Nur die totale Verschwulung der Welt kann uns noch retten.02
Experimenteller Text zum Thema Literatur
von toltec-head
4. schibboleth 25.Okt.2012 - 03:10
Leute, vergesst Joachim Helfer und seine kleingeistige Verschwulung der Welt und lest Melville!
Melville ist sicherlich einer der gewaltigsten Schriftsteller überhaupt; die Lektüre seiner Bücher hat mir immer das allergrößte Vergnügen bereitet.
Meine Favoriten sind dabei v.a. :
-Moby Dick or The Whale
-Bartleby the Scrivener
-Israel Potter
-Encantadas
-Billy Budd
-Benito Cereno
5. Der_Professor 26.Okt.2012 - 11:29
Naja, Billy Budd ist ein halb-schwuler Klassiker, der als Oper von dem schwulen Benjamin Britten herausgebracht wurde. Hab´s bis heute aber zugegebenermaßen nicht gelesen.
Und Moby Dick? Moby Dick ist total schwul! Ganz am Anfang kommt eine einzige Frau vor, die Schänkenwirtin, die so gute Muschelsuppe auftischt. Und ab da die reine Männergesellschaft. Meinetwegen magst du Helfer als kleingeistig schwul oder besser noch gentrifiziert schwul bezeichnen, Melville ist es auf eine großartige Weise: Ein pazifischer Menschenfresser und ein Matrose aus Neu-England schlafen auf Grund der Zimmerzuteilung dieser Wirtin gemeinsam in einem Bett, wenn auch anfangs unter großer Rerserviertheit, und werden von da an beste Feunde bis in den Tod.
Und schwul ist natürlich auch Bartleby, der, wie es sich zur Zeit wohl gerade wieder herausstellt, ewig junge Schutzheilige der Sanften, aber hartnäckigen Verweigerer von allem, was einen gesellschaftlich in Beschlag nehmen möchte. Inklusive der Weigerung, je ein Wort darüber zu verlieren, warum denn überhaupt man sich seiner Umwelt so entziehen möchte.
Melville war verheiratet, gemunkelt wird über Homosexualität, hat noch eine ganze Reihe weiterer Bücher geschrieben, arbeitete als Hafenzollinspektor und hat irgendwann in Folge anhaltender Erfolglosigkeit das Schreiben eingestellt und war seiner Umwelt an als Schriftsteller von da völlig unbekannt, Jahrzehnte lang. Auch darüber hat dann später einer einen Roman geschrieben, Den hab ich aber auch nicht gelesen.
6. -THUNDERBOLT- 26.Okt.2012 - 20:53
bartleby ist der schutzheilige von allen, die wie wir hier flaschenpostings in internetthreads aufgeben, beendet er seine karriere doch im dead-letter office, im amt für unzustellbare briefe.
7. weltweit 26.Okt.2012 - 22:51
Moby Dick gehört zu den ganz wenigen meiner Bücher, die ich nicht ganz gelesen habe. Nach Kapitel 41 habe ich es entnervt ins Regal gestellt, wo es bis eben stand (dann habe ich geschaut, wo das Lesezeichen steckte . Die ersten Kapitel fand ich den Stil noch interessant, aber nach einer Weile nur noch zäh. Die Handlung gibt dann auch nicht genug her, um einen zum Ende zu tragen. Ich fand das Buch etwa so flüssig zu lesen wie Kants Kritiken.
8. jedereinkoenig 26.Okt.2012 - 23:48
@ 7, dem kann ich mich hundertprozentig anschließen... Leider, denn die eigentliche Handlung der Geschichte ist schon ganz nett. Aber sich dafür durch das um hunderte Seiten irrelevante "Lebensweisheiten", Betrachtungen über Menschentypen und Walarten etc. aufgeblähte Original zu langweilen - ich möchte es niemandem empfehlen. Nach etwa einem Viertel hatte ich mal vorgeblättert, festgestellt, auch die nächsten fünfzig Seiten würds in der Handlung keinen Trippelschritt weitergehen, und daraufhin das Weiterlesen "vergessen". Vielleicht lese ich noch irgendwann eine der gekürzten Fassungen, an denen diverse Rezensenten im Internet kein gutes Haar gelassen hatten. Aber das Original, ne! Disneys Gummibärenbande ist unterhaltsamer.
9. schibboleth 27.Okt.2012 - 03:06
@7,8, ich würde euch dazu raten, euch vielleicht mal mit einer kommentierten Ausgabe resp. mit einführender Literatur zu Moby Dick auseinanderzusetzen; vielleicht läßt das eure Auge heller werden für den Reichtum und die Komplexität des Romanes, der nicht umsonst zu den allergrößten Schöpfungen der Weltliteratur zählt.
