Stepf - Kinoabende vor dem Fernseher

Erzählung zum Thema Nähe

von  Prinky

Viertes Kapitel

Anfangs fiel es mir schwer ihr in die Augen zu schauen. Ihr Brief nagte doch arg an mir. Aber sehr wahrscheinlich ging es ihr ja ähnlich. Ich war trotz allem immer noch sehr aufgewühlt, wenn ich nur in ihrer Nähe war, aber ich voller Hoffnung, wenn sie mich einfach nur ansah. Gott wie dämlich, aber Liebe macht den vernünftigsten Menschen fahrig und unsicher.
Rainer schlug vor, einen Film bei ihm anzuschauen. Das machten wir desöfteren, vor allem in der kälteren Jahreszeit. Ein anderes Freundespaar käme auch, welches ich aber bis dato noch nicht kannte. Nadine käm auch, meinte Rainer, und zwinkerte mir zu. Er wußte von meinen Gefühlen, aber von ihrem Korb in Form eines zwar netten Briefes wußte er `gar nichts, und ich hatte auch nicht vor, ihm irgendetwas davon zu erzählen.

Der Abend rückte näher. Ich durchwühlte meinen Kleiderschrank, der eigentlich auf den Sperrmüll gehörte, und suchte mir ein cooles Hemd für den Abend aus. Ein wenig Parfüm, und alles war richtig ok. Ich wußte zwar, das ich an jenem Abend nicht mit ihr im Bett landen würde, aber ich würde sie sehen, was mich schon allein in Hochstimmung versetzte.
Als es schon richtig dunkel war, fuhr ich los.
"Ey, komm rein Alter," sagte Rainer, als ich bei ihm ankam. Ich war erster, klar, wie immer, und begrüßte daraufhin Rainer`s Frau, die ich kurz in den Arm nahm. Ich wollte mich gerade auf die Couch setzen, als es wieder schellte. Rainer eilte zur Türe, und zwei Personen tratan hinein. Ein Hüne, dachte ich, als  ich so einem großen Kerl in die Augen blickte. Neben ihm stand eine zierliche Frau, die mir als seine Freundin Mandy vorgestellt wurde. Sie wirkte nett, und ich war mir recht schnell klar, das ich mit ihr recht schnell warm werden könnte. Bei diesem Hünen sah das anders aus. Er wirkte kühl und arrogant auf mich."Hallo," meinte er, "ich bin Noah, und wer bist du?" Ich schaute ziemlich weit nach oben und rief ihm meinen Namen zu. Er meinte nur ziemlich lässig, das ich ihn nicht anzubrüllen müsste, da er auch einen normalen Tonfall verstehen würde. Ja, dachte ich, aber doch ein wenig breiter. Ich grinste etwas, und dachte mir so; "Hmm, wat für ne Type!!!

Plötzlich kam noch jemand ins Wohnzimmer. "Das ist der gute Sem," meinte
Rainer, "damit sind wir ja fast komplett. Jetzt fehlt nur noch Nadine, dann sind wir ja alle da." Nachdem wir alle Platz genommen hatten, und uns zugleich über Chips und andere Köstlichkeiten hergemacht hatten, klingelte es erneut. Rainer meinte locker;" Herein mit dir Nadine, aber nur dann, wenn du es auch bist!?"
Sie kam rein, und plötzlich war der Raum nur noch von ihr und mir bevölkert. Die anderen wurden so unscheinbar, das sie mir sogleich aus Blicken und Gedanken verschwunden waren. Sie nahm Platz, natürlich nicht direkt neben mir, aber doch so nahe, das mein Herz zu tanzen begann. Niemand bekam etwas mit, aber ich glaube, das sie in den wenigen Augen Blicken, in denen ihrer meinen striff, mehr erfuhr, als sie eigentlich wollte.

Rainer legte den Film ein, und sofort war Ruhe angesagt. Bei uns war während eines Filmes immer totale Ruhe angesagt. Alle wollten den Film mitkriegen. Meis unterhielten wir uns nach dem Film über ihn, doch diesmal hätte ich nicht gut mitdiskutieren können. Zu oft war ich ihr angetan, blickte sie an, träumte und agierte aphatisch. Vom Film selbst bekam ich so recht wenig mit, aber das war mir ziemlich egal, denn es gab schon weitaus wichtigeres an diesem Abend für mich. Im Rückblick war im Nachhinein nur die Verabschiedung noch extremer. Denn wie schon so oft vorher, musste ich sie gehen lassen. Und ich blieb wie immer alleine zurück.
Und hätte ich geahnt, wie lange dieser Dämmerstand noch anhalten würde, hätte ich wahrscheinlich all meine Kraft dafür aufgewendet, sie einfach ganz schnell zu vergessen, auch wenn dieses Unterfangen verdammt schwer für mich geworden wäre.

Ich fuhr wieder nach Hause, und übermittelte ihr noch eine Gute Nacht SMS. Und sie antwortete. Das tat sie nicht immer, aber immer wenn sie es tat, begann mein Herz sich zu freuen. Es sang und klang wie ein herrliches Vogelgezwitscher in samtgrünen Bäumen unter einer Sonne, die mir all ihr Licht direkt ins Herz goss.
Und das war immer so. Egal was für ein beschissenes Wetter vorherrschte, alles war gut und einfach nur wunderschön.
"Gute Nacht Nadine, ich liebe dich," sagte ich zu mir, und hoffte, das der liebe Gott diese Worte in ihr zubetoniertes Ohr einflöste.
Das sie endlich all meine Liebe in ihrem kühlen Herz aufnehmen würde, die harte Schale sprengen würde, und all das Magma frei ließ, das ihrem ganzen Wesen all ihre Liebe entlocken würde.

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Kommentare zu diesem Text

KoKa (43)
(05.12.11)
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 Prinky meinte dazu am 05.12.11:
Ja, die Jahre flogen so dahin, und sie fließen immer noch. Es ist schon seltsam, daß man ein Gefühl nicht so einfach ausschalten kann, wie man eine Lampe an und ausschaltet.
Verdammt nochmal, aber wer mir hier sagt, die Liebe sei wunderbar, dem schenk ich mal einen Freiflugschein ins Gummibärenland. Nee, die Liebe ist eine fleischfressende Pflanze. Entweder man entkommt ihr, und es hat trotzdem Spuren hinterlassen, oder aber sie frisst einen so vollkommen auf, daß keine Spuren mehr von einem bleiben.
Wie auch immer...schönen Dank!
Micha
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