Das spezielle Trüppchen

Erörterung zum Thema Helden

von  loslosch

Legio patria nostra (Motto der französischen Fremdenlegion). Die Legion ist unser Vaterland.

Ein eingängiger Wahlspruch, passend zur bunt zusammengewürfelten Truppe. Aber auch ein zynischer; denn die Fremdenlegion, heute mit knapp 8.000 Mann Sollstärke ohne militärstrategische Bedeutung, war stets ein Sammelbecken von Abenteurern und jungen Männern ohne Job, die eine finanzielle Grundversorgung suchten. So erklärt sich, dass gegenwärtig die Legionärsregimenter überwiegend aus Osteuropa rekrutiert sind. In den frühen 1950er Jahren waren es in der Mehrzahl Deutsche bzw. Deutschsprachige. Sie fanden ihren Einsatz, oft auch ihren Tod, im Indochinakrieg (1946 bis 1954).

Auch historisch war der Blutzoll der Fremdenlegionäre hoch. "Seit ihrem Bestehen bis Ende der 1980er Jahre haben in der Légion Étrangère laut einer Ansprache von Colonel Morellon mehr als 600.000 Mann aus aller Welt gedient. Über 36.000 sind in Einsätzen ums Leben gekommen." (Wikipedia.) Mithin fast jeder sechzehnte. Der Blutzoll der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg lag natürlich deutlich höher (18,4% zu 6,0%), aber sie befand sich permanent im kriegerischen Einsatz. Der relativ hohe Aderlass der Fremdenlegion trug ihr viele Auszeichnungen ein. 1918 lag sie innerhalb der französischen Armee sogar an der Spitze der Dekorierungen. Wohl auch gegen Ende des verlustreichen Indochinakriegs wieder. Um 1900 glänzte General Gallieni auf Madagaskar mit dem martialischen Ausruf:

"Ich verlange, dass mir 600 Mann der Fremdenlegion mitgegeben werden, um - sollte es so weit kommen - ehrenvoll und angemessen fallen zu können". (Wikipedia.)

Der Autor lauschte um 1955 den Frontberichten über Exzesse in Vietnam kurz vor der Niederlage der Franzosen. Als Fredi, der deutsche Exlegionär, von vietnamesischen Soldatinnen erzählte, die ihre Magazine sekundenlang mit eisernem Willen leergeschossen hätten, obwohl ihre Körper von Granaten zerfetzt waren, musste er auf Geheiß von Mutter und Tante den Raum verlassen.

Die Legion ist unser Vaterland. Wie war das noch? Ach ja: Dulce et decorum est, pro patria mori. (Horaz, 1. Jh. v. Chr.; Carmina). Süß und ehrenvoll ist es, fürs Vaterland zu sterben.

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(31.10.15)
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 loslosch meinte dazu am 31.10.15:
ach ja, die brigade der wilddiebe. in meiner heimatgemeinde im westerwald wurde während des krieges der ortsbauernführer wegen wilddieberei angezeigt. die nazis ließen die sache ruhen - in alter nibelungentreue. wie gut hätte er zur brigade gepasst!

allein zum thema mauschelei, wer in den krieg musste und wer nicht, ließen sich bücherwände füllen.

 loslosch antwortete darauf am 31.10.15:
das kocht jetzt alles bei mir wieder hoch. mein onkel ignatz, schwerkriegsbeschädigt, zeigte mir, dem ca. 18-jährigen, den sitz des kriegsbeschädigten dorfbewohners, als wir zufällig daran vorbeigingen. seine worte "der hat sich ins bein geschossen" bleiben unvergessen.
Graeculus (69) schrieb daraufhin am 31.10.15:
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 loslosch äußerte darauf am 31.10.15:
deshalb ist bei den selbstverstümmelungen die dunkelziffer vermutlich sehr hoch. gibt es hier unfundierte schätzungen?

 TrekanBelluvitsh (31.10.15)
Im Prinzip ein Relikt aus der Zeit der Condottieri. Jederzeit und überall einsatzbereit, weil sich in Frankreich nicht wirklich jemand um das Schicksal des einzelnen Legionärs schert. Söldner. Da Frankreich aber Weltmacht sein wollte, konnte es in der Zeit des erwachenden Nationalstaates und -gedankens nicht einfach die eigenen "Kinder" opfern - zumindest nicht ohne auf Fragen gute Antworten zu haben. Bei Söldnern sieht das anders aus.

Aus deren Sicht ist der Spruch dann gar nicht so falsch. Mit Frankreich und den Franzosen haben die wenig am Hut - und umgekehrt. Ihre Heimat ist wirklich die Legion und sonst nix. Dafür werden sie auch gerne mal verheizt, wie bei Diem Bien Phu.

 loslosch ergänzte dazu am 31.10.15:
was ich mit fredi, dem cousin meines cousins an einem tag erlebte, zeigt mir sein vietnam-trauma. in der kneipe erkannte ihn einer wieder und schimpfte ihn einen "wiesbadener bankert". und schon warf fredi ihm das halb gefüllte bierglas zu.

 EkkehartMittelberg (31.10.15)
Die Fremdenlegion war für viele letzte Zuflucht. Sie hatten vorher kein Vaterland.

LG
Ekki

 loslosch meinte dazu am 31.10.15:
erstaunlich aber, dass nach 1945 viele junge deutsche sich einfangen ließen. es soll sogar beschwerden der adenauer-regierung wegen der massiven werbe-kampagnen gegeben haben. auf fredi könnte das zutreffen. er kannte seinen vater nicht und sein halbbruder den anderen vater nicht.

 Theseusel (31.10.15)
Consortium patria nostra ... geht das?
Mir fallen viele spezielle Trüppchen ein ... freilich ohne vergleichbaren Blutzoll; doch zweifelsohne vaterlandslose Gesellen!

 loslosch meinte dazu am 31.10.15:
formal ja. consortium ist aber nicht anrüchig - wie der dt. plural "und konsorten".
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