Nonsens - Feldforschung zum Verhalten des homo sapiens

Betrachtung zum Thema Psychologische Phänomene

von  Augustus

Nun, da ich das Verhalten des homo sapiens in Ausnahmesituationen in Eigenregie studieren möchte, wollte ich empirisch an die Sache herangehen und bewusst eine Situation konstruieren, die sein Verhalten entsprechende der Situation auslösen sollen. Ich beobachte bereits im Alltag, wie der homo sapiens den geringsten Weg des Widerstands sich auswählte, gleichwohl er den Frust, den er dadurch empfindet, in Kauf nimmt; insbesondere dann entsteht dieser Frust, wenn viele homo sapiens denselben Weg des geringsten Widerstands wählen. Nur ein kleiner Bruch von 0,2% homo sapiens wählt einen anderen Weg, der zwar aufwendiger, aber mit gar keinem Frust verbunden ist. Im Gegenteil, es entsteht sogar ein Glücksgefühl dabei, eine Lösung gefunden zu haben, dem sichtbaren Frust der anderen entkommen zu sein. So sei dem Leser nun mittgeteilt, dass zu jeder gegebenen Situation mindestens 2 Optionen existieren, so etwa wie ein Bit die Optionen 0 und 1 beinhaltet. 

Ich beobachte wie jeden Morgen an der Station angekommen, aus der Bahn die fleißigen Arbeitsbienen hinausströmten, mit dem Ziel zum Ausgang. Direkt vor ihnen befand sich eine schmale automatische Rolltreppe, die die Leute nach oben beförderte, und mehrere Schritte mehr, um die Ecke gab es eine Treppe, die man ebenfalls zum Ausgang nehmen konnte. 

Das Verhalten der Masse des homo sapiens war faszinierend. 99,8 % drängten und quetschten sich auf die schmale Rolltreppe, je Treppe besetzten 3 Menschen, die nebeneinanderstanden, wie Sardinen in der Büchse.  Keiner konnte sich mehr bewegen, jeder beengte den anderen, jeder drückte gegen den anderen. Vor der Rolltreppe bildete sich eine Warteschlange, die sichtlich Frust bei den Wartenden verursachte. Mit winzigen Schritten kam dieser Riesenwurm vorwärts und ließ sich von der Rolltreppe nach oben fahren. 

0,2 % des homo sapiens nahm den längeren Weg zur Treppe hin und ging die Stufen entspannt nach oben. Das kostete zwar mehr Anstrengung, es war aber sonst kaum jemand da. 

Ich bemerkte dabei etwas, dass mich faszinierte: Für die Entwicklung der Intelligenz ist die Dummheit Voraussetzung. 

Gebe es die Masse von 98,2 % an homo sapiens an der schmalen Rolltreppe nicht, sich dabei gegenseitig behindert, dann hätten die 0,2 % kein Problem und es bedürfte auch keiner entsprechenden Lösung, weil sie sich dabei gegenseitig nicht behindern würden. 

Technische Innovationen und (neues) intelligentes Verhalten beruhen auf Beobachtungen und Schlüssen vorhandener Technologien und menschlichen Verhaltens. 

Der Leser darf selbst entscheiden, welchen Weg er in der beschriebenen Situation hätte selbst genommen. 

 

Eine andere Studie erfordert etwas Mut, Mut zur empirischen Forschung ohne Grenzen. Während es Forschungen gibt, die die Strömungen von Menschenmassen messen und nachzeichnen, um das Verhalten von Menschenmassen besser zu verstehen und Millionen an Geldern verschlingen, benötigte ich für die empirischen Untersuchungen eine billige Drohne und ein Wegwerfhandy.  

Die Feldforschung, die ich auswählte war optimal. Das Oktoberfest. Millionen homo sapiens, die aus aller Welt hinströmen, um die Bierkrüge zu leeren, um sich die eigene Birne den Hopfen und Malz und Zucker durch Hefe vergärt, aufzuweichen und ein besonderes Verhalten dabei auszulösen, das vom Alltag abweicht. Ein perfektes Feld für die Forschung, denkt sich der Verhaltenswissenschaftler. 

Also wie wurde nun die Studie von mir durchgeführt. Als das Oktoberfest sich dem Höhepunkt näherte, also an dem Punkt, wo die Massen im Raum sich so stark bedrängten, die Massen eine gewisse Alkoholmenge intus hatten; rief ich vom Wegwerfhandy die hiesige Polizei an. 

„Polizei…hier.“ 

„Ja, guten Tag. Ich möchte eine Bombe auf dem Oktoberfest melden.“ Sagte ich.

„Wie bitte. Eine Bombe.“

„Ja. Eine Tasche (deren Äußeres ich dann genau beschrieb) liegt unter einem Tisch (deren Lage ich genau beschrieb) in einem Bierzelt und darin ist eine Bombe. Die digitale Uhr zeigte eben noch 30 Minuten an. Tun sie schnell etwas“. Dann legte ich auf und steckte es einem anderen in die Jackentasche.

Nun entfernte ich mich und stieg in den 15 Minuten auf einen kleinen Hügel von wo aus ich die Drohne fliegen ließ. Und tatsächlich passierte etwas. Die Polizei räumte das Oktoberfest und drängte die Massen nach Draußen, um sich zu zerstreuen. 

Ich ließ die Drohne herumfliegen, diese zeichnete die Bewegungströme der Massen auf, die Wirbel in den Massen, die aus welchen Gründen auch immer entstanden, das Gebrülle und der Frust der Massen war enorm und laut; die Masse sah die Polizei als Feind an, die sie von ihrem Vergnügen abhalten wollten und mit unsinnigen Behauptungen das Fest räumen wollten. Die Feindseligkeit richtete sich gegen die Ordnungshüter. Die Besoffenen wehrten sich und wollten nicht weg. Die Dümmsten wussten nicht wohin und die Unwissenden feierten einfach weiter. Die Gastronomen fluchten, ihr Geschäft werde ruiniert und weigerten sich ebenfalls den Platz zu verlassen. 

Ich schaute auf die Uhr und die 30 Minuten war rum und auf dem Oktoberfest tummelte sich noch Hundertausende in der Nähe der Tasche. 

Ich packte meine Drohne ein und fuhr weg und hatte nun genügend Material gesammelt, um die nächsten Wochen genüsslich mit der Auswertung zu verbringen.    

In den Nachrichten wurde berichtet, dass die Polizei das Oktoberfest geräumt hat wegen einer möglichen Bombendrohung. Sechs Stunden lang dürfte keiner den Platz betreten usw

Die Tasche wurde tatsächlich nach einer Stunde gefunden, darin befand sich allerdings nur ein lila farbiges Einhorn mit der Aufschrift; i loveOktoberfest.  



Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 dubdidu (07.10.25, 18:40)
Das Ergebnis wäre allerdings eine Anklage und die Übernahme der Kosten für den Polizeieinsatz.

 Augustus meinte dazu am 07.10.25 um 23:07:
Es sei denn, der Schuldige bleibt verschollen. Aber ja, in der echten Welt würde genau das eintreten, was du schreibst, nur, in der echten Welt gibt es solche Figur, wie die meine, nicht. 

 dubdidu antwortete darauf am 08.10.25 um 09:34:
Vielleicht doch, wer weiß.
Zur Zeit online: