Sie erzwang seine Nähe

Bild zum Thema Hoffnung/Hoffnungslosigkeit

von  Fuchsiberlin

Sie trinkt mehr als nur drei Tassen Kaffee in der Nacht. Schlafen will sie nicht, denn nur in der Dunkelheit fühlt sie sich ihm näher als nah. Ihre Empfindungen für ihn, lassen sie sehnsüchtig auf seine Umarmung warten. Doch die Nähe zu diesem für jeden Menschen Unsichtbaren bleibt ihr verwehrt.

Tagsüber lässt ihr der Wunsch, ihm zu begegnen, keine ruhige Minute. Dabei ist sie doch noch so jung. In ihren Fantasien einer anderen Hoffnung, geht sie Hand in Hand mit ihm über all ihre Traumwege, doch er schlägt ihre bittende Hand aus. Sie wartet neben der Wirklichkeit auf einen Kuss von ihm, doch seine Lippen bleiben ihr fern. Kein Mensch kann sich so einfach, den zum Leben Gehörenden ganz nah herbeiwünschen.

Emotional fühlt sie sich an seiner Seite geborgen und voller Sicherheit, lebend in einer neuen Freiheit. Doch dies sind nur ihre gefühlten Gedanken, denn er verweigert ihr seine Nähe.

Am nächsten Tag verkünden vier Zeilen in einer regionalen Tageszeitung, dass eine junge Frau von einer Brücke in den Abgrund sprang.

Sie erzwang die von ihr gewünschte Nähe zum Tod.


Anmerkung von Fuchsiberlin:

Die Verzweiflung umarmte sie, die Traurigkeit nahm sie an die Hand, die Hoffnungslosigkeit küsste sie. Der Schmerz nahm sie gefangen.

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Kommentare zu diesem Text


 sensibelchen13 (20.09.13)
sehr traurig!
Lieben Gruß
Helga

 Fuchsiberlin meinte dazu am 20.09.13:
Ja... Und doch passiert es.

Liebe Grüße
Jörg
chichi† (80)
(20.09.13)
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 Fuchsiberlin antwortete darauf am 20.09.13:
Ja, leider verhält es sich in diesem geschilderten Beispiel so, Gerda.

Liebe Grüße
Jörg
(Antwort korrigiert am 20.09.2013)
janna (66)
(20.09.13)
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 Fuchsiberlin schrieb daraufhin am 20.09.13:
Es handelt sich hierbei nicht um einen Menschen, sondern um die Sehnsucht nach dem Tod. Deshalb auch der Abschluußsatz: "Sie erzwang die von ihr gewünschte Nähe zum Tod."

Was das "profan" anbelangt, nun gut, es ist wie es ist, diese Freiheit existiert auf KV. Eine Begründung desjenigen zu dieser Einschätzung, wäre dennoch wünschenswert.

Liebe Grüße
Jörg

 Skala äußerte darauf am 20.09.13:
Zu Jannas Kommentar: Als ich den Text las, dachte ich in etwa das Gleiche. Und, dass die letzten beiden Absätze dem Text für mich eine völlig überzogene Dramatik geben.
Dein erklärender Kommentar, Jörg, lässt mich den Text jetzt aus einem anderen Blickwinkel lesen, aber ich frage mich, ob man vielleicht den Text insoweit umschreiben könnte, dass nicht dieser Eindruck bleibt, am Anfang sei ein - entschuldigt die respektlose Ausdrucksweise - mieser Kerl gemeint, der die Liebe zurückweist (wozu, wie Janna schon richtig schrieb, jeder das Recht hat). Mein Vorschlag wäre, den Begriff "Nähe" noch expliziter in den Text einzubauen, dass die Verbindung am Ende klarer wird.
Liebe Grüße, Skala.

