Kartenhaus

Gedanke zum Thema Kampf

von  MrDurden

Manchmal ist das Leben wie ein Haus, gemauert aus Stein und Zement. Du fühlst dich sicher und geborgen... fühlst dich stark und geschützt, auch wenn Gefahren und Sorgen an deine Türe klopfen. An manchen Tagen machst du dir einen Spaß daraus, sie herein zu bitten. Du lässt sie eintreten und platznehmen, denn du weißt, du bist stärker als ihre dunkle Aura. Nur für eine Weile leisten sie dir Gesellschaft, deine Sorgen... bis sie merken, dass du ihnen gewachsen bist. Sie verabschieden sich genauso unerwartet, wie sie erschienen sind... und du schließt die Tür in Gewissheit, alles richtig gemacht zu haben.

Manchmal ist das Leben wie ein Haus, gebaut aus Spielkarten auf einem alten wackligen Holztisch. Du wagst oft selbst nicht einzutreten... schließt nur selten die Tür hinter dir ab. An manchen Tagen besuchen dich Gefahren und Sorgen. Sie klopfen nicht an und sie fragen dich nicht ob sie eintreten dürfen. Sie kommen herein und leisten dir Gesellschaft... länger als sonst. Sie setzen sich, obwohl du es ihnen nicht angeboten hast... wollen mit dir sprechen, über alles mögliche. Manchmal über deinen Job, manchmal über deine Zukunft. Manchmal sitzen sie dir auch nur gegenüber auf deinem Bett... und blicken dir in die Augen... manchmal Stunden, manchmal Tage lang. Solange sie bei dir sind wenden sie niemals den Blick von dir. Es kommt dir kalt vor in deinem Haus. Du stehst auf und siehst nach ob die Heizungen funktionieren... doch sie stehen auf voller Leistung. Manchmal fragst du deine Besucher, warum sie nicht mal bei den Nachbarn vorbeischauen. In diesem wackligen Haus aus Spielkarten sei es schließlich nicht halb so gemütlich. Egal wie oft du sie fragst, egal wie lange sie bleiben... sie antworten dir nie. Sie stellen Fragen... verlangen, dass du nachdenkst, über dich und über sie. Je länger sie dir fragend gegenüber sitzen... je länger sie in dich hineinblicken, desto ungeduldiger werden sie. Du verstehst ihre Worte, doch nicht was sie von dir wollen. Manchmal stehen sie auf und laufen in deinem Haus umher... der Holztisch beginnt zu wackeln und du bittest sie sich zu beruhigen. Sie hören dich nicht, sind nicht auf dich angewiesen... und dein Haus beginnt zu wanken. Du flehst sie an vernünftig zu sein, fällst vor ihnen auf die Knie und bittest sie ein andern mal wieder zu kommen... doch sie hören dich nicht. Und sie reißen deine Türen auf, schlagen sie zu und rütteln an den Wänden... bis dein Haus in sich zusammenfällt.

Manchmal stehst du draußen im Freien... es ist kalt und windig. Du bist nur leicht bekleidet und lässt deinen Blick über die Trümmer deines Spielkartenhauses schweifen. Wie lange hast du daran gebaut... wieviel Geduld musstest du aufbringen bis das Dach endlich aufgestellt war. Es ist dunkel und du frierst... deine Sorgen sind verschwunden, denn außer deiner luftigen Kleidung gibt es nichts mehr, was sie dir nehmen könnten. Und du beginnst zu bauen... langsam und frierend... eine Karte nach der anderen. Manchmal kommt ein Sturm auf, wirft alles um... nimmt dir die Hoffnung auf ein neues zu Hause. Doch du beginnst abermals von vorne... Karte für Karte. Du lernst zu glauben, manchmal an ein gutes Ende... manchmal an einen besseren Tag. Deine Tränen besuchen dich immer seltener... und manchmal wurden sie sogar von deiner Freude zu dir eingeladen. Der Winter geht vorüber und das Dach steht fest und stabil hoch oben auf deinem Haus. Ab und zu kommen Gefahren und Sorgen zu Besuch. Und du bittest sie herein... denn du weißt, dass ihre Gesellschaft irgendwann ein Ende haben wird. Auf die eine oder andere Weise.

Manchmal ist das Leben wie ein Haus, gebaut aus Spielkarten... und der nächste Sturm kommt bestimmt.

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Kommentare zu diesem Text

Stella (18)
(13.12.08)
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 MrDurden meinte dazu am 13.12.08:
Ich bedanke mich! Auch für die Empfehlung, schön wenns dir gefällt! Lieben Gruß und noch ein schönes Wochenende wünsch ich dir!

