Marburg. Hommage auf Hölderlins "Heidelberg"

Ode zum Thema Schönheit/ Schönes

von  EkkehartMittelberg

Freunde, taucht mit mir ein, ruft Erinnerung wach,
Marburg schauen, und es preisen mit frohem Lied,
Marburg, Lahn überragend,
weithin sichtbar, so imposant.

Sieh, die Kirche, sehr schlank, die aus der Ferne grüßt.
Leicht erhebt sich der Dom, in den Himmel so frei,
mahnt ans Hohe uns Menschen,
die voll Kleinmut und eitel sind.

Schaust vom Schlosse herab, fesselt der Zauber von
Fachwerkgiebeln den Blick, Gässchen verwinkelt schön,
und hinab von dem Rathaus
ruft der Gockel die Stunde auf.

Und ein Weilchen gebannt, halten Besucher ein,
stehen still, wie das Herz, wenn das Blut allzu rasch
drängend, weiterzusehen,
in die Gassen der Stadt dich treibt.

Neue Warte für dich, oben von Spiegelslust [1]
weite Blicke geschenkt, und die Augen sehen
auf den Fluss, und moderne
Häuser rahmen das lieblich’ Bild.

Aber oben am Berg ragt das gigantische,
wettergeprüfte Schloss aus der Idylle Grund,
kaum von  Zeiten verändert.
Doch der ewige Wandel gießt

sein verjüngendes Licht über das alternde
Schönheitsbild und  umher grünet  lebendiger
Efeu; freundliche Farben
leuchten in eine neue Zeit.

Junge Menschen zuhauf, strömen im heitern Tal,
hin zur Zukunft gewandt und noch vertrauensvoll.
Deine belebten Gassen,
jung gebliebene alte Stadt.


1) Marburgs höchster Aussichtspunkt mit Panoramablick

© Ekkehart Mittelberg, Juni 2011

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Kommentare zu diesem Text


 ViktorVanHynthersin (15.06.11)
Eine "Liebeserklärung", die ich zwar aus anderen Gründen, aber nicht weniger gerne unterschreibe!
Herzlichste Grüße
Viktor
Nimbus (35) meinte dazu am 15.06.11:
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 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 15.06.11:
Herzlichen Dank euch beiden, Viktor und Heike. LG
Ekki
magenta (65)
(15.06.11)
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 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 15.06.11:
Ich habe sehr lange gewartet, bis ich mich an eine Ode herangetraut habe, Magenta. Offen gestanden war es Arbeit, aber eine, die viel Spaß gemacht hat.
Vielen Dank und liebe Grüße
Ekki
Skandia (43) äußerte darauf am 26.06.11:
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 loslosch (15.06.11)
Der zweite Teil ist stärker als der von Hölderlin: [ Nur zum Vergleich für Interessierte. Mir am besten gefällt der schlichte Zweizeiler mit hessischer Färbung:

... und hinab von dem Rathaus
ruft der Gockel die Stunde auf.

Ich würde die Fußnote durch 2 Leerzeilen absetzen. Well done, Ekki.

Verwunderter Blick von Friedrich aus der Erde Grund. Lothar

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 15.06.11:
Besonderen Dank dafür, Lothar, dass du den Link zu Hölderlins Ode gesetzt hast. Wie hätte es gewirkt, wenn ich sie selbst neben meine gestellt hätte.
Den meisten Oden haftet aus heutiger Sicht etwas Sakrales an. Deswegen habe ich bewusst das Stichwort "Wandel" hineingebracht.
Wenn der zweite Teil das Feierliche etwas auflockert, würde mich das freuen.
Friedrich meint, er habe in der E-Kirche würdig geruht und Lillii Marlene lässt mitteilen, sie denke noch immer so gern an die Worte "aus der Erde Grund."
Ekki

 loslosch meinte dazu am 15.06.11:
... Aus dem stillen Raume ... Dir bleibt auch nichts verborgen. :) Lo

 irakulani (15.06.11)
Kürzlich erst , lieber Ekki, bin ich an Marburg vorbeigefahren -
"weithin sichtbar, so imposant", dachte ich.

"Doch der ewige Wandel gießt

sein verjüngendes Licht über das alternde
Schönheitsbild und umher grünet lebendiger
Efeu; freundliche Farben
leuchten in eine neue Zeit. "

Das ist es u.a. was die Stadt ausmacht, alt und neu verbindet sich hier ganz wunderbar. Deine Ode weckte Erinnerungen an die kurze Zeit, die ich vor vielen Jahren in Marburg verbracht habe. Wunderbar getroffen, lieber Ekki - und mit Herzblut geschrieben.

L.G.
Ira

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 15.06.11:
Wie immer, Ira, triffst du den Punkt. Ja, in Marburg ist eine Synthese zwischen alt und modern gelungen, Zeichen einer neuen Zeit in einer ans Mittelalter erinnernden Stadt.
Vielen Dank und herzliche Grüße
Ekki

 AZU20 (15.06.11)
Ich kenne die Stadt nicht so richtig, muss jetzt dringend noch einmal hin. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 15.06.11:
Wenn du ernst machst, Armin, Anruf genügt. Es wäre mir eine Ehre, dich zu führen.
Liebe Grüße
Ekki

 moonlighting meinte dazu am 28.06.11:
Ich fahre auch diesen Sommer nach Marburg.....

