Die Nacht liegt da wie ein verschlossener Brief,
der Antwort kennt, doch keinen Laut gewinnt.
Ein Stern steht tief, ein wenig schräg und schief,
als prüfe er, wer hofft und wer noch sinnt.
Die Straßen tragen Lichter wie Verbände,
nicht um zu heilen, nur um zu verdecken.
Darunter pocht das Alte bis ans Ende,
doch lernt es kurz, den Schmerz zu überdecken.
In Küchen zählt die Uhr mit kaltem Klang,
sie misst, was fehlt, seit etwas von uns ging.
Ein leerer Stuhl verharrt dort stundenlang,
als wöge Schweigen mehr als jedes Ding.
Wer nichts erwartet, hört das leise Gehen
von Schritten, die man warm im Dunkel hält.
Kein Engel kommt, nur stilles Weiterstehen
im Jetzt, in das kein großes Wort mehr fällt.
Vielleicht ist das genug in diesen Tagen:
Dass jemand fällt und dennoch nicht zerbricht.
Dass selbst im Dunkel leise Räume sagen:
Auch Nacht, sie trägt ihr eignes sanftes Licht.
©Sigrun Al-Badri/ 2025