Kurzprosatexte

"Ich habe Dich erwartet. Sei gegrüßt, mein Freund", flüsterte der alte Mann auf seinem Sterbebett, während er mühsam seinen mit Altersflecken übersäten, haarlosen Kopf in die Richtung des...

... fühlte ich mich leer, ausgelaugt. War von bleichem Spiegelbilde und umarmt vom Tod, der seit Jahr und Tag mein Liebster war. Seinen Tanz getanzt, geführt von seiner Sense, brach die Kraftlosigkeit meine Aufmerksamkeit und verlor...

... fühlte ich nichts ausser dem erschaudern weißer Haut. Ich hörte Träume zu mir flüstern, die aus tausenden Lagern zum Himmel stiegen und das Sternenzelt neu entfachten. Ich nahm den Duft der klirrenden Atmosphäre...

... ward das Verlangen in mir unendlich groß. Hungernd nach diesem Gefühl, nach Vereinigung von Seele und Fleisch. Doch welche Seele suchte ich dort in der Ferne, welche Schönheit, welch Leidenschaft? Und die Welt schwieg weiter,...

... öffneten sich trübe Seelenspiegel im sachten Tanze der Eiswinde. Ein sehnen nach dem Atem der Stille, nach dem Schweigen das noch immer auf den Straßen der Grauen lag. So badete ich im Kleid der Sonne, im...

... war die Welt in zuckriger Umarmung vom frostigen Atem der Zeit geküsst und schlief noch im Anblick der blauen Stunde. Ich konnte schon die Strahlen der Sonne auf nacktem Fleische spüren, während mein Leib sich im Anblick des...

*Föhn im Wohnzimmer. Der Berg mahnt zum Fenster herein, ich soll ihn hinterm Gipfelkreuz kratzen. Die stahlblau leuchtende Luft bringt mich zum Gähnen. Ich bin zu müde zum Aufhören. Fliegendes Unkraut zieren den Garten. Die...

Zeit heilt nicht, sie macht nur bewusster wo es weh tut. Zeit heilt nicht, sie vergeht nur. Es bleiben die Sehnsucht die Liebe und das Unsinnige Verlangen Dich wiederzufinden.

* Griffiges Maisfeld milchig, wie Frauenbrüste, stehen sie steif und streng bekleidet. Wer sie braucht zieht sie aus. Der Zeigefinger einer hinweißtafel sticht mir ins Auge, mir kommen vor Rührung die Tränen. Es sind so viel...

Der Lebkuchen ist längst schlecht. Seit Wochen stemmt sich der Schimmel gegens Cellophan und scheint mir ins Gesicht springen zu wollen . Darum geh ich nicht mehr einkaufen bis Ostern, es liegt ohnehin Schnee, also lieg ich im Schnee auf dem...

Mein Daumennagel fällt auf den Boden. „Ich hass dich.“ „Ich hass dich nicht.“ Die Späne fallen. „Ich hass dich.“ „Ich hass dich noch mehr.“ Blut tropft auf meinen Ring. „Ich hass dich.“ Einen Moment steck ich die...

Der Weihnachtsbaum ist aus. Leise schmilzt brauner Schnee, ruhig und tief liegt der Tümpel im Wald. So gesehen sind wir alle noch hier. Auch Heiligabend. Auch du. Auch ohne Geist und Seele und alles. Gelegentlich glaub ich ja ans Nichts. Bei...

Früher habe ich am Meer, natürlich aus sicherer Entfernung, den Wellen zugesehen, wie sie sich erst hoch aufgerichtet haben, nur um dann wieder in sich zusammen zu fallen. Das war beängstigend und faszinierend zugleich. Genauso...

* Kartenhäuser braucht man nicht anzuzünden, sie stürzen beim ersten Windstoß in sich zusammen. Einfältige Gebäude sind hinfällig. Stumpfe Köpfe mit gekürzten Beinen lalln verständnislose...

Gestern Abend hatte ich kurz das Gefühl, jetzt ist es da. Ein wenig früh zwar in diesem Jahr, aber ich habe es ganz deutlich gespürt. Als ich heute Morgen die Läden öffnete und die Luft einsog, die mir da so kalt...

