Ode auf die Dichtkunst

Ode

von  EkkehartMittelberg

Immer bist du mein Trost, liebte dich schon als Kind,
Hort der Fantasie, Gefährtin der stillen Nacht.
Du, die Gedankenflügel
Sanft treibende, stets mir ein Freund.


Aus den Versen der Dichter steigen Bilder auf,
hebt sich Zauber der Welt, die du so leicht mir schaffst,
hell und dunkel die Sprache,
die von Himmel und Hölle tönt.


Und vom Rhythmus betört, tauche ich wehrlos ein
in der Sprache Wellen, lasse mich tragen dann
und bin Teil der Geschicke,
die mir fesselnde Dichtkunst malt.


Und der Schein der Lampe umhüllt mich in der Nacht
bebend, zitternd das Herz, fürchtend, an Schicksalsmacht
tragisch unterzugehen,
ganz verloren in Anderswelt.


Auch Frohsinn hast du mir, Heiterkeit, liebliche
Anmut, Freude geschenkt und ein Lächeln umspielt
mein Gesicht und der Leser
Verweilt gerne im schönen Bild.


Bin versunken ins Buch, tief in der Musen Spiel,
Kunst ganz verfallen, umschlossen, der Welt  entrückt,
von den Worten verzaubert,
Magie der ewigen Dichtkunst.

* Es handelt sich um eine asklepiadeische Ode, deren 4 Verse
  in jeder Strophe 12, 12, 7 und 8 Silben aufweisen.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

Caty (71)
(26.06.11)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 26.06.11:
Herzlichen Dank, Caty, dass du mir so viel Zeit geschenkt hast.
Zu deinen Vorschlägen: "Schicksalsmacht": Es besteht eine Diskrepanz zwischen der Verwendung des Begriffs Schicksal in politischen Texten und in Kommentaren zu Dichtung.
Mit der von dir angegebenen Begründung würde ich in einem politischen Text (zum Beispiel Kommentar in den Massenmedien) nie von Schicksal reden. Aber ich habe den Begriff mit "Tragik" in der Dichtung in Zusammenhang gebracht, Und die ist seit Sophokles (König Ödipus, Antigone, etc. ) nun einmal so definiert, dass die Heldin/der Held keine Chance zur Veränderung haben. Er/sie sind dem Schicksal ausgeliefert.Wenn sie es verändern könnten, wäre die Situation nicht tragisch.
"verweilt" ist grammatisch korrekt. Es gibt nur ein Subjekt.
"ins Buch" übernehme ich gerne, es klingt besser. Aber "im Buch" wäre auch möglich, Frage der Blickrichtung: wohin oder wo?
Liebe Grüße
Ekki
(Antwort korrigiert am 26.06.2011)
magenta (65)
(26.06.11)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 loslosch antwortete darauf am 26.06.11:
Ach Herrje! Seh ich genau so. :) Lo

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 26.06.11:
Liebe Magenta, es freut mich besonders, dass dir meine Ode gefällt.
Außer den Silbenzahlen gibt es ja noch das Problem eines sehr komplizierten Metrums. Beide zusammen engen den Autor bei der Wortwahl sehr ein und er muss viel ausprobieren. Also aus innerem Schwung heraus einfach schreiben, wie es bei Freien Rhythmen manchmal gelingt, is nich.
Vielen Dank und herzliche Grüße
Ekki
Vielen Dank auch dir, Lothar, ich weiß, du bist mit der Ode nicht glücklich, aber wenigstens zufrieden.
Ekki

 princess (26.06.11)
Lieber Ekki,

als alter Frauenrechtlerin sticht mir natürlich sofort ins Auge, dass es in der S1V4 die "Freundin" sein müsste. Schrecklich, diese die Metrik ignorierenden Hobby-Prinzessinnen!

Nein, diese Ode hat wahrlich alles, von dem ich mir vorstelle, dass eine Ode es haben müsste. Sprachlich, formal, inhaltlich. Und irgendwie hat sie auch ganz viel "Ekki".

Ein schöner, ein ansprechender Text.

