Alle 473 Texte von Peer

Ich habe ein Gedicht gedacht, es nur nicht zu Papier gebracht. Es blitzte blau und roch nach Wiese, klang wie das Sausen sanfter Brise. Entfloh des nachts auf Traumes Schwingen. Wer's findet, mag's mir wiederbringen.

Die Worte hat er hingebogen, und jeden Satz zurechtgedrechselt, zuletzt noch an dem Text gefeilt. Nun ist das kleine Kunstwerk fertig. Doch auf dem Grund, zu Staub zerteilt, ist ihm die Seele mit enteilt.

Der Dichter hat gerungen und ein Gedicht gelegt. Nun brütet er darüber, ob s ich ein Mucks drin regt.

Es blaut so blau, wenn Frühlingshimmel blauen, und mancher macht in solchen Fällen blau. Lügt seinem Chef das Blaue von dem Himmel, und fährt danach in selbiges mit Frau. Erlebt dabei vielleicht sein blaues Wunder und schiesst sternhagelblau...

Ich hatte dir mein Herz geschenkt. Der Kopf war strikt dagegen. Nun, da mein Herze nicht mehr will, kommt's jenem ungelegen.

Jede Blume, die du pflücktest, hat nur kurz für dich geblüht. Die nur, der du Heimat schenktest, hat sich um dich fortbemüht.

Ich suche dich, weil mich dein Blick bis auf den tiefsten Grund durchschaut, und weil du mir, wie sonst kein Mensch, als wäre ich es selbst, vertraut. Ich suche dich, weil mir dein Wort so tief in meine Seele reicht, und weil es mir unsagbar...

Von all den Jahren ist nichts geblieben, als ein paar verblasste Fetzen Erinnerung, nervös im Wind flatternd vor weißer Wand.

Berlin hat ein berühmtes Tor und Hamburg seine Elphi. In München schießt man auf der Wiesn, in Köln vorm Dom ein Selfie. Frankfurt hat einen Römer gar und Stuttgart Bahnhofswehen, doch zählt dies nichts seitdem ich jüngst ein Himmelreich...

Im Pub Lizzy T. kann fürs Zechen der Ire per Limerickspruch blechen. Trotz Pub-lici-ty hört man bei Whisky sie frei von der Leber weg sprechen.

An der Straße saß der Hase, Mümmelte so vor sich hin. Da kam Meister Fuchs gelaufen, wollte sich den Hasen kaufen. Das ward sein Ruin. Denn der Hase war ein alter, und so wurde es ein Kalter. Sprang er doch mit voller Tücke just in jenem...

Heile, heile, Gänschen, ein Gänschen namens Fränzchen, das fraß so gerne Pflänzchen, und kriegte von ein Ränzchen. Da kam geschwind das Hänschen, das schlachtete das Fränzchen, und briet es für ein Kränzchen. Heiliger Martin, lecker...

Hast du, verfolgt von Polizei, und rechts flankiert vom Hubschrauber, schon abgeschlossen mit der Welt, weil linkerhand ein Abgrund gähnt, und du nicht schneller fahren kannst, da vor dir ein berittnes Schwein trotz Hupens seine Spur nicht...

Er ist ein alter Kauz. Erschrickt vor eignem Laut, als kläng' er wie der Ruf, nach dem, vor dem ihm graut.

Auf dem Bäumchen hängt ein Träumchen, wartet, dass man's pflückt. Da kommt flugs ein Mensch gegangen, hat die Leiter umgehangen, sieht's, und ist entzückt. Legt die Leiter an das Bäumchen, steigt hinauf und pflückt das...

Auf einem kahlen Felsvorsprung wuchs eine kleine Blume, und hatte nicht viel Platz daselbst und wenig Erdenkrume. Sie träumte von dem Sonnental auf andrer Bergesseite, sah bloß, vom kalten Wind umweht, auf eine karge Weite. Da kam ein Vogel...

Was sie ihm ankreiden, wischt er kurzerhand vom Tisch. Frisst die Kreide, und spricht plötzlich mit verstellter Stimme.

Durch dick und dünn wollte man gehn, schwor bei der heil'gen Minne. Doch als es knüppeldicke kam, da machte man sich dünne.

Ungeniert posaunen sie ihr Wissen heraus. Und haben oft von Tuten und Blasen keine Ahnung.

Es ist die ahnungsvolle Zeit. Das Leben geht den alten Gang. Doch dumpfer klingt mit einem Mal, im Morgengraun der Vogelsang. Und blasser wirkt das Farbenspiel, gedämpfter auch des Tages Licht. Es ist, als ob durch alles Sein ein tiefrer...

Ein liebes Wort, ein netter Blick, ist wie ein kleiner Funken Glück, der in manch tiefes Dunkel fällt, und es von Grunde auf erhellt.

Schwer fuhr der Sturm durch deine Seele, Und Well' um Welle brach sich Bahn. Längst ruht ihr Spiegel wieder stille, Doch tief am Grunde fault der Kahn.

Das Wort ist meine Freiheit, es löst sich aus den Tiefen und leiht Gedanken Flügel, die dort schon lange schliefen. Dass sie wie junge Vögel, die an den Nestrand drängen, sich durch den Flug erlösen von allen ihren Zwängen.

Hier noch ein Rotes, dort ein Gelbes, und auf der andren Seite selbes. Dazu an allem rumgezupft, und hier und da was ausgerupft. Noch Grün dazu, das etwas kraus, und fertig ist der bunte Strauß.

Wenn man aus Gier an Mutter Erde Kannibalismus fortbetreibt Und vom Ertrag wenigen vieles, Doch vielen viel zu wenig bleibt, Und wenn das Boot, in dem wir sitzen, Den Stürmen nicht mehr widersteht, Dann sollten wir uns ernsthaft fragen, Wer auf...

Verlief dein Gestern unbeschwert, und trägt das Heute Sorgen, wirst morgen du von beiden dir fürs Neue Kräfte borgen.

Alt zu werden, wünscht manch einer, älter werden dabei, keiner.

Vom Baume fiel ein welkes Blatt und trieb im Wind dahin, als wäre ihm im Sterben selbst noch eine Frist verliehn. So treibt ein Mensch, vom Leben los, dem Blatte gleich im Wind. Nicht lebend mehr und auch nicht tot, bevor er Ruhe find’t.

Drüben, überm Berge, liegt ein stilles Land, wo die Winter milde und die Sommer lang. Drüben, überm Berge, wohnt ein Volk, das fremd, das nicht Leid noch Freude, noch ein Sehnen kennt. Übern Berg hinüber führt ein steiler Pfad, und die ihn...

Ein Kängu- und ein ZenGuru, die irrten durch das Outback. Der ZenGuru verlor die Ruh, das Känguru den Bauchspeck.

Ein Steckenpferd, das trabte mal von Traben-Trarbach nach Reval. Doch weil’s dabei sein Bein vertrat, geht es seitdem am Stock, echt schad.

Oft bleibt mir nur dein Trost, wennschon Das Wort sich längst an Mauern bricht, Führt deine Leiter Ton für Ton Mich aus der Finsternis ans Licht.

Einsam im Feld sah ich dich stehn, In deinem wunderblauen Kleid Schienst du wie ein Mysterium, das Der Himmel jäh herabgeweint. Entäußert deiner Welt und fremd, Bestachst du durch dein Anderssein, Und baust, wie zur Erinnerung, Das Blau des...

Im Traum lief ich die Küsten ab, Ein Boot zu meiner Flucht zu finden. Nun, da ich’s fand, verhüllt Gewölk Die Sterne, die den Weg mir künden.

Im offnen Fenster saß ein Spatz und sah mich so vertraulich an, als kennte er mich lange schon. Ein Wissen lag in seinem Blick und eine Unschuld, die mich traf. Ich scheuchte ihn aus Furcht zurück.

Der Winter senkte still Sein Tuch auf deine Träume. Nun, da der Frühling kam, Erblühen alle Räume.

