Ich bin Robin, Sohn von Crusoe,
befind mich nah am Untergang.
Von Weitem grüßt mich sanft der Udo,
sein Haar weht schön und schulterlang.
Ich paddel wild in hoher Flut,
denk still an Ann und Jeanne zurück.
Nee, heute geht’s mir gar nicht gut –
ihr Schlaf war tief, das Boot mein Glück.
Ein Schuh treibt traurig auf ´ner Welle,
die Socken rufen: „Bleib gefasst!“
Der Himmel leckt an meiner Hölle,
der Wind hat seinen Dienst verpasst.
Ich ruf: „Wer hat den Kram verbockt?“
Doch keiner hört – nur Möwengrins.
Ich fluch, bin nass und tief geschockt,
da schnellt ein Fisch von hinten links.
´ne Möwe kräht: „Na, alter Held!“
und pinkelt mir ins Logbuch rein.
Ein Rettungsring zieht, wie bestellt,
vorbei und ruft: „Vertrau dem Sein.“
Mein Freund versinkt nun ganz im Meer,
ich sing ihm leis ein Abschiedslied.
Es kreist herab ein Vogelheer,
mein Fuß gibt sacht den Takt zum Beat.
Ein Hai erscheint, charmant, galant,
und fragt: „Na, Freund, wie wär’s mit mir?“
Ich reiche ihm galant die Hand,
er sagt: „Willkommen im Revier.“
Dann ruft von unten eine Muschel:
„Hier unten ist noch Platz genug!“
Ich sag: „Moment, ich hol den Fusel“,
und stoß mich ab zum letzten Schluck.
Nun wohne ich im Unterbauch,
die Wände blubbern warm und rund.
Hier unten schreibt man Träume auch –
auf Magenhaut, mit Tintenmund.
©Sigrun Al-Badri/ 2025