PARNASSOS

Ode zum Thema Mensch (-sein, -heit)

von  Georg Maria Wilke

Aufgereihte Felsen leiten meinen Weg -
altargleich wuchs der Marmorstein zum Gotte,
geblendet vom Höchsten, der die Sonne schuf.
Phöbus heißer Ruf

schmerzt mein trübes Auge, das keinen Gott sah,
der Ikarus gleich, vom hohen Himmel fiel,
die Flügel, weit gestreckt, als bete er zur Sonne,
aller Wünsche Ziel.

Im lichten Glanz, der Sturz, ein Tanz des Neides.
Wie wollt ihr göttlich werden? ihr Menschenbrut!
Ohne Mut die höchsten Felsen erklimmen?
Niemals wird es sein.

Es wird euch nicht gelingen ohne Musen
und Nereiden, die am Quell des Parnassos
jenen Menschen meiden, der nicht hören kann
die leisen Worte

der alten Orte, die Lieder, Sternenklang,
Gesang der tausend Nächte, bevor die Erde war.
Ein Wurf von Telemachos Speer trifft das Ziel,
nur weil Götter sind,

ein Wurf aus lichtem Streben, hätte nie erreicht
den Göttersegen, der dem Menschenherzen
nicht gegönnt, von den olympischen Scharen,
die leidvoll gekränkt.

So verletzt, sehnt sich meine Seele nach Schwere,
die mich am Boden hält, auf ewig dieser
Welt verbunden, die Sehnsucht, nach dem anderen,
dem Du, die meine

Freude an der Welt bekundet und trieb ich
körperlos der lauen Luft entgegen, ein
Zwiegespräch mit Musen leert den Sinn des Worts,
lässt mich erbeben.

Urania zeigt mir den Stern der Weisen,
ich fliehe zu der Erde hin, denn nur die
Erde kann mir geben, was ich war und bin,
ein Mensch - und ein Gott?

Durch Wege, die auf Fels gebaut, vorbei am
Steine Gottes – einmal noch, - einmal noch -
den Parnassos geschaut, wenn ich die Quelle
allen Lebens bin.

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