Ode auf das Lesen

Ode zum Thema Betrachtung

von  EkkehartMittelberg

Ich kenne nichts, das spannender ist

als das Zusammenfügen von Teilen

zu Sinn: das Lesen.

Es ist mir ein ständiges Bedürfnis,

in Büchern zu lesen, im Mienenspiel der Gesichter,

in den Farben der Natur, in den Abfolgen musikalischer Klänge oder im Spiel der Wolken.


Hier preise ich die Variationen der Lektüre von Büchern.

Der leidenschaftliche Leser findet immer einen Platz,

sich mit Lektüre eine neue Welt zu schaffen:

entspannt im Bett, relaxed in Park und Garten,

konzentriert in öffentlichen Verkehrsmitteln,

entrückt in der Stille der Bibliothek,

von Freiheit träumend im Gefängnis,

abgeschottet hinter Klostermauern,

Zeit vergessend in der Warteschlange.


Welches Glück war meine erste Lektüre,

als ich mir mit Erich Kästners Romanen, Robinsoe Crusoe und der Schatzinsel

eine zweite Welt schuf, in der ich meine Umwelt vergaß.

Ich erinnere mich der Vorwürfe meiner Eltern wegen vergessener Pflichten,

als ich mich durch Goethe, Dostojewski, Kafka und Sartre

auf zuvor nie gedachte Denkbahnen entführen ließ.

Ich lese immer noch so leidenschaftlich gern wie als Jugendlicher,

aber ich lese anders,

mache selbst bei größter Handlungsspannung Pausen,

um Bildern und anderen ästhetischen Reizen nachzuspüren,

um kritisch gegen den Strich denken zu können,

um Schönes andächtig zu genießen.


Das aufregendste Buch, das ich kenne,

ist das Leben.

Wer sein Leben intensiv lebt,

kann von dieser Lektüre nie genug bekommen.



Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 AlmaMarieSchneider (12.11.22, 13:29)
Dem kann ich mich anschließen. Mein erstes Buch war ein Buch von Swen Hedin. Es gehörte meinem Vater, handelte über die Seidenstraße. Ich konnte gerade lesen und kam auch nie wieder weg davon.

Liebe Grüße
Alma Marie

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.11.22 um 13:38:
Grazie, Alma Marie. Ich ahnte, dass die charmante Dame von heute ein kluges Mädchen war.

Liebe Grüße
Ekii

 TrekanBelluvitsh (12.11.22, 13:42)
Lesen ist eine elegante Art des Eskapismus.

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 12.11.22 um 14:14:
Merci, manchmal ist es Eskapismus, manchmal verführt es zu Engagement.

 Graeculus schrieb daraufhin am 12.11.22 um 16:20:
Sicherlich gibt es beides; aber der von Terminator angeprochene Typus ist mir nicht fremd. Zwischen sich und das Heute eine Haut von 2000 Jahren legen ...

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 12.11.22 um 17:07:
Okay, aber es ist selten ein bequemer Escapismus, sondern einer, der kreative Kräfte freisetzt.

 AngelWings (12.11.22, 13:47)
Mein war groß Schwarze Hund! Meine kleine Pony! Oder Die Schatzinsel.

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 12.11.22 um 14:16:
ja, die erste Lektüre vieler Menschen handelt von Tieren.

 Tula (12.11.22, 14:21)
Moin Ekki
Ich gehörte in der Schule zu den wenigen, die die auferlegte Lektüre wirklich lasen. Vor der Deutschstunde habe ich den Kumpels das dann schnell zusammengefasst, um auf unbequeme Fragen vorbereitet zu sein  :D

Ich las sogar mit Spannung Gorki's Mutter. So schlecht war es ja gar nicht ...

Faust war geil, Macbeth nicht minder ... Ansonsten aber Jack London, Melville und alles was mit Seefahrt zu tun hatte. Schöne Lesezeiten ...

LG
Tula

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.11.22 um 14:32:
Gracias, Tula, in deiner heutigen Entdeckerfreude spiegelt sich noch deine Schullektüre.

