Pilgrim

Gedicht zum Thema Aufbruch

von  Isaban

Gleich nach dem Aufstehn schleicht
der fremde Morgen sich in deinen Blick.
Neue Stadt, neues Glück.
Die Bühne für ein unbekanntes Stück

streicht dir Erwartung ins Genick,
die kurz darauf den Ängstlichkeiten weicht.
Ringsum scheint alles hübsch und leicht,
zu hübsch vielleicht, vielleicht zu leicht.

Du grübelst: Ist dein Ziel erreicht,
ist das hier Dummheit oder dein Geschick?
An neuen Ufern siehst du plötzlich Schlick
und in Gedanken drehst du Strick um Strick.

Gleich nach dem Aufstehn schleicht
der fremde Morgen sich in deinen Blick.

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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (03.11.08)
Dieser fremde Morgen ist nicht leicht zu ertragen, dafür sprechen einprägsame Bilder. LG

 Isaban meinte dazu am 03.11.08:
Danke, lieber Armin, auch für den Tipp im PK.
Herzliche Grüße,
Sabine
mmazzurro (56)
(03.11.08)
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 Isaban antwortete darauf am 03.11.08:
Aufbruch, ja. Auch das Aufbrechen altbekannter Formen.
(Antwort korrigiert am 03.11.2008)

 styraxx (03.11.08)
S1 / Ein höchst interessantes Gedicht, zumal es vom Aufbruch nach neuen Ufern berichtet. LI in erwacht in einer fremden Stadt und hofft auf neues Glück. Und kaum steht LI auf dieser Bühne unbekannten Glücks weichen die Erwartungen der Angst.
S 1/2 / Angst vor was? Vor dem Versagen? Oder schlicht vor der Ungewissheit? Wir wissen es nicht, müssen wir auch nicht. Dennoch scheint die Umwelt adrett gepflegt - eine trügerische Schönheit könnte man auch sagen - zu schön um wahr zu sein.
S 3 / LI hadert und traut dem Neuem nicht so recht: Hat es schon alles erreicht? Liegt noch mehr drin? Unsicherheit macht sich breit und es befürchtet das Schlimmste "Strick um Strick".

Einerseits drängt es das LI fort und weg, andererseits wird es von etwas unbestimmten zurück gehalten. Das Gedicht gibt keine Antwort auf diese Frage, sondern kehrt mit den zwei Schlussversen wieder zum Anfang zurück und veranschaulicht, dass das Aufbrechen nach neuen Ufern nicht immer leicht ist und mitunter eine gehörige Portion Überwindung dazu von Nöten ist.
Obwohl es dem Thema "Aufbruch" zugeordnet ist, lässt es einen breiten Interpretationsrahmen zu: Gesellschaft, Beziehung, Beruf usw. Gefällt mir außerordentlich gut.

Liebe Grüsse c.

 Isaban schrieb daraufhin am 03.11.08:
Eine sehr schöne Interpretation, lieber Cornel. Herzlichen Dank für deine Rückmeldung.Ich freue mich, dass dir der Text zusagt.

Liebe Grüße,
Sabine
mathis (48)
(03.11.08)
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 Isaban äußerte darauf am 03.11.08:
Auch eine gute Interpretation und eine erste Betrachtung der Form, das freut mich sehr, danke schön!

Liebe Grüße,
Sabine
Jack (33)
(03.11.08)
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 Isaban ergänzte dazu am 03.11.08:
Gute Interpretation, Jack, danke schön!

(Formale Albernheiten, tz! :P)

Lieben Gruß,
Sabine

 Didi.Costaire (03.11.08)
Die Pilger sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren. Genau dort, wo sie am Anfang stehen, finden sie sich auch am Ende, quasi in der Synthese des Gedichtes wieder. Und das, obwohl die schon am Satzaufbau mit dem drei Worte zu späten sich spürbar ist, das etwas nicht stimmt.

Der Trochäus darf erst in V 3 kommen. Hier ist der kraftvolle Aufbruch: das Neue und das Glück.

