Dein Mörder ist.

Text zum Thema Angst

von  theatralisch

Ich habe schon so viel überwunden: Zerstörungswüte, die sich gegen meinen eigenen Körper richteten und von denen ich dachte, sie würden mich irgendwann in Luft auflösen. Da hingen mir die Fetzen vom Körper wie die Lumpen. Irrtümlich hätte man mich für eine Bettlerin aus einem vorherigen Jahrhundert halten können.

In letzter Zeit schreibe ich viele Briefe, weil ich das Stück Geflecht in mir entflechten möchte. Da muss ich lachen und lachen. Einmal schrieb ich an meinen Vater:


Dein Mörder ist.

Komische Handlungsweise: Lachen.
"Am anderen Ende" steht jemand, den ich liebe.
Intrazerebral.
Wenn Antworten Überhand nehmen.
Dein Lebensretter kann kein Lügner sein.
Und er ist es doch, wenn er sich am Ende als dein Mörder entpuppt.
Das bedeutet, dass er sehr selbstbewusst sein muss. Und auch ein Rächer. Das heißt nicht, dass er keine Angst hat, z.B. vor dem eigenen Tod.
Meistens sogar ganz besonders.

Und schaut gen Himmel.

Er ist kein ausgeglichener Mensch, auch wenn es so scheint. Er reflektiert zu viel.
Und sieht dich dabei an.
Schon jetzt fühlt er deinen Widerstand. Und blickt in Gedanken darauf zurück.

Er raucht, konsumiert und vergisst nicht. Sein Lieblingswort ist ein ganz banales, es ist: Tod.

Er will Schiffe entführen, vollkommener Künstler sein, der keinen Schatten wirft.

Am Ende wird er trotzdem untergehen. Schnell untergehen. Er lebt in der falschen Zeit. Am falschen Ort. Er ist wild und gleichermaßen gefangen: Medikamentös ruhig gestellt, emotional gestört, äußerst bedacht, hochgradig depressiv usw.

Er wird untergehen - nicht mit dir zusammen, aber dafür umso persönlicher.



Basis hierfür ist eine Bildergeschichte, die viel mit dem Tod zu tun hat.
Ich setzte ihn durch mich in Szene und stellte mich als ein Mensch dar, der gerne bleichgesichtig ist und Leuchttürme mag. Damit wollte ich ausdrücken dass ich mich dem Meer zugewandt fühle - also entweder dem, was mir fern ist; dem, was mich ohne mein Zutun trägt; oder dem, was anderen Menschen zumeist wegen seiner unsteten Art und Weise Angst macht.

P. - ein Mädchen, das im Alter von 15 an den Folgen von Blutkrebs/Leukämie starb - schrieb zum Beispiel ganz anders über das Meer. Sie schrieb:

„Ich fürchte mich vor dem Meer, weil ich nicht weiß, was mich in ihm erwartet. Ich würde zum Beispiel nie weiter hinausschwimmen als der am weitesten Hinausgeschwommene.“

P. faszinierte mich sehr, weil sie ebenso konzentriert im Sterben war. Das ist, wenn Sie, verehrter Herzensminister, mich fragen, eine ganz ergreifende Geschicht‘!


Anmerkung von theatralisch:

Ich sehe die Menschen vor mir, welche mir Geschenke überreichen, um mich der Gefühlsarmut zu entziehen.

Bitte, liebe Kinder dort draußen, nehmt euch beim Wort und fangt nicht damit an, so viel zu denken, denn der Gedanke ist am Ende euer größter Feind! Danke, liebe Kinder.


Für P.,
die ein Beispiel dafür ist, dass man vermissen kann, ohne zu kennen.

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Kommentare zu diesem Text

EliasRafael (50)
(14.03.11)
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 theatralisch meinte dazu am 14.03.11:
Meine Träume handeln in letzter Zeit zumeist davon, den Mord herauszufordern, respektive eben den Mörder selbst: Ich weiß, dass ich nicht mit in die Wohnung eines erst kürzlich aus der Psychiatrie entlassenen absoluten Psychopathen gehen soll und gehe erst recht mit. Der Traum war äußerst amüsant. Ich zwang mich nicht dazu, dies zu tun, ich wollte vielmehr austesten: Dann schlug ich zu und war plötzlich der eigentliche Mörder - wenn das potentielle Opfer den tatsächlichen Täter umnietet. Oder so.

Mein Vater erscheint mir überhaupt nicht mehr in den Träumen. Ich habe, wie schon gesagt?, gelernt, im Traum beeinflussend zu agieren. Wie man lernen kann, in den halbstündigen Tiefschlaf zu gelangen, um dann nicht mehr schlafen zu müssen. Ich beeinflusse die Traumgestalten, welche in in meiner Wirklichkeit als tatsächliche Personen auftauchen. Dann kommt es wie es kommen muss: Ich kann nicht mehr differenzieren, aber das macht nichts, denn: ich werde besiegt.

Und ich werde besiegt. Es will mich, kriegt mich, hat mich, ha, längst.

06 schwebt mir in meiner Erinnerung, sonst kaum etwas, außer 10, oh mein Gott. 06 soff ich durchgehend und war weitestgehend komatös, was wiederum dazu führte, dass ich mal wieder ein Jahr aussetzen musste - aufgrund der daraus resultierenden Psychosen.

Und hey: Ich bin der Autor. Hallo, ICH - bin es.


Und wer bist du?


Im afraid that... also ich befürchte, 11 ist kein optimales Musiker-Jahr? Beatsteaks sind schon auch nicht schlecht, aber die sind lange nicht so intim. Also: man ist sich dann selbst überhaupt nicht intim und so. So, haha.
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