Brutaler Menschenmörder aus dem Mittelalter - in Laufnitzdorf.

Erzählung zum Thema Historisches

von  franky

*

Im Mittelalter war unser jetzt idyllischer Laufnitzgraben gar nicht so ungefährlich. 
Ackerbau und Viehzucht standen da hoch im Kurs. Gehöfte am Talboden oder an den Hängen brachten erheblichen Gewinn.

Wenn ein Bauer vom Viehmarkt in Laufnitzdorf müde Tal heimwärts ging, kam es öfter vor, dass er ungefähr in der Hälfte des Tales bei einem Gehöft halt machte und dann dort auch übernachtete.
Der schlaue Hausbesitzer Toppelhofer hatte herausbekommen, dass die Bauern am Markt feine Gewinne gemacht hatten, zu diesem Geld wollte er mit List und Tücke kommen.
Er bot den Reisenden ein Bett an, wo er vorher eine Falltüre über dem Keller angebracht hatte. Nach ein Paar Becher Wein fiel der Bauer mit seinem Geld in der Tasche beduselt ins Bett. 
Als der Bauer am tiefsten schlief, schlich Toppelhofer in die Kammer, zog an einem Hebel. Die Falltüre klappte auf und der Bauer samt seinem Bett verschwand im finsteren Kellerloch. 
Da unten ließ er den Menschen verhungern. Hilfeschreie wurden weit und breit keine gehört, da war auch niemand. Nach seinem Tode kassierte er die ansehnliche Beute. 

Das ging einige Zeit recht gut. Bis Nachbarn das Verschwinden von Bauern und seinen Knechten auffiel.

Findige Männer stellten dem verdächtigen Hausbesitzer Toppelhofer eine Falle.


Beim Doppelhofer im Laufnitzgraben klopft es an die Türe:

„Jo, geh aina, wea draussn is.”
„Ja! Herein, wer draußen steht!“ 

„Ah, du bists Stouanegga
„Ach du bist es Steinecker.“

„Grias God Doblhoufa.“ Deaf i bei dia a kloane Rost mohhn, da Weg bis gons aini is so waid.” 
„Grüß Gott Doppelhofer, dürfte ich bei dir kurze Raßt machen, der Weg ist so weit bis ganz hintere ins Tal.“

„Jo Fraili, kaunst a a Lackl Wai mit mia Drinkn. 
„Ja freilig, kannst auch einen Schluck Wein mit mir trinken.“

„Bit schäi, wains koani Umschtäind mocht.“ 
„Bitt schön, wenns keine Umständ macht.“

Der Toppelhofer war nicht arm und konnte sich einen guten  Tropfen leisten.

Säiz di nieder und Trink au, i kum glei wieda. 
Setz dich nieder und trink mal, ich komme gleich wieder.

Als Doppelhofer gegangen, nippt der Steinegger nur an dem Becher und leert den Rest in den Schweineeimer.
Als Doppelhofer wieder in die Stube kommt bemerkter überrascht:

„Du host jo nix mea im Bäicha, do muass i Nochschänkn. 
„Du hast ja nichts mehr im Becher, da muss ich nachschenken.“

Als dann nach einer Speckjause und weiterem Becher wein, zeit zum Schlafengehen wird, führt Toppelhofer den Steinegger in die vorbereitete Schlafkammer.

„Do is dei Bäid mit Woazfäidern zum schlofn.
„Da ist dein Bett mit Meisfedern zum schlafen.“

„fagöldsgod Dauplhaufer fia die Gnad, Haufandli moch i da näd zfüh Umschtäind.“
„Vergeltsgott Toppelhofer für die Gnade,hoffentlich mache ich dir nicht zu viel Umstände.“ 

Als Toppelhofer aus dem Zimmer geht sieht Steinegger sich im Raum um und packt einen Mehlsack und legt ihn ins Bett unter die Decke und setzt oben auf das Kissen seinenHut.
Nach einer Weile hört Steinegger ein Knistern vor der Schlafkammer, da beginnt er fürchterlich zu schnarchen. Es dauert nich lange da schiebt sich vorsichtig eine Gestalt durch die Türe in den Raum. In gebückter Haltung nähert er sich dem Fussteil des Bettes und zieht mit kräftigem Ruck an einem Hebel und das Bett mit samt Mehlsack und Hut rumpelt in das Kellerloch. 

Steinegger formt mit beiden Händen einen Trichter vor dem Mund und Schreit mit aller Kraft:

„Jetz haon i di, du Hoderlump!“ 
„Jetzt hab ich dich du Haderlump!“

Als Toppelhofer vor Schreck aus der Kammer flüchten will, Schreit Steinegger:

„Blaib stai du feiger Möada, damid i di zum Häinker bringan kaun ! Di Höfa vom Gricht woatn schoh foa  da Dia.“   
„Bleib stehen du feiger Mörder, damit ich dich zum Henker bringen kann, die Helfer vom Gericht warten schon vor der Türe.“


Die staunten nicht schlecht, als sie im finsterem Kellerloch einige verhungerte Gestalten und Knochengerippe fanden.

Ein Dorfrichter saß über diesen brutalen Menschenmörder zu Gericht.
Er wurde zum Tod durch erhängen verurteilt.

*
© by F. J. Puschnik
Anmerkung: Nacherzählt nach Unterlagen die am Grazer Grundbuchamt erhoben wurden.

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Kommentare zu diesem Text


 Regina (02.06.14)
Damals wie heute war Geldgier das Motiv. Heute würde der Mörder mit viel mehr technischer Raffinesse arbeiten, vermute ich. Gefällt mir sehr, wie du das erzählt hast.

 EkkehartMittelberg (02.06.14)
Welch geringer List bedurfte es doch damals, Menschen umzubringen. Schön, dass du diesbezüglich nichts geändert und so der Geschichte ihre Authentizität bewahrt hast, Franky.

LG
Ekki

 AZU20 meinte dazu am 02.06.14:
Ja, so gefällt sie mir auch. LG
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