10. felix-taugenix 27.Okt.2012 - 22:59
BRRRRR. Da hilft wohl auch keine kommentierte Ausgabe.
Mir verleidet es die Schreibe, wenn ich lese, was hier größtenteils "gepostet" wird; ich leb wohl auf nem anderen Planeten.
Ok, Leute, lasst uns unseren Melville und ihr lest brav die zig anderen "Werke", diese depperten Kinderbücher für "Erwachsene", für die mir Geld zu schade ist.
11. jedereinkoenig 27.Apr.2012 - 23:55
ja, ich hätte wirklich besser ein paar Euro für ein deppertes Kindersparbuch ausgeben sollen... Wär deutlich besser angelegt gewesen. Falls ich mir das eigenständige Denken mal abgewöhne, lasse ich mich gern darüber informieren, mit welchen Kommentaren ich eine erneute Lektüre sogar noch zeitraubender gestalten könnte. Vorerst belasse ich es bei der Entscheidung , solche "Klassiker" zukünftig erst in ner Bibliothek auszuleihen, ne bestimmte Ausgabe dann eben per Fernleihe. Jetzt muss ich mein relativ originalgetreues Melville-"Werk" irgendwie für ein zwei Euro verticken, und eigentlich den Käufer vorher warnen. Wenig Inhalt, viel verschwendete Lebenszeit.
12. Der_Professor 28.Apr.2012 - 04:21
Ich weiß nicht... Begreifen diese Leute, was Literatur ist?
Geschichten, Geschichten! Alle Geschichten sind doch längst x-mal erzählt.
Als Geschichten-Erzählbuch versagt Mobiy Dick auf ganzer Linie. Das kann man aber vorher wissen. Es gibt Romanführer. Es gibt so einigermaßen nüzliche Schwarten wie "Die 1000 besten Bücher der Welt". Gibt man mal 30 Euro für aus, dann kauft man nur noch Bücher, die dort drinstehen, aber auch nur die, wo einem der Kurzinhaltsangabe nach die Geschichte interessiert. Muss man dann nicht mehr taurig sein, dass man mit nicht ausgelesenen Büchern nur 2 Euro erlösen kann. Ich spende immer nahezu alle Bücher, die ich gelesen habe, in einen Billigbüchermarkt von einer Wohlfahrseinrichtung, der von solchen Spenden exisitert. Gebunden Romane werden dort für 3 oder 4 Euro verkauft. Ich muss das machen, weil ich so eine winzige Wohnnung habe - und die ist mit CDs schon so voll, dass jetzt keine weiteren Bücher mehr reingehen. (Vorteil Moby-Dick-Hörbuch, es nimmt weniger Platz weg als das Buch und es kann auf der Festplatte aufbewahrt werden.) Ich bin ja schon 53. Ich kalkuliere mal, dass es noch 17 werden könnten. Schau zurück, was ich in den letztn 17 geschafft hab, und komm zum Schluss, dass ich diese ganzen Bücher sowieso kein zweites Mal lesen werde Wieso also aufheben?
Ah so, Moby Dick. Was dieser Melville da wirklich mag, sind Monologe wie auf dem Theater, Hamlet und so. Ahab nachts auf dem Vordeck. Starbuck zu sich. Was er auch mag, sind Sachbücher. Und ich weiß gar nicht, ob er die bewundert oder parodiert.
Was er vergleichswese wenig tut, ist: Geschichte erzählen.
Kann sich irgendjemand vorstellen, dass man Freude dran hat, etliche Seiten lang zu lesen, wie einem jemand wissenschafltich zu belegen sucht, dass der Wal keine Säugetierart, sondern natürlich ein Fisch ist? Mal abgesehen, dass einem das eine so schnuppe ist wie das andere wäre, erkennt man doch von heute aus gesehen diese Beweixführung als Blödsinn. Und hat dennoch Spaß daran. DAS ist Literatur.
