Jedes Ding hat seine Ursache

Erörterung zum Thema Zufall

von  loslosch

Nihil sine causa fit (Cicero, 106 v. Chr. bis 43 v. Chr.; De divinatione - Von der Sehergabe). Nichts geschieht ohne Ursache.

Die Alten hatten noch keine Vorstellung von der Wahrscheinlichkeit. Wohl existierte der Begriff veri similis (oder auch: vero similis), dem Wahren ähnlich, im Deutschen als Lehnwort übernommen (wahr-schein-lich). Es war mehr ein Vielleicht, lat. forsitan (fors sit, an; etwa: wenn es das Geschick so will). Morgen kann es regnen, wird es vielleicht oder wahrscheinlich regnen. Mehr war da nicht als die Unbestimmtheit des Zukünftigen.

Wirft man ein Lindenblatt in einen leeren, windstillen Trichter, so lässt sich bekanntlich nicht voraussagen, mit welcher Seite es auftrifft. Warum so kompliziert? Wenn der Schiri bei einer Fußballpartie vor Spielbeginn eine Münze hochwirft (um die Fallhöhe zu vergrößern), wird die Bestimmung der Spielseiten einvernehmlich Mister Zufall überlassen (das, was jedem zufällt). Würde man die Münze tausendmal nacheinander werfen, wäre die Trefferwahrscheinlichkeit für beide Münzseiten ungefähr gleich. Nur ungefähr. Jedoch tendenziell übereinstimmend nach einer extrem hohen Zahl (Fall-Zahl) von Versuchen.

Dass man mit Wahrscheinlichkeiten rechnen kann, weiß die Wissenschaft erst seit ungefähr 200 Jahren. Unter den Rechenkünstlern nicht nur der Antike, sondern auch der Neuzeit (Leibniz und Kant nicht ausgenommen) herrschte die Vorstellung, dass sich Wahrscheinlichkeiten nicht den operativen Regeln unterwerfen lassen. Erst mit der Veröffentlichung des zweibändigen Werks von Laplace (1749 bis 1827) anno 1812 (Théorie Analytique des Probabilités) wurde das theoretische Fundament hierzu gelegt.

Nichts geschieht ohne Ursache? Eine offene Frage.

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(16.05.15)
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 loslosch meinte dazu am 16.05.15:
zu strikt. modifiziert wäre richtig.
Aron Manfeld (46) antwortete darauf am 16.05.15:
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Graeculus (69) schrieb daraufhin am 16.05.15:
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 loslosch äußerte darauf am 16.05.15:
der messversuch kann schon das ergebnis der messung beeinflussen, ja. aber forensiker werden weiter benötigt!

 LotharAtzert (16.05.15)
"Die Alten hatten noch keine Vorstellung von der Wahrscheinlichkeit."
- brauchten sie auch nicht, weil sie noch wussten, daß die Erscheinung (Causa materialis) nur die Erscheinung eines Nichtanwesenden (Causa finalis) ist.

 loslosch ergänzte dazu am 16.05.15:
zurück zu aristoteles. warum so weit, die scholastik ist zeitlich näher...

 LotharAtzert meinte dazu am 16.05.15:
Mir sind die Griechen, sogar die Vorsokratiker, näher, eben weil sie direkt und ursprünglich waren, während bei den Späteren die spitze Zunge des Intellekts (Vorstellungen, statt Empfinden) das meiste verdirbt.
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