Sie war es, die für eine Zeit lang Deine Welten und Dein sehnendes Herz erobert hatte. Die Deine geheimsten Bedürfnisse erfüllte und Dich vergessen ließ, wie einsam Du im Grunde Deiner Seele warst. Sie war Dir ergeben, wie es...

Weil da nichts ist, was die Welt wärmer macht. Sie schluckt zwei Pillen, wartet auf den Milchkaffee. Damit sie etwas hat, wovon sie sagen kann, es gehöre zu ihr. Vollständigfühlen nennt sie das. Zweiundsiebzig Stunden von...

Rittersporn nun braun vorbei Rösleins Sommertraum Ritter Röslein klein.

Fast täglich denkt sie an seine Liebeserklärung. Vor einer Woche, als der Himmel weniger grau und ihre Haare weicher waren. Wenn sie auf der Straße nach dem Wetter gefragt wird, stottert sie. Sie denkt an ihn, und Leute wundern...

lärmlos fast geräuschlos träge und gelassen plätschert das leben draußen an mir vorüber doch in mir tobt es: du ©toyn

Was gestern los war, wolltest du wissen. Warum ich nicht, wie sonst immer, alle drei Minuten am Wort gedreht, die Fernbedienung an mich reißend, den Kanal umschaltend, mich fluchend in jeden Pipifax herum suhlend..., ich werde alt, habe ich...

Die Wellen. Rotschäumend spritzen die Wellen brüllend auf. Fontänen von Blut sprudeln, und der Himmel ist voller Rachen und Zähne. Knochen knirschen, Sehnen, Gewebe und Fleisch zerreißen, werden wie profaner poröser...

Die Schnecke bat den Raben, sie ganz weit wegzutragen. Das tat der Rabe auch und hat die Schneck im Bauch. K.I.

Gestern machte ich einen Herbstspaziergang am Rande der Stadt, dort, wo sich der Fluss und seine kleineren Nebenarme durch ebenes Marschland schlängeln und der Blick die Weite des Himmels wahrnehmen kann. Der Himmel war von einem beruhigenden...

Kein Brief mehr wird von uns noch künden keine vergilbenden Tagebuchseiten nur Datenspuren auf veralteten Rechnern die irgendjemand zu entsorgen vergaß.

Nachts, am Strand verbrennen wir die Gedanken anderer Menschen. Der Wind treibt uns die gräuliche Asche ins Gesicht, sie bleibt an unseren Wimpern hängen. Sie denken nicht gut über uns, wir seien verrückt und...

Durch Schilf von Fingern, Händen, Haaren, führst du dich an mein Gesicht Zu trinken. Dann liebst du mich, so sagst du, so wie immer. Ohnehin. Und dir perlt Verborgenes von der Nasenspitze. Ich höre von deinen Gedanken: Das beste,...

Die Antwort ist natürlich, nein, das ist überhaupt nicht notwendig. Man muss nicht in etwas springen, das bereits da ist. Die ganze Fragerei entspringt einer Vorstellung, die wiederum eine andere Vorstellung und von dort aus in die...

Als wäre ich nüchtern, kam es mir in den Sinn, meine Floskeln könnte ich mir sparen, also für dieses Gespräch mit mir Selbst. Ich müsste nicht ein einziges Wort sagen, denn ich höre mich auch so, das...

Einen Takt nur, griff ein seltsames Erstaunen nach mir, natürlich innerlich, wie großartig die Welt auch sein mag, was ich ziemlich sicher nie ganz fassen werde, ein Wassertropfen enthält wahrscheinlich mehr Wunder, als alle...

Da Selbsterkenntnis als solches keinen gesellschaftlichen Stellenwert hat, also weder finanziell noch politisch in irgendeiner Form anerkannt wird, was zur Folge hat, dass alle Resultate eines dynamischen Prozesses immer auf manchmal unwichtigen...

Der Entschluss aufzustehen und nach Hause zu gehen, geschieht unmündig, wie eine Pflicht, oder ein zu oft wiederholter Gedankengang, der einem nicht mehr zu erkennendem Signal folgt, also befürchte ich Rückenschmerzen beim...

