August 1995

Erzählung zum Thema Aufbruch

von  Prinky

Im Sommermonat eines jeden Jahres ist die Liebe eine vernünftige Sache. Und sie muß nicht immer nur unbedingt Personen gelten.
Damals am Bodensee war es auch so, jedenfalls in ihren Augen.
Es war der erste, größere Urlaub, den sie ohne ihre Eltern bestritt. Zwei Wochen Bodensee, und die erste Station hieß damals Friedrichshafen.
Ihre Freundin damals im Schlepptau, wollte sie erstmal direkt in das dortige Zeppelinmuseum. Und natürlich war sie es dann auch so, denn wenn Carla sich erstmal etwas in den Kopf setzte, dann...jöh, war es auch so.
Sie liebte die Majestäten der Lüfte, diese absolut faszinierenden Luftschiffe einer fast vergangenen Welt. Sie wußte, daß eines Tages wieder kleinere Luftschiffe fliegen würden, aber so wie damals würde es wohl nicht mehr sein.
Staunenden Blickes sah sich Carla durch die Hallen wandeln.
Jetzt, da ihr Blick faktisch zweimal vorhanden war, bemerkte sie den mißmutigen Gesichtsausdruck ihrer damaligen Freundin. "Oje, sie hatte mir nie erzählt wie langweilig mein Hobby wohl für sie war," ging es ihr durch den Kopf. Eigenartig komisch war es Marions seltsamen Blick jetzt so gut sehen zu müssen. Zu ihrem Glück aber wandelte sich das Bild,
und die beiden Mädels standen mitten in der kleinen Altstadt Passaus. "Herrlich," empfand Carla den nochmaligen Blick. Aber wieder bemerkte sie Marions gelangweiltes Schauen. War es ihr nie aufgefallen, daß sie wohl immer nur an sich dachte damals, und nur tat, was ihr Spaß machte? Ihr schien es damals, als hätte auch ihre Freundin irren Spaß an Museen und Altstädten, aber vielleicht wußte Marion einfach besser, was eher Spaß machen würde. Immerhin fackelte sie nie lange, wenn ihr ein Typ gut gefiel. Marion ist seit damals nie wieder mit ihr in Urlaub gefahren, und endlich ahnte sie wohl das WARUM.

Januar 2005:

Aber sie spürte, wie der allgemeine Glanz ihrer Augen der Wirklichkeit wich. Stumm wie ein Blatt, welches sich zu Boden senkte, schaute sie in Richtung der nur schwer erkennbaren Straße.
Ab und an fuhr ein Auto vorbei. "Die müssen mich doch sehen," ärgerte sie sich. Sie konnte sich partout nicht mitteilen. Jede Bewegung tat ihr sauweh. Das Handy war irgendwo im Wagen verschwunden. Natürlich hatte sie es gesucht, aber
irgendwann wohl hatte sie aufgegeben. Zu dem, daß sie es kurz vor dem Unfall ausgeschaltet hatte. Jetzt wäre es gut, wenn sie den Klingelton bei einem Anruf vernehmen könnte.
Carla konnte ihren Körper weder drehen noch wenden, noch richtig bewegen. Nur ihre Augen rollten emsig umher. Angetrieben von ängstlicher Nervösität, versuchte sie irgendetwas  zu fassen, was Hilfe versprach. Doch da war nichts!

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