Fort ist er

Gedicht zum Thema Aufbruch

von  Isaban

Der Kurt ist fort. Er ist davongelaufen.
Jetzt kann die Mutter keifen, Vater saufen,
sein Bruder kann mit sich alleine raufen,
den Kurt stört’s nicht. Er ist davongelaufen.

Er läuft davon. Die Straße zieht sich Ewigkeiten.
Der blöde Richard kann die Plastikritter haben,
denkt Kurt und hört die Plastikrösser traben,
sieht seine Ritter schon in Richards Kriege reiten.

Der Kurti weint. Ganz müd ist er und ganz verlassen;
Es dürfen schließlich nur die doofen Ritter reiten,
der Kurt muss laufen. Seine Schuh bereiten
ihm arges Leid und würde er sie nicht so hassen,

dann  würde er nach seinen Eltern schreien,
nach seinem Bruder Richard, seiner Oma und –
Der Kurti schreit nicht, läuft nur weiter seine Fersen wund.
Da öffnet sich der Himmel: Es beginnt zu schneien.

Ihm ist so kalt, die Füße schmerzen und die Straße nimmt kein Ende.
Verzweifelt reibt er sich die klammen Hände,
da hält ein Auto. Ja! Er will gern mit und steigt schnell ein.
Sein Fahrer lächelt fein. Der Junge wird ihm lange Spielzeug sein.

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Kommentare zu diesem Text

janna (66)
(12.08.15)
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 Isaban meinte dazu am 12.08.15:
Na, dann hab ich's ja noch nicht ganz verlernt.
Freut mich sehr, dass der Text seine Wirkung zeigen konnte, liebe Janna!

Herzliche Urlaubsgrüße aus dem Thüriger Wald

Sabine

 EkkehartMittelberg (12.08.15)
Ein Aufbruch aus dem Elend führt oft nur in ein anderes.

LG
Ekki

 Isaban antwortete darauf am 12.08.15:
Stimmt, das nennt sich "Leben".

Herzlichen Dank für's Lesen und den Kommentar, Ekki!

Liebe Grüße

Sabine

 tigujo (12.08.15)
.
Großartig!

Dem Ende zu, als es zu schneien begann, dachte ich noch an das Mädchen mit den Schwefelhölzchen - im Schluß dann sah ich das Bübchen, mit seinem Schwefelhölzchen.

Die Wende am Ende lässt dabei den Blick aufs Drama vorher frei

Großartig - sagte ich das schon?

lieben Gruß tigujo

 Isaban schrieb daraufhin am 12.08.15:
Hehe, bei "Da öffnet sich der Himmel" hättest du gewarnt sein müssen. Türen und Pforten und alles, was man öffnen und schließen kann sind immer zweischneidige Angelegenheiten.

Freut mich riesig, dass es dir gefällt, tigujo.
Herzlichen Dank für deine Rückmeldung.

Liebe Grüße

Sabine

 tigujo äußerte darauf am 12.08.15:
Nun ja, hätte ich gewarnt sein sollen, war es aber nicht: Bin anscheinend auch so ein Bübchen im Davon, das auf Öffnungsbarung hofft

Denn, wie sagte schon ein Schreiber aus dem Jahre Schnei:
"Da öffnet der Himmel den Glaubensaugen sich, und die Stimmen von oben ..."

Werde in Zukunft mehr Obacht geben...

lg tigujo

 Songline (12.08.15)
Was soll ich mehr sagen als: Ein Isaban-Text.
Stark nicht nur durch den Schluss, sondern noch mehr durch die nichts ahnen lassende Vorbereitung darauf.
Liebe Grüße
Song

 Isaban ergänzte dazu am 12.08.15:
Isaban ist ein bisschen aus der Übung, hat zu viel gearbeitet und zu wenig gedichtet und muss sich jetzt erst langsam wieder reinreimen. Ich freu mich um so mehr, wenn der Text zu gefallen vermag. Vielen Dank für die Rückmeldung!

Liebe Grüße

Sabine
Sätzer (77)
(12.08.15)
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 Isaban meinte dazu am 12.08.15:
Herzlichen Dank!
LG Sabine
Fabi (50)
(12.08.15)
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 Isaban meinte dazu am 12.08.15:
Hallo Fabi,

hab herzlichen Dank für deine Rückmeldung! Was lässt dich denn aus der Zeile stolpern, meinst du die Ausweitungen im Versmaß? Betonungsmäßig dürfte da nämlich eigentlich nichts hoppeln, wenn ich keinen großen Murks gebaut habe.

Liebe Grüße

Sabine
Fabi (50) meinte dazu am 12.08.15:
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 toltec-head (12.08.15)
Kalt und dabei so gut gemacht, dass man es nur bösartig nennen kann. Da bin selbst ich geschockt (und fasziniert).

LG toltec

 Isaban meinte dazu am 12.08.15:
Ab und zu bin ich ganz gern so richtig pöse.
Deine Faszination freut mich sehr, danke schön!

Liebe Grüße

Sabine

 niemand (13.08.15)
Mir gelingt es nicht die allseitige Begeisterung zu teilen.
Obwohl es handwerklich ohne Makel ist, überzeugt es mich als Gedicht zu dieser Thematik nicht. Es kaut mir zu viel vor, es redet zu viel. Grade diesem heiklen Thema täte eine Verdichtung gut.
Dass dies meine subjektive Empfindung ist, versteht sich von selbst, daher wollte ich die gestrige allgemeine Begeisterung nicht trüben und schreibe erst heute. LG Irene

 Isaban meinte dazu am 13.08.15:
Hallo Irene,

du müsstest eigentlich wissen, dass mir Kritik willkommen ist, insbesondere da ich mich nach einem kleinen "Schaffenspäuschen erst mal wieder richtig einschreiben muss.
Du hast natürlich Recht, der Text zeigt Länge. Von mir angedacht war, dass die Leser behutsam erst einmal mit dem Protagonisten vertraut werden sollten, dass da erst einmal eine Art Beziehung zu Kurt (daher auch die Einflechtung des Kosenamen etc) aufgebaut werden sollte, damit der ansonsten "Außenstehende" mehr mitfühlen kann. Eigentlich ein "Roman-Kniff" , den ich hier zum stilistischen Mittel umfunktionieren wollte, um die von mir erwünschte Wirkung zu erziehlen. In einem Gedicht, das per Definition "Dichte" zeigen sollte also ein Experiment. Anscheinend hat es dann wohl doch nicht so geklappt, wie ich mir das vorgestellt hatte, denn mit dieser "Länge" langweilen wollte ich den Leser ganz gewiss nicht. Hab vielen Dank für deine Rückmeldung.

Liebe Grüße
Sabine
Al_Azif (34) meinte dazu am 18.08.15:
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Al_Azif (34)
(18.08.15)
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