13. -THUNDERBOLT- 29.Okt.2012 - 13:18
es ist amüsant zu lesen, was ihr so mit den vielen für euch überzähligen büchern macht. mein ideal ist immer quevedo, der sich mit seinen "poco pero doctos libros" auf seinen turm zurückzieht. das problem ist eben nur herauszufinden, welche "wenigen bücher" das denn für einen selbst sind. ich habe zum glück einen keller, sozusagen die vorhölle, wo schon mal potentiell auszusortierende kandidaten schmoren. indes bin ich in meinem urteil oft doch schwankend und schleppe den einen tag die mann´sche gesamtausgabe wieder hoch, während ich den anderen alle bände bis auf "lotte in weimar" wieder runtertrage. und so ähnlich geht das dauernd und da ich die bücher im keller nicht gleich wiederfinde, verliere ich viel zeit mit diesen aktionen.
von gide wird berichtet, dass er stricher mit wertvollen handschriftlich signierten erstausgaben seiner kollegen entlohnte, die diese ihm erwartungsfroh zugeschickt hatten und dann verwundert im antiquariat beim andré um die ecke beim stöbern wiederfanden. ich fürchte beinah, unsere heutigen sogenannten escorts verfügen nicht mehr über die notwendige iterarische bildung für derartige galanterien. wer sich aber mal in meinem keller umtuen möchte, darf sich gerne melden. vorher bitte geschmack von gide nachlesen, meiner ist dem seinen ganz ähnlich.
das buch vom wal steht bei mir natürlich nicht im keller. es ist eines dieser bücher, wie der recherche, dem wake oder dem mann ohne eigenschaften, deren einverleibung einen zu einer anderen spezies mensch macht. da das normale leben aber auch bewältigt werden will und das für einen mensch der nur noch halb mensch und schon halb wal ist, immer schwieriger wird, rufe ich jedem der seine finger von diesen büchern lässt zu: bravo!
dumm sein und arbeit haben, das wäre das glück, meinte der gottfried, der benn und hat natürlich mal wieder recht damit.
14. felix-taugenix 29.Okt.2012 - 21:27
Na dann, ich bin ein Buch und liebe Vorhöllen :=)
15. schibboleth 29.Okt.2012 - 22:27
Ich stelle an mir mit Freude fest, daß ich mit zunehmendem Alter sehr viel ehrlicher werde was z.B. aufbewahrenswerte Bücher anbetrifft. Es fällt mir mittlerweile überhaupt nicht mehr schwer (ich genieße es geradezu), nicht mehr benötigte und mehr aus Pflichtgefühl bislang trotzdem aufbewahrte, bibliophil nicht ansprechende Bände einfach zu entsorgen (entweder führe ich sie der Wohlfahrt oder dem regulären Hausmüll zu).
In meinem Arbeitszimmer habe ich einen Kernbestand von etwa 8000 mir besonders wichtigen Bänden, der Rest ist über die restliche Wohnung verteilt.
16. -THUNDERBOLT- 30.Okt. 2012 - 10:09
@14, ich meinte gides jungen- nicht büchergeschmack. ich könnte aber auch einen bibliothekar gebrauchen, der ordnung hält und mir beim ausmisten hilt. außerdem sind in regelmäßigen abständen taschentücher zu entsorgen und flecken zu reinigen, ich nutze den keller ja nicht nur als folterkammer für autoren. falls du geschmackloser weise deine wichsgriffel nicht von joseph oder einem seiner brüder lassen kannst, gibt´s aber, das kündige ich besser jetzt schon an, peitsche.
à propos peitsche, steckt nicht der gesamte dennis cooper bereits in melvilles billy bud? billy verkörpert doch quasi in reinform diese engelhaften borderleinernen jünglinge (stotterstotter), die das böse in alten männern förmlich anzuziehen scheinen.
@15, 8.000. bände? dem hl. hieronymus käme da ja das kotzen. und paulus lehrt uns, dass die promiskuität im fleische verglichen mit der im geiste eine lässliche sünde ist. du bist über 30 mein lieber, du musst deine pocos pero doctos libros finden, sonst bist du mit 40 verloren.
17. felix-taugenix 30.Okt. 2012 - 22:56
@ 16, ich bezog mich rein auf den 1. Absatz ;=) Du hast es schon recht verstanden :=)
Und als Felix ist man über Joseph hinaus, aber dass du mir seine Brüder zutraust, ist Bosheit.
Ich swichte - grinns- allerdings und verstehe Cooper einerseits und Melville andererseits, weshalb ich Billy eher als Opfer seiner Anziehungs-Kraft sehe, ähnlich dem Joseph.
18. -THUNDERBOLT- 30.Okt.2012 - 23:25
monsieur belieben mal wieder durch einen dunklen spiegel zu sprechen, so dass arme plebs wie unsereiner schwierigkeiten haben zu verstehen, was aber sicherlich worte der wahrheit sein werden.
schade eigentlich, dass sich ein billy zwar auf ein schiff wie die bellypotent (welch name!) aber selten in ein literaturforum verirrt. dabei sind die alten männer in solchen foren doch selten böse und vor einem weib des potiphars muss man sich hier auch nicht rumdrucksen. lieber billy bitte komm zu uns, wir verdursten!