LG
Ekki

 uwesch (12.11.22, 16:11)
Ja, wenn's das Lesen nicht gäbe wäre das Leben ein ganzes Stück ärmer. Ich habe mir schon als Jugendlicher in Flensburg jede Woche mehrere Bücher aus der Leihbücherei geholt und sie verschlungen, natürlich auch die Wälzer von Karl May. Zu der Zeit hatte kaum jemand das Geld, sich Bücher zu kaufen.
Dass ich jetzt seit einigen Jahren selber schreibe, wundert mich noch heute manchmal.
LG Uwe

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.11.22 um 16:55:
Du erwähnst etwas Wichtiges, Uwe. Wer selbst schreibt, kommt den Freuden des Lesens noch mehr auf die Schliche.

LG
Ekki

 Graeculus (12.11.22, 16:18)
Über die Freude des Lesens brauchen wir untereinander nicht viel zu sagen. In Rußland (der UdSSR) sah ich einst jemanden, der auf der Rolltreppe der Metro las. Er war mir spontan sympathisch.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.11.22 um 16:59:
Gracias, Graeculus, der ist mir auch sympathisch: ein Leser mit der Sicherheit eines Schlafwandlers.

 Saira (12.11.22, 18:30)
Hallo Ekki,
 
es ist länger her, seit ich zuletzt Muße zum Lesen hatte. Es warten mehrere Romane im Regal darauf, von mir verschlungen zu werden.
 
Deine Ode habe ich gerne gelesen!
 
Herzliche Grüße
Sigi

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.11.22 um 19:34:
hallo Sigi,
ich danke dir, dass du trotz Stress die Zeit findest, immer wieder meine Texte zu lesen.

Herzliche Grüße
Ekki

 Saira meinte dazu am 13.11.22 um 17:38:
Deine Texte zu lesen, lieber Ekki, ist für mich immer wieder eine große Freude und Bereicherung.

Für das Lesen von Büchern fehlt mir leider zur Zeit noch die Muße.

Herzliche Abendgrüße
Sigi

 AchterZwerg (13.11.22, 07:21)
Geschätzter Ekki,
zu all den genannten Vorzügen kommt ein weiterer hinzu:
Ein Buchinhalt benötigt nicht zwingend die Unterscheidung zwischen Fantasie und Realität. - Es gilt also nicht, Grenzen zu wahren, die im "richtigen" Leben vonnöten sind.

Dies kann schon kleinen Kindern über Märchen vermittelt werden.

Auch bei mir hats geklappt! <3

Liebe Grüße
Piccola

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.11.22 um 09:13:
Grazie, Piccola,
diesen weiteren Vorteil schätze auch ich sehr.

Liebe Grüße
Ekki

 harzgebirgler (13.11.22, 15:28)
lesend heben wir das in schrift(en) niedergelegte auf und denken ihm nach --
hannah arendt schrieb einst an heidegger: "Niemand liest oder hat je gelesen wie du." --
diese lese führte ihn zur aufhebung der metaphysik durch das denken des seins.

lg
henning

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.11.22 um 17:24:
Vielen Dank, Henning. Heidegger war ein origineller 

Leser und ein guter Schnacksler. Ich bin mir nicht sicher, was Hannah mehr an ihm schätzte.  :)

LG
Ekki

 harzgebirgler meinte dazu am 14.11.22 um 12:56:
:) :)
beide war'n voll ungestüm
seinerzeit bestimmt intim! :D 

herzliche schmunzelgrüße
henning

 AZU20 (13.11.22, 19:44)
Nachdem ich Deinen Text gelesen habe, kann ich nur freudig zustimmen. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.11.22 um 20:01:
Danke, Armin. das lese ich mit Vergnügen.

LG
Ekki

 plotzn (14.11.22, 10:37)
Mitreißend geschrieben, lieber Ekki!

Eine Ermutigung zum Lesen im weiteren Sinne und nicht auf Geschriebenes beschränkt. Dazu passt ein Gläschen Wein als "Lesestoff".

Liebe Grüße
Stefan

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.11.22 um 10:41:
Vielen Dank, Stefan,

mit einem Gläschen Wein
fällt mir zwischen den Zeilen Einiges .

Liebe Grüße
Ekki
Agnete (66)
(18.11.22, 20:24)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 19.11.22 um 12:15:
Merci, das freut mich sehr, Agnete.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram