Cicero als Agronom

Erörterung zum Thema Wetter

von  loslosch

Totae autem res rusticae eius modi sunt, ut eas non ratio neque labor, sed res incertissimae, venti tempestatesque, moderentur (Cicero, 106 v. Chr. bis 43 v. Chr.; In Verrum). Die ganze Landwirtschaft ist nämlich solcherart, dass nicht Kalkül und Arbeit, sondern das Unsicherste, was es gibt, Wind und Wetter, dieselbe lenken.

Klingt wie die Einleitung zur Einführungsvorlesung des ergrauten Agrarwissenschaftlers. Die Vorkehrungen gegen die schwer kalkulierbaren natürlichen Einflüsse haben in der Moderne mit ihrer technisierten landwirtschaftlichen Produktion vielerlei Prozesse ausgelöst, von der Saatgutresistenz gegen Krankheitsbefall über künstliche Bewässerung bis zu Boden-Wärmeschlangen in Gärtnereibetrieben. Dennoch hat Ciceros rudimentäre Feststellung nichts von ihrer urwüchsigen Kraft verloren. Die Ausschläge in den klimatischen Schwankungen sind inzwischen stärker ausgeprägt und die global vernetzten agrarischen Rohstoffmärkte spiegeln trotz der weltweit wirksamen Ausgleichsfaktoren (gute Ernte hier, schlechte dort) dies in ihren - manchmal auch spekulativ gesteuerten - Knappheitspreisen genau wider. 2010 stiegen z. B. weltweit die Getreidepreise, allein weil Russland und die Ukraine durch Dürreschäden als führende Exporteure ausgefallen waren. Das könnte sich jederzeit wiederholen.

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (24.04.14)
Es ist zu hoffen, dass bei dem rasanten Fortschritt der Naturwissenschaften im 21. Jahrhundert post Christum natum der Mensch nicht in totale Hybris verfällt, weil es diese res incertissimae gibt.

 loslosch meinte dazu am 24.04.14:
wie gefällt dem lateinlehrer "eius modi"? fast ein germanizismus. "solcherart". kein antibarbarus!

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 24.04.14:
Fein beobachtet, das Sprachgefühl funktioniert.

 loslosch schrieb daraufhin am 24.04.14:
korrekt hätte ich schreiben müssen: "kein antibarbarus" könnte etwas einwenden.

 TrekanBelluvitsh äußerte darauf am 24.04.14:
Ich weiß. Aber wenn Onkel Kichererbse das wüsste, würde er schon an der nächsten Phillippika schreiben - so dreht er sich nur im Grabe um...

 TrekanBelluvitsh (24.04.14)
Wenn man sich mir Kräften messen will, die schon bewiesen haben, dass sie den längeren Atem haben, kann man nur verlieren.

 loslosch ergänzte dazu am 24.04.14:
so paar sachen gehen, wie zb die nicht regnen wollende wolke impfen.

 Didi.Costaire (24.04.14)
... Wobei es nicht zwangsläufig am Wetter liegen muss. Eines der unsichersten Dinge ist die Sicherheit.
Viele Grüße, Dirk

 loslosch meinte dazu am 24.04.14:
du kennst ja die s. 151 f. der aphos. nach google-prüfung hab ich die ukraine ausdrücklich erwähnt. im schwarzmeer-raum war 2010 die dürre immens.

 Didi.Costaire meinte dazu am 24.04.14:
Nach drei Jahren eine geringfügige Gebietserweiterung, aber hier nur auf dem Schirm.

 niemand (24.04.14)
Na, ja, das mit dem Wind und Wetter stimmt, aber Du hast
die Spekulanten und die Geschäftsleute vergessen, welche am "Lenken" nicht nur beteiligt sind, sondern anständig arbeitende Bauern in den Ruin treiben. Das ist eine bodenlose Frechheit, wie die Leute welche am meisten arbeiten, wie die Bauern, von solchen Säcken abhängig sein müssen, die sich an Lebensmittelspekulationen bereichern, die den Arsch zur echten Arbeit nicht heben können (gesellschaftlich auch nicht müssen) aber den
Spekulantenfinger mit dem sie andere ruinieren leicht in die höhe halten können. Dekadente Scheiße ist das, nicht weniger. LG Irene

 loslosch meinte dazu am 24.04.14:
ich hab doch die spekulativ gesteuerten knappheitspreise erwähnt!
Graeculus (69)
(24.04.14)
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 loslosch meinte dazu am 24.04.14:
wie schnörkellos konnte cicero formulieren!
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