19. felix-taugenix 1. Nov..2012 - 21:40
@ -THUNDERBOLT-
Tse, tse, Billy Budd schreiben und Billy Butt meinen. Klingt arg nach "Cain`s city and the citified man" (chap. 2). Wie wärs da mit Ishmaels "substitute 4 pistol and ball ... (and) quitely take a ship"? - frechgrinns (Moby´s Dick, sorry, Moby Dick, chap. 1, 1. Abs.)
20. -THUNDERBOLT- [ID-5299330] 05.Nov.2012 - 09:16
felix, um moby´s dick musst du dich kümmern, ich bin da zu eng. gerne wäre ich aber bereit, euch beide zu filmen und einen snuff movie draus zu machen. ich sag dennis schon mal bescheid, der stellt das dann gerne in seinen blog, wo du unter all den vielen teenagern bella figura machen wirst. you´ll become famous my dear!
21. felix-taugenix 06.Nov.2012 - 23:03
jaja, andere immer die drexxarbeit machen lassen.
aber du hast recht, snuff ohne gleichzeitige berühmtheit, nicht famous!, bringts nicht. da ich aber gern was davon hätte, von der berühmtheit, möchte ich die bitte vorher auskosten dürfen. also "snuff waiting to happen"?
p.s. unter drei movies tue ichs dabei nicht. LOL
p.p.s. ich glaub, ich muss wieder mal an bord.
22. felix-taugenix 07.Nov. 2012 - 22:14
Bin wieder von Bord :=)
Noch jemand da mit Interesse an Moby Dick?
Also, Ishmael geht immer dann an Bord eines Schiffes, wenn ers an Land, in der Stadt vor allem, nicht mehr aushält. Die Stadt ist bis heute im amerikanischen
Selbstverständnis eine ambivalente Einrichtung, die dazu neigt, oder der man aus der Provinz unterstellt, sie sei der Anfang vom Ende, Sodom un Gomorrha, der reinste Sündenpfuhl, der auch den besten Menschen nur verderben könne.
Und Ishmael flüchtet davor an Bord eines Walfängers und damit in eine Welt der Großinsdutrie, die die Grundlage für Wohlstand schafft, wie ihn erst später die
Ölindustrie lieferte. (Merke, zwischen heute und gestern liegen Welten, oder?)
Und diese Welt, dieses Schiff, erweist sich als "a whole world in a nutshell", als Abbild der gesamten Welt in Kleinstform. Das zu leisten ist Ziel und Ausgangspunkt des Romans.
23. -THUNDERBOLT- 09.Nov.2012 - 10:15
oh je felix, jetzt stapelst du mal wieder hoch!
hab sogar mal eine marxistische interpreation gelesen, wonach der wal das kapital sein soll. nenene.
und: wie fügt sich denn das herrliche kapital, in dem die männer in walsperma baden, in deine sicht der dinge ein? der herr marxist blendet so was konsequent aus.
schaut für mich bitte noch einmal jemand das deutsche und englische wort für walsperma nach? muss los...
24. schibboleth 09.Nov.2012 - 11:51
Wecken Sie mich, wenn es vorbei ist...
25. -THUNDERBOLT- 09. Nov. 2012 - 22:28
walrat oder spermaceti. weiß jemand, wo man sich so was besorgen kann?
26. felix-taugenix 10. Nov. 2012 - 23:07
@ schibboleth, du folgst besser Ismael und gehst (ersma) an Bord?!
Da lernste auch Maxismus und reagierst nicht so wie der Hund aufs Wort, wenn er z.B. Großindustrie liest.
27. Der_Professor 11.Nov.2012 - 03:28
„In Stammheim lebten die Häftlinge getrennt vom Normalvollzug; der siebte Stock wurde für sie umgebaut, sodass sie von den anderen insoliert sind, aber miteinander Umgang haben können. Aus Sicherheitsgründen wird ihnen der Hofgang nicht gestattet, dafür wird ihnen die überdachte und gesicherte Terrasse oben auf dem Gefängnisgebäude aufgeschlossen. Stammheim dürfte das erste Gefängnis auf der ganzen Welt gewesen sein, in dem zumindest in einem Trakt Männer und Frauen zusammengelegt waren; Gudrun Ensslin hatte durchgesetzt, dass ihrem „Baby“ die Zelle zugeteilt wurde, die der ihren genau gegenüber lag. Für die Gefangenen wurde der „Umschluss“ erfunden und eingeführt, sodass sie sich täglich mehrere Stunden auf dem Flur und in einer leerstehenden Zelle, die auch als Bibliothek genutzt wurde, sehen und sprechen konnten. Hingebungsvoll wird „Moby Dick“ studiert, der Kampf gegen den Leviathan theoretisch fortgesetzt.“
Willi Winkler: Die Geschichte der RAF, Seite 258
Leute, vergesst Joachim Helfer und seine kleingeistige Verschwulung der Welt und lest Melville!
