Unter Eid genossen

Innerer Monolog zum Thema Abgrund

von  LotharAtzert


Zur Nidda: „Nie da!“ – lugarex (Meditation v. Achter Zwerg)

 

Macht nichts, dann kennst Du, - vielleicht liegts sogar um die Ecke bei dir, Flüeli Ranft, da gabs den Niklaus von Flüe, bennannt nach dem Dörfchen Fluelen, dem Flüßchen Ranft, sowie der Schlucht gleichen Namens. Da steht noch sein Haus aus dem 15. Jh, der Ort ist ein Stückweit fort, wie es damals war. Und überall auf Tafeln hingen zu meiner Zeit Danksagungen für die Wunder, die er bewirkt haben soll und Photos und Zeugnisse, aus Mittelamerika und gottweißwoher. Und als ich an einem Wochentagsmittag dort ankam, war es von Wallfahrenden gut besucht, spürte ich eine starke Energie am Ort und gedachte daselbst zu übernachten. Nicht im Hotel, sondern nur mit Schlafsack zwischen dem brausenden Flüßchen und Niklausens Bauernhaus auf der Anhöhe. Warum ich kam, - ich war jung damals … und brauchte den Spirit.

 

So verbrachte ich den Tag, um einen bestmöglichen Schlafplatz für die Nacht ausfindig zu machen und als es so weit war, die Wallfahrer alle in ihre Hotels zurückgekehrt, legte ich mich, leicht erhöht neben den rauschenden Fluß und über mir das Haus des Niklaus, kroch in den Sack, während es rasch dunkel wurde. Vermessen war die Erwartung, daß er mir erschiene und etwas Erleuchtendes, wie Karmapa in Kopenhagen vor einem Jahr gelehrt hätte, aber statt dessen kam alles noch viel besser und sollte mir Lehre sein: der Schlafsack war nach einer halben Stunde naß, von innen zumindest auch schon klamm und draußen fiel die Temperatur stetig ab. Im Stockfinsteren, dazu das Gedröhne der Wassermassen wurde mir klar, daß die Sache nicht nur lebensgefährlich wurde, sondern Bruder Klaus offenbar an dem Buddhisten  kein Wunder vollbringen wollte, hörte ich plötzlich eine Stimme tief in mir drinn sagen: Du mußt mit dem Licht der Taschenlampe, die noch funktioniert, sofort hier weg. Und so tat ich es unter Bibbern und floh vom Rauschen der Schlucht weg immer aufwärts. Und plötzlich tauchte im letztzuckenden Lichtkegel eine Scheune auf, ich tastete linkisch drei, vier Meter, dann kam er Mond aus einer Wolke, so daß ich ein unverschlossenes Eingangstor fand und, wenn auch unter großem Frieren Fenster in den Lücken gabs keine, die Nacht  zu überleben gedachte. Wie das, trotz Minusgrade? – Wieder diese Stimme: „Sei vernünftig und halte dich mit Tanzen warm, rezitiere ein Mantra.“ Ich bedankte mich und folgte ihrem Rat, wennauch unter Protest, denn ich tanze lieber im Geist.  Ob das nun ein Wunder durch Bruder Klaus war, keine Ahnung, aber eine wunderbare Begebenheit allemal odr? Es hat mir meine Vermessenheit klar vor Augen geführt und ich wußte sofort, daß es nach dem damaligen Wortverständnis eine angemessene Belehrung war.

Danach, zum Glück hatte ich noch die Telefonnr. jener Medizinstudentin, die mich beim Trampen aufsammelte, ich einen Kurzurlaub mit ihren Kommilitonen machen durfte und nachts mitnahm zu C.G. Jungs einstiger Wirkungsstätte, die musste mich retten, legte mir Essigsöckli an, damit das Fieber wieder ruterkam, was es nach drei Tagen tat..

 

Niklaus von Flüe

Geboren: 21. März 1417, Unterwalden, ein Widder, gradmäßig in Konjunktion mit Bach am kardinalen Frühlingspunkt und auch wieder zehn Kinder mit einer Frau gehabt, die Familie gut ernährt, als Soldat, als Bauer erfolgreich, - und vom einen auf den andern Tag wurde er zum Asket, lebte fortan hier und starb am Ort.

 

„Carl Gustav Jung hielt Niklaus von Flüe für den Prototyp eines Mystikers über religiös-konfessionelle Spaltungen hinweg. Bruder Klaus sei «der einzige hervorragende schweizerische Mystiker von Gottes Gnaden, der unorthodoxe Urvisionen hatte und unbeirrten Auges in die Tiefen jener göttlichen Seele blicken durfte, welche alle durch Dogmatik getrennten Konfessionen der Menschheit noch in einem symbolischen Archetypus vereinigt enthält».[13]“ Jung meinte: «‹Gott› ist eine Urerfahrung des Menschen, und die Menschheit hat sich seit unvordenkbaren Zeiten eine unausdenkbare Mühe gegeben, diese unfaßbare Erfahrung darzustellen, zu assimilieren, durch Deutung, durch Spekulation und durch Dogma, oder sie zu leugnen».

 

Auch CG Jung sei nochmal Dank fürs Artikulieren und zur Verfügung gestellt haben.




Anmerkung von LotharAtzert:

Inspiriert durch https://keinverlag.de/504943.text

Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren

Kommentare zu diesem Text


 lugarex (11.12.25, 16:07)
übrrascht von dem spektakularen monolog, schapoh :)!
Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren
Zur Zeit online: