Klapphornverse

Zwei Brüder streiten um die Eiche, der eine rückt, damit sie weiche, sofort mit scharfer Säge an. Der andere, der hängt daran.

Zwei Babys spielen mit dem Brei, das eine isst ihn nebenbei. Das andre kostet und erbricht, ihm schmeckt das Kostspielige nicht.

Zwei Knaben schätzen reich befüll- te „Gelbe Tonnen“. Passt viel Müll in eine Wertstoff-Tonne rein, wird sie besonders wertvoll sein.

Zwei Brüder sollten Wachmann sein, doch einer schlief im Stehen ein, der andere auf seinem Hocker. Die Diebe nahmen alles locker. Zwei Brüder wollten Lehrer sein. Der eine lehrte dann Latein. Des andren Träume sind zerronnen. Er...

Zwei Knaben wollten Wachmann sein im Kaufhaus, doch es kam ein „Nein!“ von Seiten der Geschäftsaufsicht: Die Ladenhüter braucht man nicht.

Zwei Damen schwärmen immerzu vom hohen Absatz ihrer Schuh’. Die eine denkt an den Verkauf, die andere, die steht darauf.

Zwei Dicke wollen sich nicht quälen mit stetem Kalorien-Zählen. Der eine isst vielleicht verkehrt, der andre ist bald unbeschwert.

Zwei Räuber trennten, weil es eilte, die Beute schnell, der eine teilte recht ungerecht. Jedoch fand schlecht der andre dies, hat sich gerächt.

Zwei Knaben streiten im Verein. Der eine pinkelte ans Bein dem anderen, der ihn gebeten, doch notfalls bitte auszutreten.

Zwei Fahrer steuern wunderbar den Leichenwagen fünfzig Jahr’. Der eine steigt zum Chef nun auf, der andre wird befördert drauf.

Zwei Schränke stören auf der Stelle, den einen schiebt man auf die Schnelle zum Trödler noch, dort steht er jetzt. Der andre wurde gleich versetzt.

Zwei Reiche stellten sich zur Schau mit einer hübschen, jungen Frau. Der eine kauft ihr Yacht und Haus, der andre hält sie nicht mehr aus.

Zwei Knaben fahren Karussell, der eine dreht sich rasend schnell den Tag hindurch bis abends spät. Der andre war schon durchgedreht.

Zwei Knaben können sich nicht leiden, scher’n aus, sich Wege abzuschneiden. Drum einer meidet schlimme Gassen, der andre schneidet mies Grimassen.

Zwei Knaben werden Ministrant, der kleinste Dienst wird oft verkannt. Der eine darf Altar verwalten, der andre den Talar wohl falten.

Zwei Ärzte lernen mit dem Messer zu schneiden, einer wähnt sich besser. Doch schnitt er sich, hat sehr gelitten, der andre besser abgeschnitten.

Zwei Knaben hören beim Notar, was Vaters letzter Wille war. Der eine reichlich erbt allein, der andre blickt erbärmlich drein.

Zwei Knaben suchten im Archiv Bakterien, doch das ging schief. Dem einen ging es an die Nieren, der andre starb durch Archi-Viren.

Zwei Jäger hockten hoch im Stand, der eine legte schnell an Hand, verschusselt doch, und so: verschossen. Der andre hat den Schuss genossen.

Zwei Spinnen weben Fäden lang, gespannt auf ihren großen Fang. Die eine überspannt zu sehr, die andere, die spinnt noch mehr.

Zwei Schafe trugen dichte Wolle, das eine gab sie gern für tolle Pullover her, steht nackig, schlicht. Das andre schert sich darum nicht.

Zwei Knaben quälen sich vor Liebe. Der eine folgt dem innern Triebe, vergeht sich an der Frau vor Frust. Dem anderen vergeht die Lust.

Der Herr ist alt, die Dame neu. Sie fragt ihn eins: „Bist du mir treu? Mir schwant, du treibst es ungehemmt.“ Er schwört: „Ich geh mit Nichten fremd!“ ------------------------------------------------- Zwei enge Freunde spielen...

Zwei Knaben führen etwas vor, dem einen lauscht man, ist ganz Ohr. Doch Ehre nur, wem Ehr’ gebührt, drum wird der andre vorgeführt.

Zwei Drohnen wollten gern verkehren. Doch ließ die eine nie aufklären die andere, die flugs verschwand beim Jungfernflug, ganz unbemannt.

Zwei Brüste sitzen fest im Halter, die eine lässt sich nun im Alter ein wenig hängen, spannungslos. Die andre brüstet sich ganz groß.

Zwei Teile blieben vom Geschirr, sie sollen poltern mit Geklirr. Das eine bricht zum Glück in Scherben, das andre Stück darf Braut nun erben.

Zwei Knaben wollten Abitur, den einen quält der Durchfall nur. Der andere, auch durchgefallen, der kotzt sich richtig aus vor allen.

Zwei Bullen warten vor der Türe, dass man sie zu den Kühen führe. Der eine geht vermehrt hinein, der andre kommt, vermehrt allein.

Zwei Knaben suchen sich Verleger, der eine schrieb ’nen Kassenfeger. Der andre schaut verlegen sehr, er findet, was verlegt, nicht mehr.

Zwei Kühe grasen auf der Weide, der Bulle checkt sie alle beide: Die eine weiß und unbefleckt, die andre schwarzbunt, doch gedeckt.

Zwei Flammen fackeln alles nieder. Die eine stiftet Brand mal wieder und heizt der andren kräftig ein. Doch die brennt dafür nur zum Schein.

Zwei Jockeys grübeln, arbeitslos: Was tut man ohne Reittier bloß? Der eine sattelt ganz schnell um, der andre macht den Buckel krumm.

Zwei Knaben schneiden Verse zu, mit Wörtern ausstaffiert im Nu. Beim einen soll es kleidsam, fein, beim andren anzüglich mehr sein.

Zwei Zähne stecken noch im Kiefer, der eine grad, der andre schiefer. Den schiefen zieht man grade raus, im andren zieht es ohne Paus’.

Zwei Tische stehen noch im Garten, sie sollen auf den Laster warten. Der eine merkt, er ward betrogen, der andre ist lang' ausgezogen.

Zwei Wanzen sitzen unterm Tisch, die eine platzt vor Ärger: „Zisch!“ Verflüchtigt sich und flucht laut: „Shit!“ Die andre hört das alles mit.

Zwei Knaben dichten angespornt vom Wettbewerb. Es klappt verhornt beim einen nur. Der schaut beglückt, der andre ward verlimerückt.

Zwei Damen treffen fröhlich sich im Park zu Tee und Bienenstich. Die eine isst ihn ganz allein, der anderen, der schwillt das Bein.

Zwei Damen färben beim Friseur, da fällt das Haar aus: „Quel malheur!“ Der einen „Glatze“ auch gefällt, die andre zahlt für nichts kein Geld.

Zwei Knaben suchen den Gewinn, drum schauen sie zur Börse hin. Der eine reich an Börsen-Schwere, dem andren reicht der Blick ins Leere.

Zwei Sauen saugen in Laboren, beim Säubern geht ein Gen verloren. Die eine Sau ist sau-genial, der andren fehlt das Genital.

Zwei Räder rollen hinterher, vorn dran zu bleiben, das fällt schwer. Dem einen ist es noch gelungen, das andere ist abgesprungen.

Zwei Knaben tragen heute vorlaut gefeilte Verse vor zur Hornhaut. Der eine kann geknickt nur schielen, der andre blickt auf dicke Schwielen.

Zwei Köche teilen viel und gerne. Der eine teilt beim Kampf um Sterne mit Messern aus, und nicht zu knapp. Der andre gibt den Löffel ab.

Zwei Knaben schaufeln heute Mist bis einer drin verschwunden ist. Der andre sticht ins Heu zuhauf und gabelt jenen wieder auf.

Zwei Knaben rauchen lang genug, sie warten auf den letzten Zug. Der eine nimmt ihn, zieht weit fort, der andre macht ihn, bleibt am Ort.

Zwei Knaben liegen arg im Streit, sie stehen voreinander breit. Der eine stellt sich turmhoch auf, der andre türmt sofort darauf.

Zwei Knaben fahren Bus die Nacht, ein Mann steigt ein, so gegen acht. Der eine bringt ihn um die Ecke, der andre bringt ihn gleich zur Strecke.

Zwei Streicher schmieren Butterbrot streichzart, bevor die Probe droht. Den einen reizt der Aufstrich mehr, den andern wurmt der Abstrich sehr.