 Fuchsiberlin ergänzte dazu am 22.09.13:
@Skala,

ich emfinde es nicht so, dass die letzten beiden Sätze diesem Text eine überzogene Dramatik geben. Kein Problem, wir Menschen empfinden Worte, Sätze oft anders als ein anderer. Bezüglich des anfänglichen Eindrucks, da werde ich versuchen, diesen Text etwas abzuändern, um nicht vollständig das Bild entstehen zulassen, dass ein Mensch mit dem "Er" gemeint ist, bzw. der letzte Satz noch ausdrucksstärker darauf hinweist.

Liebe Grüße
Jörg

 susidie (20.09.13)
Ich interpretiere den Text anders. Eine Frau in einer tiefen Depression, die sic h nichts als den Tod wünscht. In meinen Augen geht es hier nicht um die Sehnsucht nach einem anderen Menschen. Nur Todessehnsucht. Sehr, sehr traurig und passiert leider viel zu oft. Aber, wie gesagt - meine Interpretation. Gruss von Su:)

 Irma meinte dazu am 20.09.13:
So lese ich das auch! LG Irma

 Fuchsiberlin meinte dazu am 20.09.13:
Ja, es handelt sich hierbei um Todessehnsucht. Sie ist gefangen in ihren dunklen Gefühlen, und wünscht sich nur noch den Tod, sehnt ihn regelrecht herbei.

Liebe Grüße
Jörg

 EkkehartMittelberg (20.09.13)
Was an demText profan sein soll, ist mir schleierhaft. Es geht um die auch in der jungen Generation verbreitete irrationale Todessehnsucht.
LG
Ekki

 Fuchsiberlin meinte dazu am 20.09.13:
Gerade auch in der jungen Generation ist diese, wie Du es richtig bezeichnest, irrationale Todessehnsucht, verbreitet. Eine Todessehnsucht, die in der gefühlten Gefangenschaft, in einem Kerker ohne Fenster, zu einer Spirale führen kann, die letztendlich auf dem Friedhof endet.

Liebe Grüße
Jörg
Pocahontas (54)
(20.09.13)
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 Fuchsiberlin meinte dazu am 20.09.13:
Liebe Sigrun,

gerade dann, wenn Tag für Tag das Leben zu einer unerträglichen Qual mutiert, kann irgendwann die Sehnsucht nach dem Tod dermaßen an Macht gewinnen, dass man sich ihr hingibt.

Es ist ein Ausweg aus einem Leben, welches für denjenigen keinen einzigen Sonnenstrahl mehr bereit hält, die Gefühle von Schmerz, Verzweiflung, Trauer, Hoffnungslosigkeit sich tief in die Innenwelt einbrennen. Der Tod als einzige Alternative erscheint, als Erlösung aller Qualen. Es ist verständlicherweise für viele Menschen schwer bis gar nicht nachzuempfinden und zu verstehen. Ein solcher Tod hinterlässt im Umfeld sehr viel an Schmerz und Trauer.

Liebe Grüße
Jörg
Steyk (61)
(21.09.13)
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 Fuchsiberlin meinte dazu am 22.09.13:
Der Text sollte auch eindringlich rüberkommen. Anhand der meisten Kommentare zu diesem Text, erscheint es mir so, dass dies vielleicht auch gelang.

Der Suizid von jungen Menschen berührt mich auch, denn ich kann auch manch ein "Warum" aus den Zeiten meiner Jugend nachempfinden. Wenn sich das Umfeld nach einer Selbsttötung die Frage des "Warum" stellt, dann frage ich mich: Wie gut kannten sie den anderen wirklich? Doch manchmal oder oft, ist diese Fragestellung gegenüber den Hinterbliebenen auch ungerecht, denn oftmals kannst Du einen Suizid nicht verhindern, im Davor...

Liebe Grüße
Jörg
KoKa (45)
(21.09.13)
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 Fuchsiberlin meinte dazu am 22.09.13:
Gut, es ist Dein Eindruck. Nicht mehr und nicht weniger.
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