Liebe Grüße, Ira

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 26.06.11:
Liebe Ira,
mit wohltuender Selbstironie weist du auf "die Freundin" hin. Mein Verlag ist in dieser Hinsicht äußerst konsequent. Wenn es eine feminine Form gibt, muss sie als Alternative geschrieben werden, zum Beispiel die Leserin/ der Leser. Ich habe mich aus ehrlicher Überzeugung gerne daran gehalten, aber wie du schon schreibst: In I,4 würde mich der Verstoß gegen das Metrum wirklich schmerzen.
Weißt du, womit du mich sehr erfreut hast?
mit der Formulierung: "hat sie auch ganz viel "Ekki". Ja, ich leugne nicht, dass es ein bisschen Bekenntnislyrikl ist.
Vielen Dank und herzliche Grüße
Ekki
(Antwort korrigiert am 26.06.2011)
(Antwort korrigiert am 26.06.2011)
Anne (56)
(26.06.11)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
*Frieda* (48) ergänzte dazu am 26.06.11:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 26.06.11:
Liebe Anne und liebe Frieda, der Ausdruck eures Wohlgefallens bedeutet mir deshalb sehr viel, weil ihr mein Gedicht schätzt, obwohl ihr die komplizierten Regeln der Ode im Einzelnen nicht kennt. Die Ode verlangt per definitionem einen erhabenen Stil, man könnte auch sagen: Pathos. Das ist nicht jederfrau/jedermanns Sache und ich kann das gut nachvollziehen. Aber ich denke, dass es grundsätzlich zum fairen Umgang mit Kunst gehört, dass man einerseits legitim sein Nichtgefallen äußern darf , vielleicht sogar sollte, andereseits aber zugesteht, dass das Genre "Ode" dem Autor von Lyrik sehr viel abverlangt.
Herzliche Grüße
Ekki
(Antwort korrigiert am 26.06.2011)

 ViktorVanHynthersin (26.06.11)
Lieber Ekkehart,
dieser Ode kann ich nur zustimmen. Ich würde jedoch, wenn ich es könnte, zwei weitere Oden schreiben. Eine, die auch die dunklen Seiten der Dichtkunst, bezogen auf fragwürdige Inhalte, die Aussagen und den Sinn, beleuchtet und eine, die den Dichter in den Mittelpunkt stellt, nämlich seinen Kampf mit den Worten, der Metrik (u. a.) bzw. den Kritikern.
Herzliche Grüße
Viktor

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 26.06.11:
lieber Viktor, du bist nicht nur ein einfühlsamer Kommentator, sondern auch ein gute Motivator. Ich werde deine Anregung gelegentlich gerne aufgreifen, allderdings mit einer anderen Strophenform, weil sich die Struktur der Ode -sie ist ihrem Wesen nach ein Preisgedicht - für Kritik weniger eignet.
Mit herzlichem Dank und lieben Grüßen
Ekki
Skandia (43)
(26.06.11)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 26.06.11:
Vielen Dank! Deine Stellungnahme ist mir sehr wichtig, Silke, weil du mit deiner Ode auf die Philosophie eigene praktische Erfahrungen gewonnen hast. Ich behaupte übrigens immer noch, dass deine Ode metrisch fehlerfrei ist. Okay, die Reime sind für diese Strophenform micht so günstig, weil sie den Fluss des Rhythmus dämmen. Aber es war ein Kunststück, dass du sie ungeachtet der schwierigen metrischen Vorgaben dennoch hingekriegt hast.
Herzliche Grüße
Ekki
Skandia (43) meinte dazu am 26.06.11:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 AZU20 (26.06.11)
Sehr schön. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 27.06.11:
Schön soll eine Ode sein, und wenn du es bestätigst, Armin, bin ich froh.
Liebe Grüße
Ekki
Mahina (70)
(27.06.11)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 27.06.11:
Mir ist es wichtig, Marlene, dass sich auch jemand äußert, der zugibt, von den Regeln einer Ode nichts zu wissen. Nur sehr wenige kennen sie. So habe ich den Mut, gelegentlich wieder eine zu schreiben.
Vielen Dank
Ekki

 irakulani (27.06.11)
Eine Ode von dir auf die Dichtkunst, lieber Ekki, - und dann noch in dem strengen Formenzwang...:
Ich bewundere, wie du dich immer wieder den Herausforderungen stellst, die die eben gepriesene Kunst an dich (an uns?) stellt!

Und ich finde sie sehr gelungen!

Besonders schön finde ich, dass jemand bemerkte, das darin "ganz viel Ekki" steckt. So empfinde ich es auch.

Gratuliere, lieber Ekki!
... und weiterhin gute Besserung,

herzlichst,
Ira

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 27.06.11:
Deine Kommentare zeigen, dass du mich inzwischen sehr gut kennst, Ira. Erst in jüngster Zeit fühle ich mich in Metrum und Rhythmus sicher genug, um mich neuen Herausforderungen zu stellen. Aber es macht mir sehr viel Vergnügen.
Mein Auge heilt jetzt schnell, und entsprechend froh ist mein Herz.
Vielen Lieben Dank, Ira
Herzlichst
Ekki
SigrunAl-Badri (52)
(27.06.11)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.06.11:
Ich freue mich, dass du es so empfindest, Sigrun
Liebe Grüße
Ekki
Dieter Wal (58)
(17.02.13)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram