Floskeln

Betrachtung zum Thema Alltag

von  Triton

Sie begegnen uns oft, sind inzwischen fester Bestandteil unserer Kommunikation geworden und gewinnen zunehmend an Bedeutung. Ursprünglich einmal als schmückender Ausdruck verwendet, ist die Floskel inzwischen zu einer nichtssagenden Redewendung verkommen. Und sie gewinnt weiter an Boden in einer Welt, in der es in Gesprächen zunehmend darum geht, mit möglichst vielen Worten möglichst wenig auszudrücken und zu versprechen, so wie z. B. vornehmlich in der Politik. Aber das haben die meisten inzwischen begriffen, und darauf will ich auch gar nicht hinaus.

Mir geht es dabei um den Gebrauch von Floskeln im Gespräch mit Menschen, mit denen wir näheren Kontakt pflegen, sei es als Kollege, Untergebener oder Vorgesetzter, und sogar Bekannte oder Freunde. Selbst die Menschen, die uns besonders nahe stehen werden nicht verschont.

Das beginnt schon mit dem alltäglichen Gruß: Guten Morgen, Guten Tag oder Guten Abend, dem oft ein >Wie geht’s?< folgt, wenn man sich gerade zufällig trifft und vielleicht auch Zeit hat, ein paar Worte miteinander zu wechseln. In vielen Fällen ist unser Gegenüber nämlich gar nicht wirklich daran interessiert, wie es dem Gefragten geht, sondern eher daran, möglichst viel zur eigenen Selbstdarstellung zu erzählen, oder viel zu erfahren, was später der eigenen Selbstdarstellung bei anderen von Nutzen ist.
Jemanden mit Menschenkenntnis oder guter Beobachtungsgabe wird das deutlich auffallen, sofern er/sie nicht selbst auf ein Gespräch dieser Art aus ist, und dem nach Möglichkeit aus dem Weg gehen.
Schlimmer noch sind die Floskeln, mit denen leichtfertig Hilfe oder Mitarbeit versprochen oder angeboten wird, obwohl derjenige eigentlich gar nicht dazu bereit ist und gar nicht daran denkt, dies auch zu halten. Derartige Floskeln sind inzwischen so vielfältig, dass es müßig wäre, mit dem Aufzählen überhaupt zu beginnen. Auch dabei geht es nur um die Selbstdarstellung, da dies bevorzugt im Beisein von anderen geschieht, um einen guten Eindruck zu erwecken bzw. sich selber eventuelle Hilfe des anderen zu sichern. Denn wenn es dann soweit kommt, wird derjenige entweder bereits eine Ausrede parat haben, oder nicht zu erreichen sein. Ich denke, dass viele solche Situationen kennen, in denen sie allein gelassen wurden, obwohl sie selber oft zur Stelle waren, wenn Not am Mann war.

Leider ist es oft so, dass einige Menschen auch zu stolz sind (ich kann es gut nachvollziehen), Versprochenes einzufordern, sofern derjenige nicht wirklich verhindert ist, was ja durchaus vorkommen kann.

Sicher gibt es auch noch viele Menschen, auf die man sich durchaus verlassen kann, und das sind dann die wirklich wertvollen Freunde. Aber oft haben wir erst viel später einmal die Gelegenheit diese zu erkennen, und dann stellt man fest,, wie wenige es wirklich sind!

Floskeln sind also inzwischen nichts weiter wert.
Manchmal drängt sich mir der Eindruck auf, dass man Menschen auch auf diese Art in zwei Kategorien aufteilen könnte.

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Kommentare zu diesem Text

wupperzeit (58)
(03.07.05)
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 Triton meinte dazu am 03.07.05:
Danke für Deinen aufmerksamen Kommentar, Andreas. Es ist irgendwie traurig, daß Bedarf darin besteht, zu reden ohne was auszusagen, und gleichzeitig schreit jeder nach Kommunikation. Gerade in den Medien wird das oft sehr deutlich. Sport, Film und Fernsehen sind da gute Beispiele, denn letztendlich muß man diese Promis ja dem normalen Pöbel nahebringen, sonst würde das Interesse schnell erlahmen. Und die sogenannten Fans sind oft noch so primitiv, und lassen sich das auch glauben machen. So werden geschickt über die Masse Unsummen umgesetzt. LG Triton
Graeculus (69)
(01.01.18)
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 Dieter_Rotmund (01.01.18)
Floskeln sind mitnichten "nichts weiter wert", eine m. E. völlig falsche Interpretation des Beobachteten.

Doch gut geschrieben, leider schreibt Triton offensichtlich nichts mehr auf kV.

 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 26.01.20:
Ja, sehr schade.

 Dieter_Rotmund schrieb daraufhin am 20.08.22 um 14:31:
Tschüss, Triton!
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