Melville ist sicherlich einer der gewaltigsten Schriftsteller überhaupt; die Lektüre seiner Bücher hat mir immer das allergrößte Vergnügen bereitet.
Meine Favoriten sind dabei v.a. :
-Moby Dick or The Whale
-Bartleby the Scrivener
-Israel Potter
-Encantadas
-Billy Budd
-Benito Cereno
5. Der_Professor 26.Okt.2012 - 11:29
Naja, Billy Budd ist ein halb-schwuler Klassiker, der als Oper von dem schwulen Benjamin Britten herausgebracht wurde. Hab´s bis heute aber zugegebenermaßen nicht gelesen.
Und Moby Dick? Moby Dick ist total schwul! Ganz am Anfang kommt eine einzige Frau vor, die Schänkenwirtin, die so gute Muschelsuppe auftischt. Und ab da die reine Männergesellschaft. Meinetwegen magst du Helfer als kleingeistig schwul oder besser noch gentrifiziert schwul bezeichnen, Melville ist es auf eine großartige Weise: Ein pazifischer Menschenfresser und ein Matrose aus Neu-England schlafen auf Grund der Zimmerzuteilung dieser Wirtin gemeinsam in einem Bett, wenn auch anfangs unter großer Rerserviertheit, und werden von da an beste Feunde bis in den Tod.
Und schwul ist natürlich auch Bartleby, der, wie es sich zur Zeit wohl gerade wieder herausstellt, ewig junge Schutzheilige der Sanften, aber hartnäckigen Verweigerer von allem, was einen gesellschaftlich in Beschlag nehmen möchte. Inklusive der Weigerung, je ein Wort darüber zu verlieren, warum denn überhaupt man sich seiner Umwelt so entziehen möchte.
Melville war verheiratet, gemunkelt wird über Homosexualität, hat noch eine ganze Reihe weiterer Bücher geschrieben, arbeitete als Hafenzollinspektor und hat irgendwann in Folge anhaltender Erfolglosigkeit das Schreiben eingestellt und war seiner Umwelt an als Schriftsteller von da völlig unbekannt, Jahrzehnte lang. Auch darüber hat dann später einer einen Roman geschrieben, Den hab ich aber auch nicht gelesen.
6. -THUNDERBOLT- 26.Okt.2012 - 20:53
bartleby ist der schutzheilige von allen, die wie wir hier flaschenpostings in internetthreads aufgeben, beendet er seine karriere doch im dead-letter office, im amt für unzustellbare briefe.
7. weltweit 26.Okt.2012 - 22:51
Moby Dick gehört zu den ganz wenigen meiner Bücher, die ich nicht ganz gelesen habe. Nach Kapitel 41 habe ich es entnervt ins Regal gestellt, wo es bis eben stand (dann habe ich geschaut, wo das Lesezeichen steckte . Die ersten Kapitel fand ich den Stil noch interessant, aber nach einer Weile nur noch zäh. Die Handlung gibt dann auch nicht genug her, um einen zum Ende zu tragen. Ich fand das Buch etwa so flüssig zu lesen wie Kants Kritiken.
8. jedereinkoenig 26.Okt.2012 - 23:48
@ 7, dem kann ich mich hundertprozentig anschließen... Leider, denn die eigentliche Handlung der Geschichte ist schon ganz nett. Aber sich dafür durch das um hunderte Seiten irrelevante "Lebensweisheiten", Betrachtungen über Menschentypen und Walarten etc. aufgeblähte Original zu langweilen - ich möchte es niemandem empfehlen. Nach etwa einem Viertel hatte ich mal vorgeblättert, festgestellt, auch die nächsten fünfzig Seiten würds in der Handlung keinen Trippelschritt weitergehen, und daraufhin das Weiterlesen "vergessen". Vielleicht lese ich noch irgendwann eine der gekürzten Fassungen, an denen diverse Rezensenten im Internet kein gutes Haar gelassen hatten. Aber das Original, ne! Disneys Gummibärenbande ist unterhaltsamer.
9. schibboleth 27.Okt.2012 - 03:06
@7,8, ich würde euch dazu raten, euch vielleicht mal mit einer kommentierten Ausgabe resp. mit einführender Literatur zu Moby Dick auseinanderzusetzen; vielleicht läßt das eure Auge heller werden für den Reichtum und die Komplexität des Romanes, der nicht umsonst zu den allergrößten Schöpfungen der Weltliteratur zählt.
