
ein adler fiel vor staunen fast vom himmel
als er das dichterross einst fliegen sah
denn pegasus, der legendäre schimmel,
kam ihm dabei froh wiehernd ziemlich nah
mit seinen schier tragflächengroßen schwingen
doch kriegte jede kurve wunderbar
das konnte zwar dem adler auch gelingen
der aber noch voll von den socken war
es haute indes beide dann vom hocker
und stellte in den schatten ihren flug
ein grüner teppich der die beiden locker
um längen beim bemannten fliegen schlug
denn auf ihm saß ne blonde aladine
im schneidersitz mit selbstbewusster miene...

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ein kaltblüter ist pegasus mitnichten
kein ackergaul und auch kein rückepferd
braucht feld- wie waldarbeit nie zu verrichten
weil's dichterross sich nur um dichtung schert
und galoppiert warmblütig durch poeme
denn da ist er in seinem element
hilft weg poeten gern über probleme
wie sie besonders wohl “der arme” kennt
zu straucheln scheint er schon wo hin und wieder
doch fällt soweit man weiß nie voll aufs maul
das liegt ganz klar mit an seinem "gefieder"
insofern gleicht ihm kein normaler gaul
ja pegasus hat flügel und die breitet
problemlos aus das sagenhafte ross
sein flug hat große dichtung stets begleitet
obwohl ihn selbst die kleine kaum verdross -
wenn einer sich bemüht nach seinen kräften
hilft pegasus poetischen "geschäften"...
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als pegasus einst mal um’ brocken kreiste
zur märzenzeit lag schnee auf des plateau
herr winter herrschte noch der’s gerne weißte
denn weißmacher ist er ja sowieso
das konnte pegasus jedoch am landen
nicht hindern - keiner sah es in der nacht -
nah’ dort wo sich die anlagen befanden
für funk und fernseh’n und der wetterwacht
er trabte dann mit angelegten flügeln
im schnee ein wenig auf der kuppe rum
und suchte - neugier ist ja schwer zu zügeln -
nach zeugnissen der bergesmythen um
orgiastisches hexen- und teufelstreiben
doch ließ das weil’s nichts brachte alsbald bleiben...
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wenn pegasus die hufe schwingt
ist das dem dichter recht
weil ihm dann meist was gut gelingt
ansonsten eher schlecht
schwingt pegasus die flügel gar
erhebt's auch den poet
so sehr daß ihm ganz wunderbar
ein werk vonstattengeht...
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wenn pegasus die schwingen voll entbreitet
erblasst getier das dito fliegt vor neid
und ebenfalls gern durch die lüfte gleitet
denn längst vorbei ist ja zum glück die zeit
wo flugsaurier auf der erde lebten
den größten hat man 'dracula' genannt
mit spannweiten bis zwanzig metern schwebten
des artgenossen einstmals übers land

die außerdem groß wie giraffen waren
gestaunt hätte da pegasus sogar
doch all das war vor zig millionen jahren
als noch vom menschen nichts zu sehen war
zu dessen mythen pegasus gehörte
den seine götterherkunft auch kaum störte...
https://www.watson.ch/wissen/tier/488580110-dracula-der-groesste-flugsaurier-aller-zeiten-war-so-gross-wie-eine-giraffe
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ob pegasus sich scheckig lacht
beim lyren bis die schwarte kracht
und binnen ultrakurzer frist
dann sozusagen schecke ist
statt randvollblutiger rappe
dessen stammbaum nicht von pappe?
weder noch, gar keine frage -
schimmel bleibt das ross der sage
stürmt dahin und schwingt sich auf
flügellahm selbst im verlauf
nicht vom allerlängsten flug
der es zu den sternen trug...
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das tollste sind an pegasus die schwingen
da fliegt er mit dem dichter im gepäck
egal woher, zum beispiel überlingen,
zu selbstverständlich dichterischem zweck
vielleicht gen hellas zu den beiden quellen
entstanden einst durch seiner hufe schlag
denn trank daraus soll ja das feld bestellen
des geistes für poetischen ertrag
was bleibet stiften wie es heißt die dichter:
bisweil'n entquillt ihr'm wort gleich einem quell
das währende und dergestalt wird lichter
der wust der welt keineswegs bloß partiell -
dem flügelkind von meergott und gorgone
verborgen bleibt nur wer einst trägt die krone *...
* „Ich trete vor einem zurück, der noch nicht da ist, und beuge mich, ein Jahrtausend i(h)m voraus, vor seinem Geiste.“ (Heinrich von Kleist)
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schimmel : pilz pferd und klavier
flügel auch - ein' siehst du hier
von colani, weltbekannt,
hat ihn “pegasus” genannt

liegt zwar nicht so auf der hand
doch knüpft schon ein schönes band
was wohl des designers ziel
zwischen sang und saitenspiel
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hat je ein hufschmied pegasus gesehen?
nein pegasus sah bislang wohl kein schmied!
es müsste mit dem teufel fast zugehen
wenn ihn ein hufschmied zum beschlagen sieht
gesichtet hat das dichterross noch keiner
weil's sagenhaft so wie das einhorn ist
kaum auszudenken sähe es mal einer
und wenn's ihm aus der hand dann sogar frisst
bleibt gott selbst länger vielleicht nicht verborgen
der sich in schweigen hüllt seit langer zeit
vertagend sein erscheinen stets auf morgen
obwohl so vieles längst zum himmel schreit -
ja manches ist schwer zu gesicht zu kriegen
und ganz allein an uns wird's schwerlich liegen...
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dein flügelschlag oh pegasus
macht wie der lieben muse kuss
doch selbst den größten dichter froh
und kleinere eh sowieso -
beschwingt geht einer dann ans werk
erklimmt per versfuß gar manch berg
den er erklommen hätt' sonst kaum
vielleicht ja nicht einmal im traum...
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phantastisch ist der pegasus am fliegen
fliegt gar bis zu den sternen hin ganz leicht
kann vielleicht selbst den gott zu fassen kriegen
und ihn mal fragen ob er lang noch weicht
ja dieses pferd ist wahrlich ohnegleichen
es lässt sich selbstverständlich nie dressier’n
und zähmen um mit ihm was zu erreichen -
schwer würde es dich in die irre führ’n
es muss auch keiner füttern gar und tränken
auch hufbeschlag tut pegasus nicht not
doch immer sollte eine/r daran denken
dem pferd steh’n zauberkräfte zu gebot
wer’s sattelt, ihm sich anvertraut und reitet
wird augen machen oft wohin es gleitet...

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