Sallys Haus (4)

Erzählung zum Thema Geister

von  Prinky

Die Nacht birgt nicht nur die vollendete Schwärze und die Dunkelheit für Stunden, nein, sie birgt auch die Möglichkeit durch Türen zu gelangen, und in das Reich der Schatten zu gelangen. Wenn man solche Türen offenhält, darf man sich nicht wundern, wenn Geister und Dämonen sich wieder um einen Platz zwischen all dem Lebendigen bemühen.
An diese einst aufgeschrieben Worte musste Myles denken, als er sich am, im Gästezimmer befindenen Waschbecken, aufhielt, um sich bettfertig zu machen. Karen schien seine Gedanken mitzuhören, denn sie sah ihn mit großen Augen an, um eine Antwort zu erhalten. Doch er konnte ihr keine geben. Seine Gedanken kreisten um den Tag, den er sich genauso wie seine Frau, am Tage zuvor anders ausgemalt hatte.
"Komm ins Bett", sagte er leise zu ihr. Und sie folgte seinen Worten, denn langsam übermannte sie ähnlich wie ihn eine absolute Müdigkeit.

Sie schliefen schon, als sich über ihren Gesichtern eine Art Wolke manifestierte. Erst nur schwach, wuchs ihre Kontur genauso wie das eigentümlich Farbenspiel jener weißen Masse, die sich nur wenige Zentimeter über ihrem Gesicht befand. Plötzlich formte sich die Masse zu einem Gesicht. Zu einem erzürnten Gesicht, in dessen oberer Mitte zwei rot leuchtende  Augen mit weißen Pupillen sekundenstarr blickten.
Ihr Bett begann zu ruckeln, und als sie ihre Augen öffneten, sahen sie diese Gesichtsgestalt, die ihren Mund zu einer Fratze formte, aus dessen tiefdunklem Schlund eine Schar von Fliegen schoss, die in Sekunden den Raum so sehr mit ihnen anfüllte, das ihnen das Atmen von Sekunde zu Sekunde schwerer fiel. Myles gelang es, seine ängstliche Starre zu überwinden, und aus dem Bett zu kriechen. Außer sich vor Angst schlich er zu einem der Fenster, um es letztendlich zu öffnen. Doch es gelang ihm nicht. Wie sehr er es auch versuchte. Das Fenster ließ es nicht zu.
Plötzlich wand sich ihm das Gesicht in der Masse über dem Kopf seiner Frau ihm zu. Und dann hörte er, wie der Mund in dem wütenden Gesicht immer und immer wieder nur folgendes rief; Verschwindet von hier!
VERSCHWINDET VON HIER!
Im Meer aus Fliegen sank er auf den Boden, und gerade als er meinte zu ersticken, fuhr er hoch in seinem Bett.
Die Uhr zeigte 3.16 Uhr und seine Frau schlief ruhig und fest neben ihm. Ängstlich sah er sich um, um schließlich aufzustehen, und sich erneut am Fenster zu versuchen. Es ließ sich leicht öffnen. Verdutzt schaute er sich um. Das helle Mondlicht tauchte den Raum in ein eigentümliches Licht.
Aber die Art Masse, die er in seinem Traum, wenn es einer war, sah, war weit und breit nicht zu erblicken. Er legte sich wieder hin, und versuchte wieder einzuschlafen. Doch immer wieder schaute er an die Decke, doch nichts erschien. Beunruhigt schlief er schließlich ein.
Als die Sonne den Raum begrüßte, wachte sie als erste auf. Sie hob ein Bein aus dem Bett, und das andere folgte ihm gleich. Doch dann spürte sie ein knacken, kaum das sich ihre Füße auf den Boden gesenkt hatten. Sie erschrak!
Ein Haufen toter Fliegen lag auf dem Boden. Ängstlich überrascht und angeekelt begann sie daraufhin auch ihren Mann Myles zu wecken. Noch nicht ganz wach, erzählte sie ihm von dem seltsamen Fund auf dem Boden, und forderte ihn auf, es sich zügig anzuschauen. Er kletterte über das Bett und sah nichts. "Was", meinte er, "und dafür weckst du mich?"
Sie sah auf den Boden. Doch da lagen nur zwei paar Hausschuhe. "Die habe ich schon öfter gesehen", meinte er, als er sich plötzlich wieder an die vergangene Nacht erinnerte. Doch er sagte ihr nichts. Alleine aus dem Grund sie nicht weiter zu beunruhigen.

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