Die Welt, in der mein Traum begann, just als ich die Augen auf das schattige Stück Fensterbank lehnte, Geräuschkulisse vor tobendem Ohr, die Jacke auszog, der Straßenbahn nachsah, wie sie davongleist im befreiten Sommerabend. Genau diese Welt,...

Kannst du das Leben fühlen zwischen all deinen Begrenztheiten und den Zeiten der Traumlosigkeit? Wird die Hoffnung hinfällig und zum alten Weib, wenn die Sehnsucht dir den Boden schwankend macht? Wer bist du, wenn du nichts bist, nur da...

warm und rund. zart und hart. spürte sie es unter ihrer hand. erfühlte die beschaffenheit. streichelnd entdeckend. diese herausragende stelle. fast wie eine spitze. doch eher einem hügel gleich. wunderbar rund. eine kleine...

Wie sich die Innenseite des Fensters beschlägt, als ich dann endlich an diesem sitzend, das Anfahren Gut heiße, hinaus will, aus diesem Laubhaufen, den es mir um die Ohren weht, die vielen Gesichter, welche kleine Bildchen auf der...

Im Radio läuft gerade Kid Rock mit All summer long. Seine Finger schlagen im Takt auf das Steuer, der Blick ist konzentriert auf den, wie er es nennt, 'besseren Feldweg' gerichtet. Die Fernschweinwerfer lassen viele Meter weit...

Bääääh Vertont wäre es besser geworden. Hach grenzt fast so schräg am grins Kitsch Jodel Also die bayrische Art das Lied anzufangen. Hmpfft tata hmmmpf tata drei zwei eins bääääh scharar scharar klompf, autsch, jess is da Gitarre de...

Im Schatten einer alten Eiche bilanzierten einige Gefühle ihr Tagwerk. „Ich hatte alle Hände voll zu tun“, berichtete der Hass. „ Völkerschaften zu vergiften ist ein Leichtes für mich". „Immer mehr Menschen werden...

* Das Fernseh-Kruzifix. 6 Tage sollst du kämpfen! Den Siebenten aber sollst du verwenden um neues Kriegswerkzeug einzukaufen. Lass dich nicht foltern und schrei wenn dich die Stunde schlägt. In jedem Menschen steckt mehr oder weniger...

Während der Mittagspause, also exakt in der Zeiteinheit, die nach langem Hin und Her, der Erfrischung und Nahrungsaufnahme dienen sollte, vom Arbeitgeber bewilligt, sofern nicht anders vertraglich festgelegt, sprang der Neue, so wurden die...

So lebensnah ist kein anderes Wort (dies entspricht nicht der Meinung des Verlags, der sich hiermit ausdrücklich, vom Standpunkt des Autors distanziert.) Falls dies passieren sollte, ist dies weder ein Fehler des Autors, noch ein...

Als ich die mit schimmligem Grau bewachsenen Wände hinaufkletterte, sahst Du mir vom Boden der Pandorabüchse aus zu. Du sahst aus wie eine Ameise, ein Insekt, das sich wünscht, zertreten und fürstlich begraben zu werden; Dein...

Die Kinder und das Selbst. Wie Sie hoffentlich im Intro bemerkt haben, versuche ich mich mit groben Umrissen einem Thema zu nähern, das nicht nur sehr knifflig, sondern auch voller versteckter Fallen ist. Allein die Bezeichnung Selbstbetrug,...

Man lebt dahin. Und indes man dies tut, bedenkt man die Reißbrettwelt rundum mit Blicken, verstohlenen, die man als Wagnis empfindet, und man meint, man schliefe dadurch ruhiger. Denn es lässt sich erkennen: Dahinleben ist die Tugend...

Ich habe jetzt rote Haare und höre seit Stunden Red Hot Chili Peppers. Ist nur ne Tönung, in spätestens drei Wochen sind sie wieder undefinierbar… -blondbraundeutsch- . Gestern hab ich nix getrunken. Nur ne Wurscht gegessen, ein...