Eben noch unter uns, eben noch da, Eben noch mitgelacht, eben noch nah. Eben noch, vorhin noch, so mittendrin, Nur ein "Adieu" entfernt, gingst du dahin. Für uns unfassbar: Du kehrst nicht zurück. Herausgerissen aus unserem Stück,...

Hier ist mein Reich. Hier reich ich mir. Hier kennt die Sehnsucht eine Tür. Hier darf ich ganz ich selber sein, Und keiner redet mir darein. Hier nasch ich von der Muse Frucht, Und bin nicht ständig auf der Flucht. Hier hat nur Zutritt, wer...

Ich treibe auf dem weiten Meer, Hoch über mir das Sternenheer. Nehm meinen Kurs nach ihrem Bild, Bis es mir ganz die Seele füllt, Und treibe, treib im Flammenschein Durch mich hindurch, in mich hinein.

Weit draußen überm Ährenmeer Gleißt er im hellen Sonnenlicht. Gesträuch umgibt den stillen Ort, Draus nur der Tierlaut jäh erbricht. Wie eine Arche wirkt er so, Die auf dem weiten Ozean treibt, Die Hoffnung einer früheren Welt...

Wieder hüllt die Nacht mich Stillen In ihr düsteres Gewand, Und der Geist löst sich vom Willen Für den Zug ins dunkle Land. Fliegt entlang der Küstensäume, Halb noch Land und halb schon Meer, Über tags durchmessne Räume, Die nun fremd und...

Wenn ich mich verlassen fühlte, weil mich keiner mehr verstand. Wenn ich angefeindet wurde, Und sich nicht ein Helfer fand. Wenn ich an mir selbst gezweifelt, Obschon Gutes ich erstrebt, Tröstete mich oft das Wissen, Dass du solches auch durchlebt.

Meine Sehnsucht möge dir Aus der Not sein eine Tür, Ein Schluck Wasser in der Pein, Stern auf dunklem Weg allein, Eine Herberge zur Nacht, Engel, der über dir wacht, Und uns beide Wege führen, die in Bälde sich berühren.

Ganz tief in deinem Innern liegt Ein kleiner Diamant. Strahlst mir in einem andern Licht, Seit ich dies Kleinod fand. Färbst mir die Tage herrlich bunt Und bist mein Schatz allhier. Dass ich ihn in mein Herz gefaßt, Zeigt dir, wie wert du mir.

Auf einem Lotosblatt im Teiche thronte ein Frosch im feuchten Reiche. Sah auf das Nass, das ihn umsäumte und fiel in einen Schlaf und träumte: Ein Storch kam plötzlich angeflogen und hätte ihn vom Blatt gezogen. Wovon er schreckensbleich...

Zum Wiegenfeste wünsch ich dir gen Himmel eine offne Tür, Gesundheit, Glück und Sonnenschein, ein tolles Weib (’nen tollen Mann) nebst Kinderlein, Zufriedenheit und wenig Zank, ein dickes Konto bei der Bank, Erfolg im Job, ein Haus vorort,...

Er hilft oft nicht, wie du’s erhoffst, In deinen bangen Sorgen. Doch gerne schenkt er, wenn du willst, Dir einen neuen Morgen. Und gibt dir die Gelegenheit Dein Weh zu überdenken, Um deinen Blick von dem was geht, Auf das, was bleibt, zu lenken.

Ein Esel lief nach Erzurum und wußte dort nicht mehr warum. Drauf ging er seinen Weg zurück, doch als gegangen er ein Stück, vergaß auch hierfür er den Grund, blieb fortan stehn zur selben Stund und ward, als was er nie gegolten, seitdem als...

Der Mann im Mond hat nebst der hellen auch eine dunkle Seite. Er hält sich dabei gern bedeckt und sucht im Grund das Weite. Der Mann im Mond bleibt hart wie Stein, wie auch die Wölfe heulen. Sein Antlitz, hell, doch kampfbespurt, zeigt Furchen...

Ich hätte euch so gern geschrieben, doch dass beim Vorsatz es geblieben, liegt nicht an euch, nein, nur an mir und diesem blöden Mückentier, das sich auf meine Lippe setzte, so dass ich blasend es vergrätzte. Denn mit ihm ging, was hier...