Auch S 2 ist ein Wechselbad der Gefühle. Zuerst diese Erwartungshaltung, die gleichzeitig etwas schaurig klingt, dann die Ängste, danach wird alles so leicht, dass es zweimal hintereinander als Reimwort auftritt und somit von Wort zu Wort zweifelhafter wird.

In S 3 verstärkt sich das Grübeln, es fühlt sich unwohl. Vielleicht sucht das LD nach neuen Ufern (noch einmal etwas Neues, jetzt aber ohne Aufbruchstimmung), trotz Schlick, oder aber es bindet sein Boot doch fest, obwohl es sein Ziel nicht gefunden hat. Eigentlich müsste es sich umbringen, aber solange es noch aufsteht und blickt geht die Schleife wohl weiter.

Der Pilger wird wissen, dass es mit dem Morgen, dem einzigen Wort mit einem "O" in diesem Gedicht, etwas ganz besonderes auf sich hat, auch wenn er das Morgenland damit nicht erreicht hat. (Na ja, ich sehe gerade, ein "oder" findet sich auch noch ganz versteckt: da schlage ich doch glatt vor, die Worte "ist das" in diesem Vers noch einmal zu wiederholen)

lg, didi
(Kommentar korrigiert am 03.11.2008)

 Isaban meinte dazu am 03.11.08:
Genau dort, wo sie am Anfang stehen, finden sie sich auch am Ende, quasi in der Synthese des Gedichtes wieder. Und das, obwohl die schon am Satzaufbau mit dem drei Worte zu späten sich spürbar ist, das etwas nicht stimmt.

Jaha! Schon da läuft was nicht grade, schon da ist was verdreht, stimmt etwas nicht. Hach, ist das schön, wenn jemand die kleinen stilistischen Mittel entdeckt, an denen man so lange rumgegrübelt hat! Und du hast gleich jede Menge davon entdeckt, ach, es ist mir eine Freude!

Herzliche Grüße,
Sabine
MrPink (44)
(03.11.08)
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 Isaban meinte dazu am 04.11.08:
Also nicht wirklich innovativ aber dafür schön gereimt, hm?
Hab vielen Dank für deine ehrliche Rückmeldung, Andi.
Schade, dass der andere Teil der Textaussage anscheinend so gar nicht herüber kommt. Ich werde mal grübeln, wo mein Denkfehler liegt.

Liebe Grüße,
Sabine

 Emotionalis (04.11.08)
Ich kenne dieses Gefühl... bin vor einigen Jahren vom Land in die Stadt gezogen, vom Misthaufen hinterm Haus zum Betongarten vor dem Fenster. Es war eine sehr schwierige Zeit und ich habe mich nie wirklich woihl und zu Hause gefühlt!Eindrucksvoll beschrieben!
LG Emotionalis

 Isaban meinte dazu am 10.11.08:
Bist du wieder zurück gegangen?

 Emotionalis meinte dazu am 10.11.08:
Aber natürlich... sonst wäre ich eingegangen!
LG Emo

 Isaban meinte dazu am 10.11.08:
Kommt drauf an, wie man Heimat definiert. Manchmal gibt es kein Zurück.
Und manchmal ist nach einem Zurück alles fremd und man hält diese Sorte Fremde nicht aus.

 Emotionalis meinte dazu am 10.11.08:
Heimat ist für mich dort wo ich mich wohlfühle, doch ich weiß was Du meinst.. ich hatte eine lange Rückeingewöhnungsphase in der mir das Alte zunächst auch wieder fremd erschien und wieder langsam vertraut wurde! Aber das liegt wohl an den vielen Eindrücken die man mit Heim bringt, diese verändern einen doch wohl mehr als man glaubt! Doch letztendlich wurde dieser Ort wieder neu meine Heimat, auf andere Weise zwar, aber fast genauso innig wie in der Vergangenheit!
MrPink (44)
(04.11.08)
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 Isaban meinte dazu am 10.11.08:
Herzlichen Dank!
Eine wirklich interessante und in sich stimmige Interpretation, ein Blickwinkel, der alles noch einmal mit einem anderen Licht beleuchtet. Finde ich gut.

Liebe Grüße,
Sabine
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