10. felix-taugenix 27.Okt.2012 - 22:59
BRRRRR. Da hilft wohl auch keine kommentierte Ausgabe.
Mir verleidet es die Schreibe, wenn ich lese, was hier größtenteils "gepostet" wird; ich leb wohl auf nem anderen Planeten.
Ok, Leute, lasst uns unseren Melville und ihr lest brav die zig anderen "Werke", diese depperten Kinderbücher für "Erwachsene", für die mir Geld zu schade ist.
11. jedereinkoenig 27.Apr.2012 - 23:55
ja, ich hätte wirklich besser ein paar Euro für ein deppertes Kindersparbuch ausgeben sollen... Wär deutlich besser angelegt gewesen. Falls ich mir das eigenständige Denken mal abgewöhne, lasse ich mich gern darüber informieren, mit welchen Kommentaren ich eine erneute Lektüre sogar noch zeitraubender gestalten könnte. Vorerst belasse ich es bei der Entscheidung , solche "Klassiker" zukünftig erst in ner Bibliothek auszuleihen, ne bestimmte Ausgabe dann eben per Fernleihe. Jetzt muss ich mein relativ originalgetreues Melville-"Werk" irgendwie für ein zwei Euro verticken, und eigentlich den Käufer vorher warnen. Wenig Inhalt, viel verschwendete Lebenszeit.
12. Der_Professor 28.Apr.2012 - 04:21
Ich weiß nicht... Begreifen diese Leute, was Literatur ist?
Geschichten, Geschichten! Alle Geschichten sind doch längst x-mal erzählt.
Als Geschichten-Erzählbuch versagt Mobiy Dick auf ganzer Linie. Das kann man aber vorher wissen. Es gibt Romanführer. Es gibt so einigermaßen nüzliche Schwarten wie "Die 1000 besten Bücher der Welt". Gibt man mal 30 Euro für aus, dann kauft man nur noch Bücher, die dort drinstehen, aber auch nur die, wo einem der Kurzinhaltsangabe nach die Geschichte interessiert. Muss man dann nicht mehr taurig sein, dass man mit nicht ausgelesenen Büchern nur 2 Euro erlösen kann. Ich spende immer nahezu alle Bücher, die ich gelesen habe, in einen Billigbüchermarkt von einer Wohlfahrseinrichtung, der von solchen Spenden exisitert. Gebunden Romane werden dort für 3 oder 4 Euro verkauft. Ich muss das machen, weil ich so eine winzige Wohnnung habe - und die ist mit CDs schon so voll, dass jetzt keine weiteren Bücher mehr reingehen. (Vorteil Moby-Dick-Hörbuch, es nimmt weniger Platz weg als das Buch und es kann auf der Festplatte aufbewahrt werden.) Ich bin ja schon 53. Ich kalkuliere mal, dass es noch 17 werden könnten. Schau zurück, was ich in den letztn 17 geschafft hab, und komm zum Schluss, dass ich diese ganzen Bücher sowieso kein zweites Mal lesen werde Wieso also aufheben?
Ah so, Moby Dick. Was dieser Melville da wirklich mag, sind Monologe wie auf dem Theater, Hamlet und so. Ahab nachts auf dem Vordeck. Starbuck zu sich. Was er auch mag, sind Sachbücher. Und ich weiß gar nicht, ob er die bewundert oder parodiert.
Was er vergleichswese wenig tut, ist: Geschichte erzählen.
Kann sich irgendjemand vorstellen, dass man Freude dran hat, etliche Seiten lang zu lesen, wie einem jemand wissenschafltich zu belegen sucht, dass der Wal keine Säugetierart, sondern natürlich ein Fisch ist? Mal abgesehen, dass einem das eine so schnuppe ist wie das andere wäre, erkennt man doch von heute aus gesehen diese Beweixführung als Blödsinn. Und hat dennoch Spaß daran. DAS ist Literatur.
13. -THUNDERBOLT- 29.Okt.2012 - 13:18
es ist amüsant zu lesen, was ihr so mit den vielen für euch überzähligen büchern macht. mein ideal ist immer quevedo, der sich mit seinen "poco pero doctos libros" auf seinen turm zurückzieht. das problem ist eben nur herauszufinden, welche "wenigen bücher" das denn für einen selbst sind. ich habe zum glück einen keller, sozusagen die vorhölle, wo schon mal potentiell auszusortierende kandidaten schmoren. indes bin ich in meinem urteil oft doch schwankend und schleppe den einen tag die mann´sche gesamtausgabe wieder hoch, während ich den anderen alle bände bis auf "lotte in weimar" wieder runtertrage. und so ähnlich geht das dauernd und da ich die bücher im keller nicht gleich wiederfinde, verliere ich viel zeit mit diesen aktionen.
