Vaterländischer Heldenkult

Glosse zum Thema Helden

von  loslosch

Nemo umquam sine magna spe immortalitatis se pro patria offerret ad mortem (Cicero, 106 v. Chr. bis 43 v. Chr.; Tusculanae disputationes). Niemand würde sich jemals ohne feste Hoffnung auf Unsterblichkeit für sein Vaterland dem Tod ausliefern.

Von dieser vaterländischen Hingabe bis in den Tod konnte sich auch Cicero, darin ganz Kind seiner Zeit, nicht lösen. Wenigstens formulierte er nicht so theatralisch wie der nachgeborene römische Dichter Horaz (65 v. Chr. bis 8 v. Chr.) in seinen Liedern und Gedichten (carmina): Dulce et decorum est, pro patria mori. Süß und ehrenvoll ist es, für sein Vaterland zu sterben. Diese berühmt-berüchtigte Sentenz wurde Anfang des letzten Jahrhunderts, während es I. Weltkriegs, vom englischen Dichter und Schriftsteller Wilfred Owen (1893 bis 1918), der tragischerweise in den letzten Kriegstagen im Nordwesten Frankreichs fiel, in einem Gedicht (mit der antiken Sentenz als Überschrift) verarbeitet. Hier der Schlussvers: The old Lie; Dulce et Decorum est/ Pro patria mori.

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (30.09.13)
Diese Hoffnung auf Unsterblichkeit entspricht typisch römischem Denken.

Es ist erstaunlich, dass die Glorifizierung von Horaz erst nach dem zweiten Weltkrieg allgemein als hohle Phrase durchschaut wurde.

 loslosch meinte dazu am 30.09.13:
der junge brecht schon 1916. wegen eines krit. aufsatzes zu "dulce et decorum ..." wäre er fast von der schule geflogen. trotzdem mochte er horaz, zumal wegen "carpe diem". brecht, dieser charmeur.

 loslosch antwortete darauf am 01.10.13:
das fand ich noch unter planet wissen zu brecht:

"Am Gymnasium ist er kritisch, eigenständig im Denken - und mutig. "Dulce et decorum est pro patria mori" – darüber soll Brecht in der Unterprima einen Aufsatz schreiben. Und er schreibt: "Der Ausspruch, dass es süß und ehrenvoll sei, fürs Vaterland zu sterben, kann nur als Zweckpropaganda gewertet werden. Der Abschied vom Leben fällt immer schwer, im Bette wie im Schlachtfeld, am meisten gewiss jungen Menschen in der Blüte ihrer Jahre."

eines übersah der junge brecht: junge menschen sind eher bereit, das leben zu riskieren, als ältere.

 TrekanBelluvitsh (30.09.13)
"Niemand würde sich jemals ohne feste Hoffnung auf Unsterblichkeit für sein Vaterland dem Tod ausliefern.
Eine typische Verklärung der Daheimgebliebenen. Wenn ich an dieser Stelle Kobor zitieren darf:

"Ich weiß, dass es schön ist, von Schwertern und Schilden und gebrochenen Speeren zu erzählen oder zu hören, wenn man das Klagen und Rufen der Sterbenden nicht hören muss, wenn man sicher seien kann, dass dein bester Freund an deiner Seite nicht der Nächste ist, der getroffen wird. Von Ingrimm, Kampfeslust und Tapferkeit schwärmst du und kennst doch nichts von alledem. Deinen Ingrimm nenne ich Angst und deine Kampfeslust ist ein spitzes Schwert in deinem Rücken. Und Tapferkeit? Tapferkeit. Pah, ich sage dir, es gibt keine Tapferkeit, sondern nur einen Mangel an Vorstellungskraft, was einem bevorsteht und viel, sehr viel Dummheit."

- aus:  Kobor und der alte Krieger

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 30.09.13:
@Trekan: Klarer kann man es nicht sagen: Chapeau!

 loslosch äußerte darauf am 30.09.13:
schon der grieche pindar meInte im 5. jh. v. chr.: als harmlos stellt sich der krieg den unerfahrenen dar. wer ihn erlebt hat, fürchtet ihn. - sensationell damals.
ichbinelvis1951 (64)
(30.09.13)
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 loslosch ergänzte dazu am 30.09.13:
wer einen krieg losbricht, ist überzeugt, ihn glorreich zu beenden. - wir schalten jetzt nach bagdad. und und und ... lo
Graeculus (69)
(30.09.13)
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 loslosch meinte dazu am 30.09.13:
könnte man meinen. lenin hat ein mausoleum. päpste werden heilig gesprochen, obwohl sie angeblich in gottes nähe sind. die menschen brauchen noch immer den nachruhm, vor allem politiker. die werkeln an ihren memoiren!
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