Staubbrief

Text zum Thema Abschied

von  Iv0ry

Mein Herz,



und wieder einmal haben sie lange geschwiegen, die Worte zwischen uns. Ich habe das Schweigen auf der Zunge geschmeckt, wie jenen schweren Rotwein, den er Dir immer mitbrachte - von jenen Geschäftsreisen, deren Geschäfte nur einen Lohn hatten.

Liebe. Hintergründige, Gründliche. Tötliche.

Ich habe sie an die Wand gemalt, mit schwachen Fingern und mich gegen die Einsamkeit gelegt wie gegen eine Welle, die niemals bricht. In meinem Rücken lagen die Fliegen, wie kleine  Leichen, deren Atem gegen die Fenstergitter schlug.

Mein Herz daneben, und Deine Hand nicht im Rücken.

Ich suche Dich in dem Staub, den die Erinnerung ebenso aufwirbelt wie die Veränderung. Ich suche Dich auf der Couch, die ich uns endlich gekauft habe. Ich male Spinnweben auf Spiegel, während ich mit tropfendem Haar durch die Sonne tanze.

Während eine andere Stimme mir am Telefon von Liebe und irischen Nebeln erzählt, erwacht in mir immer wieder dein Traum. Wir bauten einen Golem, ein Wörterschloß, eine Nähe.

Nähe, die sich unter die Haut schmiegte, während seine Hände dich berührten. Schutznester für Nachtigallen, die ihre Stimme verloren.

In unsrer Evolution blieben die Ratten bei mir, und die Schmetterlinge auf Deinen Augen kleben.

Zwischen beiden Umarmungen suche ich Dich.

In meinen Worten aus Staub, den die Erinnerung an Deine Träume hinterlassen, dem Geschmack nach Kirschblüten und dem Warten auf seinen Anruf.

Das langsame Sterben kann ich nicht betrachten, selbst das Erahnen tötet mich. Täglich.

Mein Glasgefängnis ist zu zerbrechlich für deine Ketten…doch in all dieser Liebe liegt verborgen das muss.



Ich presse Staub zu Stein und baue mir eine Mauer, ein Haus, eine Hecke…einen Pool, ein Grab.

Und vergesse, dass es Euch niemals gab.

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