Ein künstliches Lächeln
vor der schneeweißen Hausfassade,
ein Kuckuckskind zappt sich durchs TV-Programm,
Anzugträger überholen Zweibeiner in Jogginghosen,
das Make up wirkt wie ein Gesichtsgraffiti,
die Kneipe lädt ein zum Promillefrühstück,
der Urlaub ist schon gebucht,
doch diese Straße sieht keine Touristen.
Eine Strasse, deren Oberfläche glänzt,
während unter dem Asphaltbelag Herzen brennen.
Im Schatten dieser Wohngegend leben die Tränen,
Unsichtbares hinter Stein und Glas.
Autos fahren über die Splitter von zerstörten Träumen,
das Hupen übertönt die Schreie.
Der Saubermann fegt die Straße,
damit alles glänzt und kein Hindernis die Gedanken ablenkt.
Trübe Augen, ohropaxige Hörorgane,
Seelenmasken werden an der Ecke verkauft,
freundlich und höflich,
während unter dem Asphalt ein Inferno der Schmerzen tobt.
Die Fassade bleibt schneeweiß,
unter dem Dach knirscht es,
und im Keller tanzen die Ratten.
Irgendwo hallt ein Schrei durch Haus Nr. 6,
Hände bleiben dem Telefon fern,
die 110 bleibt unberührt.
Es stirbt ein Mensch,
via Kameras ertönt am nächsten Tag
ein „Wir-wußten-dass-es-kein-gutes-Ende-nehmen-würde“,
die Schweigenden sprachen,
zu spät...
Aus der Wohnung des Todes
tragen Bestattungsgehilfen einen Menschen hinaus,
ein neuer Mieter wartet voller Ungeduld auf seinen Einzug.
Die Hausfassade erhält einige Tage später
einen neuen Anstrich.
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Kommentare zu diesem Text
SigrunAl-Badri (52)
(10.03.12)
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