsträcht’gem zeitvertreib...
*
die poesie ist schöpfung pur
fast so wie lenz in feld und flur
und bringt hervor was noch nicht war
im wort erglänzt es hell und klar
wobei der sprung das wunder ist
vom nichts ins sein - den abstand misst
kein massband je kein metermass
dennoch der tollste sprung ist das!
der ur-sprung der dem ur-knall gleicht
und so tief in den abgrund reicht
da ist vom grund noch nichts zu seh’n
auf dem wir menschen alle steh’n
als das vernunftbegabte tier
ja fünf mal zwölf ist hundertvier
weniger vier mal elf indeed
und folglich passt es wie man sieht...
*
gott schöpfte schon verdacht als er uns schöpfte
und apfelbaumfruchtessen strikt verbot
weshalb er sich das urpaar auch vorknöpfte
und ihm klar sagte: "HÖRT! ICH SEHE ROT
SOLLTET IHR AN DEM BAUM EUCH JE VERGREIFEN
DER BAUM DER IST FÜR EUCH TOTAL TABU!"
die schlange war dann eva ein am seifen
prompt griff sie einen apfel und biß zu
nun sollte adam keineswegens kneifen
sonst stand er gar wohl noch als weichei da
und kriegte eh schon wieder einen steifen
was eva zweifellos ja gleichfalls sah -
so biß er ihr zuliebe in die frucht
und beide wurden dann von gott verflucht...
*
bekanntlich sitzt vom bock das horn
seit eh und je ausnahmslos vorn
am kopf und hinten nicht am po
das wollte einst der schöpfer so
dem horn am hintern voll missfiel
doch wär's für ihn ein kinderspiel
gewesen das dort zu platzier’n
und mit dem schwanz den kopf zu zier’n...
*
mit der großen schöpfungskelle
war gott einstmals stark zur stelle
und er schöpfte aus dem pott
den nur einer hat wie gott
- schon gar nie reicht der pütt da ran
wie sich wohl jeder denken kann! -
alle welt und alle dinge
daß ihr lob für ihn erklinge
bloß der mensch war echt daneben:
er verlor das ew'ge leben
musste nunmehr schwer malochen
sich sein essen selber kochen
so mit suppen in terrinen
und die kelle schöpft aus ihnen
deren fassbares enthält
echt bei gott die ganze welt...
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