Unser Lärm

Gedicht zum Thema Jahreswechsel/ Silvester

von  Saira

 

Die Stadt hält kurz den Atem an,
dann reißt der Himmel auf.
Ein Knall zerbricht die Dunkelheit,
als wär sie schlicht aus Glas.

 

Funken fallen grell und hart,
sie zischen durch die Zeit.
Die Freude schreit, der Lärm wird Licht,
das keiner leise meint.

 

Im Hof duckt sich der alte Hund,
die Pfoten eng am Bauch.
Er kennt kein Jahr, kein Morgen mehr,
nur dieses Krachen noch.

 

Im Wald springt panisch Reh an Reh,
kein Weg führt aus dem Schreck.
Die Nacht steht plötzlich ganz in Brand,
kein Ort hält sie noch fern.

 

Ein Vogel fährt aus seinem Schlaf,
stößt blind an Draht und Wand.
Ein Flügel bleibt im Zaun zurück,
der Himmel ohne Rand.

 

Am Straßenrand liegt später still,
was eben noch gerannt.
Ein dunkler Fleck im Neujahrsschnee,
von niemandem genannt.

 

Die Menschen zählen laut herab,
umarmen sich im Licht.
Sie stoßen an auf neues Glück
und sehen all das nicht.

 

Kein Feuerwerk fragt, wer es hört,
kein Knall kennt ein Erbarmen.
Die Angst trägt heute viele Namen
und lässt sie ohne Halt zurück.

 

Wenn morgens dann die Straßen ruhn
und Rauch sich niedersenkt,
bleibt eine Nacht, die Leben nahm,
weil niemand daran denkt.

 

Und irgendwo, ganz ohne Wort,
bleibt Angst in stillen Gliedern,
bei denen, die sich nicht entziehen konnten
durch uns und unser Lärmen.

 

 

 

 

©Sigrun Al-Badri/ 2025



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Kommentare zu diesem Text


 eiskimo (28.12.25, 14:04)
Liebe Saira!
Gut, dass Du es noch einmal so konkret vor Augen führst, dieses tumbe Geböller- und Geballere, und was es anrichtet.
Ein gelungener Text!
Manche scheinen dieses Ventil aber zu brauchen...
Ich mache es wie der alte Hund im Hof.
LG
Eiskimo

 Regina (28.12.25, 14:11)
Auch Katzen kriechen unter das Sofa und haben Angst vor dem Lärm. Sehr unvernünftige Menschen verwenden auch gefährlicheres Material als das übliche käufliche. Ich brauche das nicht. Ein paar harmlose Wunderkerzen tun es auch.

 diestelzie (28.12.25, 14:34)
Zum Glück gibt es mittlerweile viele Menschen, die wegen Hund, Katze und Co. auf Feuerwerk verzichten. Das Thema spaltet auch schon wieder die Nation, ist aber so wichtig, weil die Tiere, wo auch immer sie leben, uns ihre Situation nun mal nicht selbst mitteilen können. 

Liebe Grüße
Kerstin
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