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.06.11:
Da wird wohl kein Weg an mir vorbei führen, Moonlight. Ich freue mich darauf.
Lg
Ekki
steyk (57)
(15.06.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 15.06.11:
Herzlichen Dank, Stefan, ja, ich liebe diese Stadt und ich liebe Hölderlin.
Diese Ode auf Marburg ist meine erste, eine asklepiadeische. Ich weiß nicht, ob du auch schon Oden geschrieben hast. Man muss es einmal versuchen, um ermessen zu können, wie schwierig es ist, Sprache in diesem engen Prokrustbett zum Schwingen zu bringen. Deshalb werde ich wohl nach einiger Zeit zu den Freien Rhythmen oder schmiegsameren Strophenformen zurückkehren.
Eines aber muss man zu Ehren der Odenformen sagen. Sie schulen das Sprachvermögen ungemein, weil ihr Metrum unbestechlich ist.
Liebe Grüße
Ekki
SigrunAl-Badri (52)
(15.06.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 15.06.11:
Liebe Sigrun, für unser heutiges Empfinden wirkt die Sprache von Oden nicht selten gestelzt. Deswegen freut es mich, dass du den Stil von "Marburg" eben nicht so, sondern als schön empfindest.
Du charakterisierst die Ode auch zu Recht als romantisch. Spätromantisch könnte man sagen, weil sie anders als in der rückwärts gewandten frühen Romantik versucht, die Öffnung der Stadt zur Moderne mit in den Blick zu nehmen.
Auch mit der Liebeserklärung liegst du richtig.
Herzlichen Dank für deinen zutreffenden Kommentar.
Liebe Grüße
Ekki
Anne (56)
(18.06.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 18.06.11:
Welch schöner Kommentar. Ich danke dir herzlich, Anne.
Ekki
michaelkoehn (76)
(19.06.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 19.06.11:
Dein Kommentar freut mich besonders, Michael. Danke!
Ekki
Nuance (47)
(21.06.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 21.06.11:
Kann man sich ein schöneres Lob wünschen. Es macht mich sehr glücklich, Ruth. Du hast ja geschrieben, dass es nicht ganz einfach ist, sich in diesem engen Korsett rhythmisch zu bewegen und "die Sprachmelodie zu erhalten". Deine Worte werden mich zu neuen Versuchen anspornen. Sie werden nur Freude machen, solange du mir als Leserin erhalten bleibst.
Ekki
Dieter Wal (58)
(18.03.12)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 18.03.12:
Lieber Dieter,
vielen Dank für deine Zuwendung.
Es ist metrisch sehr schwierig, eine asklepiadeische Ode zu schreiben. In ihrem Gewand wirkt wohl jede Sprache getragen. Ich will aber nicht ausschließen, dass es moderner geht. Es käme auf einen Versuch an.
Liebe Grüße
Ekki
EikeFalk (60)
(04.06.13)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.06.13:
Es freut mich sehr, Eike, dass du noch einmal auf diese asklepiadeische Ode eingegangen bist Sie richtet sehr hohe Hürden auf und es scheint so, als hätte ich sie überwinden können.
LG
Eike

 IngeWrobel (12.06.13)
Dort oben, am Fuße des Spiegelslustturmes fand anno 2007 das KV-Jahrestreffen statt.
http://www.keinverlag.de/chronik.php?vid=39
Ich war dabei - es war sehr interessant.
Zum Werk: gefällt mir, ich liebe Oden!
Gruß, Inge

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.06.13:
Es freut mich sehr, dass du gerade diese Ode empfiehlst, Inge.
Ich habe lange daran gearbeitet und sie ist mir wichtig.
Weißt du, wer das KV-Jahrestreffen von 2007 organisiert hat?
Gruß
Ekki

 IngeWrobel meinte dazu am 12.06.13:
Ja, das war der gute Helmut:  http://www.keinverlag.de/autoren.php?autor=2702
Weil ich ihn schon vor diesem Treffen gut kannte, kamen meine Freundin und ich in den Genuss einer Marburg-Führung. Insgesamt also ein sehr angenehmes Treffen damals.
Solltest Du selbst erwägen, ein Treffen in Marburg zu organisieren, melde ich Interesse meinerseits an. Würde auch meinen "alten Freund" Helmut gerne wiedertreffen.
Liebe Grüße
Inge : )

edit: Falls der Link nicht funzt, nach "Kuschelmuschel" suchen. ,-)
(Antwort korrigiert am 12.06.2013)

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.06.13:
Wir hatten schon einige kleinere Treffen in Homberg (Ohm), unweit von Marburg. Ich werde dich beim nächsten Mal informieren. Vielen Dank für den Hinweis auf Kuschelmuschel, Inge. Ich werde ihm gerne nachgehen.
Liebe Grüße
Ekki
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