Putzentöög

Gedicht zum Thema Sucht

von  Saira

Ick loop dör mien Huus herüm,
as’n Dier, dat wat söcht.
De Lapp is weg, de Eemer leeg –
de Ornung is verflöcht.

 

Dor flüstert still de Rest van Grips:
„Dunnerkiel, hör up, Marie!“
Man deep in’t Buuk, dor kribbelt wat,
un Ruh, de harr ik nie.

 

Siet ik nich mehr am Schrobben bün,
is allens dump un krank.
’n Krümmel hier, ’n Flecken doar,
keen Ding mehr richtig blank.

 

Ick dreih mi rund in’n Kring,
weil ik keen Enn mehr heb.
De Hannen wund, de Naggels af –
de Dwang höllt mi up Trab.

 

Ick kann dat Chaos nich begriepen,
de Stööf danzt fro un keck.
He wirbelt still empor, so licht –
un lacht mi eenfach weg.

 

Ick atm sacht, ik rör mi nich,
ick laat den Stööf blot sien.
He legt sik sacht op Huud un Hart –
un plötzlich bün ik fien.

 

 

©Sigrun Al-Badri/ 2025




Anmerkung von Saira:

Mein Gedicht auf Hochdeutsch:
 
Putzentzug
 
Ich laufe durch mein Haus,
wie’n Tier, das etwas sucht.
Der Lappen fort, der Eimer leer –
die Ordnung ist verflucht.

 
Da flüstert leis der Rest Verstand:
„Verdammt, hör auf, Marie!“
Doch tief im Bauch, da juckt mich was,
und Ruhe hatt ich nie.

 
Seit ich nicht mehr am Schrubben bin,
wirkt alles stumpf und krank.
Ein Krümel hier, ein Flecken dort,
nichts bleibt mehr richtig blank.

 
Ich dreh mich rund im Kreise,
weil ich kein End mehr hab.
Die Hände wund, die Nägel hin –
der Zwang hält mich auf Trab.

 
Ich kann das Chaos nicht begreifen,
der Staub tanzt frech und keck.
Er wirbelt still empor, so leicht –
und lacht mich einfach weg.

 
Ich atme sacht, ich rühr mich nicht,
ich lass den Staub nur sein.
Er legt sich mild auf Haut und Herz –
und plötzlich bin ich rein.

 
 
©Sigrun Al-Badri/ 2025

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Kommentare zu diesem Text


 Teo (09.10.25, 15:53)
Tach Sigi,
ein süßer Dialekt. Da lesen sich selbst Tiraden wie Komplimente.
Die Übersetzung brauch ich auch.
Schön gemacht.
Gruß aus Ruhrpotthausen
Teo

 Saira meinte dazu am 10.10.25 um 09:37:
Dank di, mien Jung! Wenn du mol in’n Ruhrpott nix to schrubben hest, kumm to Norden, wi hebb noch Flecken genug.
 
Veel leev Grööten ut’n Norden  :)
Sigi

 EkkehartMittelberg (09.10.25, 16:15)
Ein wunderbar leichtfüßiges Gedicht auf das kreative Chaos, Sigi.
Beschwingte Grüße
Ekki

 Saira antwortete darauf am 10.10.25 um 09:38:
Moin leev Ekki,

jo, Chaos is bi mi ok Kunstform, blot mit Seifenrand.

 
Leev Grööten
Sigi

 plotzn (09.10.25, 18:07)
Servus Sigi,

im Dialekt klingt selbst ein Putzteufel noch wie ein Engelchen...
Ich bin ja ein Freund des Paretoprinizps (nicht nur beim Putzen): 80% Wirkung schafft man mit 20% Einsatz, die letzten 20% sind zu anstrengend...

Liebe Grüße
Stefan

 Saira schrieb daraufhin am 10.10.25 um 09:40:
Moin leev Stefan,

mit dien Prinzip würd ik ok glückelk: blot dat de Stööf nich mitreken deit. He maakt 120 %! 

 
All mien leev Gröten
Sigi

Antwort geändert am 10.10.2025 um 09:40 Uhr

 Didi.Costaire (09.10.25, 22:57)
Moin Sigi,

das klingt wirklich putzig.   :)

Liebe Grüße,
Dirk

Kommentar geändert am 09.10.2025 um 22:57 Uhr

 Saira äußerte darauf am 10.10.25 um 09:41:
Leev Dirk,

„putzig“ passt, bi mi glitzert sogar de Spülbürst mit Stolz.
:)
 
Sünnschien un Grööten
Sigi

 Pfeiffer (09.10.25, 23:42)
Wer möchte das nicht:
Raus aus allen Zwängen und sich am Ende zufrieden geben, sich vielleicht sogar noch mal neu erfinden?
Du hast diesen Traum ganz wunderbar beschrieben.
Danke - auch für die Übersetzung...
Gruß von Fritz

 Saira ergänzte dazu am 10.10.25 um 09:42:
Dank di, mien leev Fründ Fritz,
 
vielleicht bün ik nu keen Putzdüvel mehr, aver een lütt Engel mit Stöfkroon.
 
Hartlichst Grööten
Sigi

 AchterZwerg (10.10.25, 07:32)
Liebe Sigi,

bin von deinem Fazit ziemlich entsetzt!
Soll in Zukunft nun die kleine Wilma den Staub aufschlecken? Unter Beifallsrufen ruhrpöttischer Fußballversager?

Ziemlich entsetzte Grüße
.

 Saira meinte dazu am 10.10.25 um 09:43:
Ach, mien leeve Eerdmanntjefroo,
 
kien Bang, de Wilma, kriggt blot een Feudel as Zungenbremse.
 
Blankputzte Grööten ut mien Stöfparadies,
Sigi

 Tula (10.10.25, 23:00)
Liebe Sigi
Sag ich mir auch immer. Lass den Dreck einfach, das wird von alleine hart wie der Boden unter ihm  :D 

LG Tula

 Saira meinte dazu am 11.10.25 um 09:29:
Moin leev Tula,

dat segg ick mi ok manchmol: „Laat den Dreck liggen, he ward noch Kunst!"


Wenn he hart ward, stell ik een Schild dorbi: Historischer Stööf – bitte nich wegwischen!


Veel leev Grööten ut mien Huus mit Patina  :)
Sigi

 TassoTuwas (11.10.25, 08:32)
Moin min leef Deern,
wullt du noch Feudel hebben, schriev mi dat.
Ik kann die welk afgeven.
Du büss ja en lütten Putzdüvel!
Leef Gröten
TT

 Saira meinte dazu am 11.10.25 um 09:30:
Moin mien leev fründ Tasso,

Feudel hest du?
Perfekt! Mine sünd all dörwischt, se flehen schon nah Rente.

Wenn du mi wat schickst, maak ik di dafür’n Glanzpaket klar.
:)

Veel leev Grööten ut’n Stöfwinkel,
Sigi


Antwort geändert am 11.10.2025 um 09:31 Uhr
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