von gide wird berichtet, dass er stricher mit wertvollen handschriftlich signierten erstausgaben seiner kollegen entlohnte, die diese ihm erwartungsfroh zugeschickt hatten und dann verwundert im antiquariat beim andré um die ecke beim stöbern wiederfanden. ich fürchte beinah, unsere heutigen sogenannten escorts verfügen nicht mehr über die notwendige iterarische bildung für derartige galanterien. wer sich aber mal in meinem keller umtuen möchte, darf sich gerne melden. vorher bitte geschmack von gide nachlesen, meiner ist dem seinen ganz ähnlich.
das buch vom wal steht bei mir natürlich nicht im keller. es ist eines dieser bücher, wie der recherche, dem wake oder dem mann ohne eigenschaften, deren einverleibung einen zu einer anderen spezies mensch macht. da das normale leben aber auch bewältigt werden will und das für einen mensch der nur noch halb mensch und schon halb wal ist, immer schwieriger wird, rufe ich jedem der seine finger von diesen büchern lässt zu: bravo!
dumm sein und arbeit haben, das wäre das glück, meinte der gottfried, der benn und hat natürlich mal wieder recht damit.
14. felix-taugenix 29.Okt.2012 - 21:27
Na dann, ich bin ein Buch und liebe Vorhöllen :=)
15. schibboleth 29.Okt.2012 - 22:27
Ich stelle an mir mit Freude fest, daß ich mit zunehmendem Alter sehr viel ehrlicher werde was z.B. aufbewahrenswerte Bücher anbetrifft. Es fällt mir mittlerweile überhaupt nicht mehr schwer (ich genieße es geradezu), nicht mehr benötigte und mehr aus Pflichtgefühl bislang trotzdem aufbewahrte, bibliophil nicht ansprechende Bände einfach zu entsorgen (entweder führe ich sie der Wohlfahrt oder dem regulären Hausmüll zu).
In meinem Arbeitszimmer habe ich einen Kernbestand von etwa 8000 mir besonders wichtigen Bänden, der Rest ist über die restliche Wohnung verteilt.
16. -THUNDERBOLT- 30.Okt. 2012 - 10:09
@14, ich meinte gides jungen- nicht büchergeschmack. ich könnte aber auch einen bibliothekar gebrauchen, der ordnung hält und mir beim ausmisten hilt. außerdem sind in regelmäßigen abständen taschentücher zu entsorgen und flecken zu reinigen, ich nutze den keller ja nicht nur als folterkammer für autoren. falls du geschmackloser weise deine wichsgriffel nicht von joseph oder einem seiner brüder lassen kannst, gibt´s aber, das kündige ich besser jetzt schon an, peitsche.
à propos peitsche, steckt nicht der gesamte dennis cooper bereits in melvilles billy bud? billy verkörpert doch quasi in reinform diese engelhaften borderleinernen jünglinge (stotterstotter), die das böse in alten männern förmlich anzuziehen scheinen.
@15, 8.000. bände? dem hl. hieronymus käme da ja das kotzen. und paulus lehrt uns, dass die promiskuität im fleische verglichen mit der im geiste eine lässliche sünde ist. du bist über 30 mein lieber, du musst deine pocos pero doctos libros finden, sonst bist du mit 40 verloren.
17. felix-taugenix 30.Okt. 2012 - 22:56
@ 16, ich bezog mich rein auf den 1. Absatz ;=) Du hast es schon recht verstanden :=)
Und als Felix ist man über Joseph hinaus, aber dass du mir seine Brüder zutraust, ist Bosheit.
Ich swichte - grinns- allerdings und verstehe Cooper einerseits und Melville andererseits, weshalb ich Billy eher als Opfer seiner Anziehungs-Kraft sehe, ähnlich dem Joseph.
18. -THUNDERBOLT- 30.Okt.2012 - 23:25
monsieur belieben mal wieder durch einen dunklen spiegel zu sprechen, so dass arme plebs wie unsereiner schwierigkeiten haben zu verstehen, was aber sicherlich worte der wahrheit sein werden.
schade eigentlich, dass sich ein billy zwar auf ein schiff wie die bellypotent (welch name!) aber selten in ein literaturforum verirrt. dabei sind die alten männer in solchen foren doch selten böse und vor einem weib des potiphars muss man sich hier auch nicht rumdrucksen. lieber billy bitte komm zu uns, wir verdursten!
