Neiddebatte

Erörterung zum Thema Neid

von  loslosch

Qui invident, egent (Plautus, ~254 v. Chr. bis ~174 v. Chr.; Truculentus). Wer neidet, leidet Not.

Ein Notleider ist oft ein "Lotneider". Er beneidet Mitmenschen, bei denen vordergründig alles im Lot ist. Diese Notleider führen ständig beredte Klage. Im Schlagabtausch des politischen Tagesgeschäfts ist dieser Gedanke zu einem Totschlagargument verkommen. Welteke (wer kennt ihn noch?) redete sich als geschasster Bundesbankpräsident 2006 darauf heraus, die Kritik an seiner Apanage-Forderung rühre an eine Neiddebatte.

Eine alte deutsche Redensart heißt: Gelb vor Neid werden. Fast so übel wie Gift und Galle (gelb!) spucken. Grün vor Neid, das ist erst die Vorstufe neidvoller Ekstase. Wer neidisch ist, ist nahezu naturgesetzlich im Unrecht. Und das kommt nicht von ungefähr: Der Neidische, der Neider, wirft neidische Blicke, missgönnt dem Nachbar das glücklichere Los. Missgunst also, pure Neidhammelei.

So gerät dann auch die Debatte über Fragen der Einkommensverteilung flugs in das Fahrwasser einer Neiddebatte. Selbst die Underdogs knicken verschüchtert ein.

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Kommentare zu diesem Text

P. Rofan (44)
(05.02.14)
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 loslosch meinte dazu am 05.02.14:
wozu die panik? war doch ok. klaus zumwinkel wurde befördert, zum präsidenten des instituts zur zukunft der arbeit!!

 TrekanBelluvitsh (05.02.14)
"Der Neidische, der Neider, wirft neidische Blicke, missgönnt dem Nachbar das glücklichere Los."
Einspruch, euer Ehren!
Der Neidet bloß, das ist völlig unabhängig von einem objektiv glücklicheren Los. Denn die uneheliche Stiefzwillingsschwester des Neides ist die Missgunst. Und auch der Millionär kann der Klofrau missgünstig gegenüber sein, weil er ihr das Geld auf der Untertasse nicht gönnt. In diesem Fall würde niemand von Neid sprechen. Aber wäre das nicht angebracht?

 loslosch antwortete darauf am 05.02.14:
der millonario und die klofrau ... vermutlich ticken etliche so, werden es aber nicht an die große glocke hängen.

 TrekanBelluvitsh schrieb daraufhin am 05.02.14:
Wat dem ihnen sin Neid is dem anderen sin jujemeinte Aufmunterung...

 loslosch äußerte darauf am 05.02.14:
so habe ich denn aufgemuntert ...
LottaManguetti (59)
(05.02.14)
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 loslosch ergänzte dazu am 05.02.14:
keine schlechte haltung, fast schon heroisch.

mir gings um das totschlagargument. eine peinliche debatte wird mit dem argument des neides weggewischt. siehe welteke 2006. oder schärfe der progression im steuerrecht. (man muss sich aber nicht so dämlich anstellen wie hollande: spitzensteuersatz von sage und schreibe 75%.)

 niemand (05.02.14)
Neid entsteht an einer Stelle, an welcher jemand einem anderen Lebensüberflüssiges nicht gönnt, sprich dessen flotten Wagen, seine aufgemotzte Tussi etc.
Leider wird die soziale Ungerechtigkeit und nicht nur hier im Lande sondern weltweit, ebenso unter Neid verbucht.
So wird jeder der ausgebeutet wird, der unter Mindestlohn
schuften muss gleich als Neidhammel abgestempelt.
Das hat sich die kapitalistische Mischpoche fein ausgedacht um alle Proletarier mundtot zu machen: Schämen sollen sie sich! lautet die Devise. (Wie kommt denn solcher Abschaum auf die Idee einem ehrliche Kapitalisten etwa zu neiden, wo doch dieser durch seine Hände Arbeit so reich geworden ist) Vorsicht, das war jetzt pure Ironie/Zynismus!
So kann man sich alle vom Halse halten, die nach einer sozialen Gerechtigkeit streben. Und die, welche gut verdienen, die zwar keine Kapitalisten sind, aber doch genug zum Leben haben, die haften sich ihr: Ich bin weit vom Neid entfernt!-Bundesverdienstkreuz ans Jackett.
Kein Wunder, haben sie doch genug und manchmal auch noch drüber hinaus zum Leben. Da kann man schon vom edlen: Ich kenne kein Neid sprechen. Tja, wie war das nochmal mit der östlichen Gehirnwäsche? Gott bewahre uns davor, sowas haben wir hier im Westen, in der gesamten westlichen Welt nicht! Nein! Ein Schelm wer da böses denkt. Unsere Gehirne sind waschmittelfrei.
Was sonst. Mit zynischen Grüßen, Irene