 Jorge (16.12.08)
Hallo David, fantasievolle Gedankenwelt zur Vorweihnachtszeit.
Ich wünsch dir ein stabiles Pfefferkuchenhaus und ein stabiles Dach über deinem Gabentisch Jorge

 MrDurden antwortete darauf am 16.12.08:
Das Fundament ist gelegt, vom Dach bin ich noch Gedankenwelten entfernt... aber kein Haus bleibt lange ein Rohbau. Wünsch dir ebenfalls eine besinnliche Zeit und alles Gute! Viele Grüße, David!
Missi (52) schrieb daraufhin am 17.12.08:
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 MrDurden äußerte darauf am 18.12.08:
Ich dank dir, das bedeutet mir viel. Hab mich sehr über deinen Kommentar gefreut! Wünsche eine schöne Weihnachtszeit. Grüße, David!
Cora (59)
(27.12.08)
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 MrDurden ergänzte dazu am 28.12.08:
Das freut mich sehr, vielen Dank für deine Worte! Schon mal ein gutes Neues wünscht David!
PaulVicious (26)
(28.12.08)
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 MrDurden meinte dazu am 28.12.08:
Dank dir für deinen Kommentar. Na aber sooooo lang ist der Text jetzt auch wieder nicht oder? Naja, werd mal drüber nachdenken. Noch nen schönen Abend!
lego (31)
(02.01.09)
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 MrDurden meinte dazu am 02.01.09:
Da bedank ich mich, hat mich sehr gefreut! Und ein gutes Jahr 2009 wünsche ich!
Viele Grüße, David

 Emotionsbündel (06.01.09)
Ja, so sind sie die Häuser des Lebens, schöner Vergleich, gut gelungen.
Mir ist sofort das wacklige Kartenhaus meines Selbstbewusstseins eingefallen, bei dem ich für jeden Dankbar bin, der mir hilft, eine weitere Karte als Träger und Stabilisator einzubauen.
Liebe Grüße, Emotionsbündel

 MrDurden meinte dazu am 06.01.09:
Dank dir für deine Worte! Freut mich wenn du dich damit identifizieren konntest *dir eine Karte reich*... Liebe Grüße, David!

 DanceWith1Life (06.01.09)
Es gab einen Film, das Kartenhaus, der handelte von einem autistischen Mädchen.
Ich erwähne das, weil dieses Mädchen durch einen Schock verstummt, die Kommunikation abbricht, ich bin kein Psychologe, ich lese und rede mit Menschen über ihre Erfahrungen und versuche die Welt(en) und das Leben zu verstehen, ich glaube, wie wir alle. Auch diese Geschichte handelt davon. Manche Sätze könnte ich so wie dastehen unterschreiben, ohne wirklich zu wissen, was sie letztendlich bedeuten, manche erwecken in mir einen Zweifel, eine Frage, einen Einwand, den ich mit den platten Worten übersetzen, also ausdrücken/ in Worte fassen könnte, da fehlt doch was.
Bei diesem da fehlt doch was, werde ich gleichzeitig sehr hellhörig, denn die vielen Geschichten und Gespräche haben mich gelehrt, dass es zum einen ganz leicht ist, sich misszuverstehen und zum anderen, genau das die Stelle ist, an der so viel Interpretation flunkert/aufblüht/vertuschen soll. Ich lese deinen Text so, dass du genau das vermeiden wolltest.
Steinwolke (65)
(15.01.09)
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 MrDurden meinte dazu am 15.01.09:
Hallo Steinwolke, freut mich sehr, dass du dir solche Gedanken zu meinem Text machst. Dank dir für den Verbesserungsvorschlag, verstehe was du meinst. Ich habs mir so gedacht, dass in manchen oder vielen Lebenssituationen der Mensch in einem Lebenshaus aus Stein wohnt. Wenn nun der selbe Mensch in eine schwere Lebenslage rutscht, wandelt sich seine Situation, also auch das Lebenshaus in dem er wohnt. Es verwandelt sich in ein Kartenhaus. Niemand wohnt immer sicher und beschützt aber auch niemand wohnt sein ganzes Leben lang im Kartenhaus. Deshalb hab ich geschrieben "Manchmal ist das Leben..." Wenn alles in sich zusammenbricht ist der Mensch gezwungen, mit übrigem Material von vorne zu beginnen, deshalb der Neuanfang mit Karten. Vielleicht hast du auch was anderes gemeint, aber dank dir für den Vorschlag! Eine gute Woche wünscht David!
Jimmy (18)
(21.09.09)
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 MrDurden meinte dazu am 21.09.09:
Freu mich sehr über dein Lob, auch über die vielen Empfehlungen Ist immer schön, wenn sich jemand in meinen Gedanken wiederfinden kann. Lieben Gruß, David.
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