19. felix-taugenix 1. Nov..2012 - 21:40
@ -THUNDERBOLT-
Tse, tse, Billy Budd schreiben und Billy Butt meinen. Klingt arg nach "Cain`s city and the citified man" (chap. 2). Wie wärs da mit Ishmaels "substitute 4 pistol and ball ... (and) quitely take a ship"? - frechgrinns (Moby´s Dick, sorry, Moby Dick, chap. 1, 1. Abs.)
20. -THUNDERBOLT- [ID-5299330] 05.Nov.2012 - 09:16
felix, um moby´s dick musst du dich kümmern, ich bin da zu eng. gerne wäre ich aber bereit, euch beide zu filmen und einen snuff movie draus zu machen. ich sag dennis schon mal bescheid, der stellt das dann gerne in seinen blog, wo du unter all den vielen teenagern bella figura machen wirst. you´ll become famous my dear!
21. felix-taugenix 06.Nov.2012 - 23:03
jaja, andere immer die drexxarbeit machen lassen.
aber du hast recht, snuff ohne gleichzeitige berühmtheit, nicht famous!, bringts nicht. da ich aber gern was davon hätte, von der berühmtheit, möchte ich die bitte vorher auskosten dürfen. also "snuff waiting to happen"?
p.s. unter drei movies tue ichs dabei nicht. LOL
p.p.s. ich glaub, ich muss wieder mal an bord.
22. felix-taugenix 07.Nov. 2012 - 22:14
Bin wieder von Bord :=)
Noch jemand da mit Interesse an Moby Dick?
Also, Ishmael geht immer dann an Bord eines Schiffes, wenn ers an Land, in der Stadt vor allem, nicht mehr aushält. Die Stadt ist bis heute im amerikanischen
Selbstverständnis eine ambivalente Einrichtung, die dazu neigt, oder der man aus der Provinz unterstellt, sie sei der Anfang vom Ende, Sodom un Gomorrha, der reinste Sündenpfuhl, der auch den besten Menschen nur verderben könne.
Und Ishmael flüchtet davor an Bord eines Walfängers und damit in eine Welt der Großinsdutrie, die die Grundlage für Wohlstand schafft, wie ihn erst später die
Ölindustrie lieferte. (Merke, zwischen heute und gestern liegen Welten, oder?)
Und diese Welt, dieses Schiff, erweist sich als "a whole world in a nutshell", als Abbild der gesamten Welt in Kleinstform. Das zu leisten ist Ziel und Ausgangspunkt des Romans.
23. -THUNDERBOLT- 09.Nov.2012 - 10:15
oh je felix, jetzt stapelst du mal wieder hoch!
hab sogar mal eine marxistische interpreation gelesen, wonach der wal das kapital sein soll. nenene.
und: wie fügt sich denn das herrliche kapital, in dem die männer in walsperma baden, in deine sicht der dinge ein? der herr marxist blendet so was konsequent aus.
schaut für mich bitte noch einmal jemand das deutsche und englische wort für walsperma nach? muss los...
24. schibboleth 09.Nov.2012 - 11:51
Wecken Sie mich, wenn es vorbei ist...
25. -THUNDERBOLT- 09. Nov. 2012 - 22:28
walrat oder spermaceti. weiß jemand, wo man sich so was besorgen kann?
26. felix-taugenix 10. Nov. 2012 - 23:07
@ schibboleth, du folgst besser Ismael und gehst (ersma) an Bord?!
Da lernste auch Maxismus und reagierst nicht so wie der Hund aufs Wort, wenn er z.B. Großindustrie liest.
27. Der_Professor 11.Nov.2012 - 03:28
„In Stammheim lebten die Häftlinge getrennt vom Normalvollzug; der siebte Stock wurde für sie umgebaut, sodass sie von den anderen insoliert sind, aber miteinander Umgang haben können. Aus Sicherheitsgründen wird ihnen der Hofgang nicht gestattet, dafür wird ihnen die überdachte und gesicherte Terrasse oben auf dem Gefängnisgebäude aufgeschlossen. Stammheim dürfte das erste Gefängnis auf der ganzen Welt gewesen sein, in dem zumindest in einem Trakt Männer und Frauen zusammengelegt waren; Gudrun Ensslin hatte durchgesetzt, dass ihrem „Baby“ die Zelle zugeteilt wurde, die der ihren genau gegenüber lag. Für die Gefangenen wurde der „Umschluss“ erfunden und eingeführt, sodass sie sich täglich mehrere Stunden auf dem Flur und in einer leerstehenden Zelle, die auch als Bibliothek genutzt wurde, sehen und sprechen konnten. Hingebungsvoll wird „Moby Dick“ studiert, der Kampf gegen den Leviathan theoretisch fortgesetzt.“
Willi Winkler: Die Geschichte der RAF, Seite 258