Etwas bei seinem Namen nennen

Glosse zum Thema Ansichtssache

von  loslosch

Scapham scapham dicere (Kaiser Julian, 331 bis 363; Orationes; ebenso Plutarch 200 Jahre früher). Einen Kahn einen Kahn nennen. Oder: Das Kind beim Namen nennen.

Offenbar hatte der Kahn schon immer eine gedrungene Form - wuchtig und etwas unförmig wirkend. Ein Bild, das sich schnell einprägt. Kein schnittiges Boot, rein zweckrational konstruiert. Nicht zur Metapher einladend? Vielleicht doch, wenn das Bild nur stimmt: Man begibt sich des Nachts in den Kahn und meint sein Bett. Strafgefangene verlassen, bereits in der Gaunersprache des 18. Jhs., den verhassten Kahn und meinen den Knast. Warum sollten wir es nicht beim Namen nennen, dieses wuchtige Gebilde?

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (09.06.13)
Andersen: "Des Kaisers neue Kleider": Man vergisst die Diplomatie und nennt einfach mal die Dinge beim Namen. Immer wieder erfrischend, wie viele dann erleichtert aufatmen.
AronManfeld (43) meinte dazu am 09.06.13:
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 loslosch antwortete darauf am 09.06.13:
das sind ausgreifende themenfelder. krieg sie nicht unter einen hut.
Jack (33)
(09.06.13)
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LottaManguetti (59) schrieb daraufhin am 09.06.13:
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 loslosch äußerte darauf am 09.06.13:
@jack: uli (der aus tokio) hat ja werbegroschen der volksbanken kassiert und dann in selbigem buch sämtliche banken kritisiert, dabei die volksbanken ausgespart! Den richtigen sprachunterricht erteilten schon The Lords in den 1960er jahren:

When I was born you know
I couldn't speak "I'll go"
My mother worked each day
and she learned me to say. (vorsicht: sie hat gelernt, mir zu sagen ...)
Mother and father and son ...

@LM: diese sprachpedanterie erzeugt ja genau das, was sie zu vermeiden vorgibt. solche schlauberger erstarren in forme(l)n.
Jack (33) ergänzte dazu am 09.06.13:
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LottaManguetti (59)
(09.06.13)
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 loslosch meinte dazu am 09.06.13:
beim teufel ists anders: gottseibeiuns, leibhaftiger, daus usw. schöner wiki-artikel (teufel) mit sog. hüllwörtern. danke, lotta lo
Graeculus (69)
(09.06.13)
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 loslosch meinte dazu am 09.06.13:
caudex/ codex war laut pons ein schimpfwort bei terenz (2. jh. v. chr.) schon. es wurde nicht umgangen. zigeuner in der eigenen sprache zeugt neuerdings von gestiegenem selbstwertgefühl.
Graeculus (69) meinte dazu am 09.06.13:
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 loslosch meinte dazu am 09.06.13:
erst dachte ich: werner finck? gerhard fink scheint mehr drauf zu haben als sein landsmann hubertus kudla. hast du den kl. schmutzfink gelesen? etwa: inter pedes virginum est virorum gaudium.

 TrekanBelluvitsh (09.06.13)
Na ja, wenn man die Dinge immer beim Namen genannt hätte, wären der Sprache richtig schöne Formulierungen entgangen.

Und wie ist es eigentlich mit Dingen (die beim Namen genannt wurden) und Menschen, die Dinge beim Namen nennen? Darf man die auch beim Namen nennen?

 loslosch meinte dazu am 09.06.13:
bei den "dingen" geht es oft um menschen.

 Didi.Costaire (10.06.13)
Es ist interessant, wenn das Eindeutige in der Übersetzung eine Reihe von Möglichkeiten offeriert.
Wo geht denn der Uli hin? Zum Oli? Auf seine Yacht? In die Heia? Oder doch in den Knast?
Schöne Grüße, Dirk

 loslosch meinte dazu am 10.06.13:
wIr sagen ja auch: x fährt nach paris. - dieses schwein. - er nimmt seine frau mit. - armes schwein.

 ViktorVanHynthersin (10.06.13)
Dazu ein Fundstück aus dem www:
"Ob die folgende Geschichte tatsächlich von dem weit über die Grenzen Bayerns hinaus bekannten Volksschauspieler und Komiker Karl Valentin stammt, ist nicht erwiesen. Sie könnte es aber sein:
Karl Valentin trifft einen Polizisten und fragt ihn: “Darf man eigentlich zu einem Polizisten ´Esel´ sagen?“
Der Polizist: „Nein! Was fällt Ihnen ein! Das wäre eine Beamtenbeleidigung!“
Karl Valentin: „ Darf man dann zu einem Esel ´Polizist´ sagen?“
Der Polizist denkt kurz nach und sagt: “Wieso nicht? Das wäre jedenfalls keine Beamtenbeleidigung, weil der Esel ja kein Beamter ist!“
Daraufhin Karl Valentin: „Dann also auf Wiedersehen, Herr Polizist!“

In diesem Sinne )
Herzliche Grüße
Viktor

 loslosch meinte dazu am 10.06.13:
völlig harmlos. der kontext machts.

valentin hatte auftrittsverbot wegen verunglimpfung des sieg-heil-grußes. als er wieder durfte, streckte er einen arm hoch und rief: So hoch lag der schnee bei uns letztes jahr. lo
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