 loslosch meinte dazu am 05.02.14:
den faden fein fortgesponnen.

ich hab heute nach x jahren pause die BILD überflogen. zumwinkel, alice schwarzer, walter leisler kiep usw. nur einer der schweren jungs hat das bundesverdienstkreuz zurückgegeben, der klaus!

jetzt schon wieder ein cdu-schatzmeister, helmut linssen. der mann schrieb mir früher immer, im vorspann der veranlagung: bitte vollständig und korrekt ausfüllen! der ausgebuffte linssen hatte noch glück im unglück:

"Helmut Linssen hat jahrelang insgesamt 829.322 Mark in einer Briefkastenfirma in Mittelamerika verborgen. Gegen ihn lief ein Strafverfahren, das 2012 eingestellt wurde. Linssen musste aufgrund der Verjährungsfrist nur seine Zinserträge für die Jahre 2001 bis 2005 nachweisen." er hatte keine zinserträge. im allgemeinen abzockermilieu werden auch millonarios abgegriffen.

nun auch der kultur-staatssekretär schmitz von der berliner spd. deutschland, die gelebte bananen-republik.

 EkkehartMittelberg (05.02.14)
Der Neid ist ein unausrottbar vitales Gefühl. Man stelle sich eine Gesellschaft vor, in der tatsächlich alle gleich viel besitzen. Schon bald würde jemand einen anderen beneiden, von dem er argwöhnt, er besäße mehr als er selbst. Ob er seinen Verdacht beweisen kann, interessiert den Neider wenig oder gar nicht.

 loslosch meinte dazu am 05.02.14:
etwas neid als gesunder antrieb. funktioniert aber selten. neid lähmt die eigene schaffenskraft.

wenn ich gleich, ab 15 uhr, die schach-asse in gibraltar beobachte, kommt 95% bewunderung und 5% neid bei mir auf.
Graeculus (69)
(05.02.14)
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 loslosch meinte dazu am 05.02.14:
neid/ missgunst sind neg. besetzte begriffe. was neutrales wäre am ehesten noch der wettbewerbsgedanken, im sport wie der wirtschaft. traurige verirrungen: wer hat den schönsten/ teuersten grabstein? (natürlich der pharao.)

nur am rande: helmut linssen beteuert, er habe seinerzeit bewusst und gezielt gelder im steuerparadies angelegt, um keine gewinne zu erzielen.
Zweifler (62)
(05.02.14)
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 loslosch meinte dazu am 05.02.14:
partiell kann man das so sehen: nur, neid lähmt meist. eher ist es der ehrgeiz, ebenfalls neg. besetzt, der impulse gibt.

gesunder ehrgeiz, aber krank machender neid.
Zweifler (62) meinte dazu am 05.02.14:
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 ViktorVanHynthersin (05.02.14)
Neider geben sich als Sadisten aus, sind aber praktizierende Masochisten.
Herzliche Grüße
Viktor

 loslosch meinte dazu am 05.02.14:
im extrem stimmts. ein gutes bekämpfungsmittel aus omas kräuterkammer: das letzte hemd hat ...  hier.
wiesel (50)
(06.02.14)
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 loslosch meinte dazu am 06.02.14:
wir kämen weiter, wenn ich deine worte verstehen würde. meintest du

"Totschlagargument Neid; im Umkehrschluss müssten sich Potentaten mit der Vorliebe zur Liquidierung eine Gier-Debatte vorwerfen lassen ..."

oder: ... Vorliebe zur hohen Kassenhaltung ...?

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