Käpten Hornblewer und die Kochsendung
Satire zum Thema Aktuelles
von Reliwette
„Wer in die Suppe spuckt ist doof“
Vorgeschichte
Der Piratenkapitän hatte sich seine Sonntagsausgehuniform aus der Mottenkiste geholt, um den Botschaftern einen Besuch abzustatten. Bei der Gelegenheit wollte er auch den Gouverneur der Stadt Leer aufsuchen. Die Botschafter, das waren Journalisten der örtlichen Lokalredaktion. Hornblewer kannte es nicht besser. Auf jeder größeren Insel im Pazifik gab es Botschafter und Gouverneure, weshalb nicht auch in Leer?
Die Journalisten hatten sich einen Spaß daraus gemacht, dem Ahnungslosen ihren Chefredakteur als „Gouverneur“ vorzustellen. Der hatte sich einen halben Tag vertreten lassen und den Piratenkapitän in sein Auto gepackt. Sie fuhren in ein großes Einkaufszentrum, das unter anderem auch über einen riesigen Elektronikladen verfügt, in welchem zig Fernsehgeräte in Betrieb waren. Hornblewer zweifelte an seinem Verstand, weil sich die Bilder in den Rahmen bewegten. So etwas hatte er vorher noch nie gesehen.
Komischerweise wurde gerade eine Kochsendung präsentiert. Der angebliche „Gouverneur“ sprach einen der Verkäufer an und bat ihn, an einem der Geräte den Ton in Funktion zu bringen. Jetzt sprach das Bild auch noch. Hornblewer wollte den Koch etwas fragen, der da gerade mit einem Affentempo eine Gurke zerlegte.
„Der hört Dich nicht, Käpten“, sagte der „Gouverneur“, „der ist zu beschäftigt mit Schnippeln, Rühren, Passieren und Reden.“
Der Sternekoch hantierte wie ein Krake mit acht Armen mit Schüsseln, Saucièren, Bratpfanne und Töpfen, wobei er auch noch Erklärungen von sich gab. „Eigentlich recht unappetitlich“, wusste der „Gouverneur“, „denn wenn einer redet, absorbiert er winzige Tröpfchen Spucke, die sich in seiner Umgebung niederschlagen, auf dem Tisch, im Essen, das gerade zubereitet wird oder im Gesicht des Gesprächspartners.
„Meine Fresse!“, antwortete der Piratenkapitän. Das war aber mehr als Unmutsäußerung gemeint. „Wir haben auch einen Koch“, sagte Hornblewer, „vielleicht sollte der auch mal in einem der Bilder auftreten?“
„Nur zu“, meinte der Chefredakteur, als „Gouverneur“ der Stadt Leer kann ich das vielleicht beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) vermitteln.“
„Vermitteln oder anordnen?“ „Na, ja, gewissermaßen sind das Kollegen von mir, denen gibt man doch keine Befehle“, wand sich der „Gouverneur“ aus der Situation.
„Gut, gut“, erwiderte Hornblewer,“ ich bespreche das mit der Mannschaft!“„O-o“, dachte der Journalist, „da habe ich aber in ein Wespennest gepiekt“.
Da lachen ja die Hühner
Als Hornblewer am Nachmittag auf die Cara Mia getorkelt kam, berief er soforteine Mannschaftssitzung ein. Er verzichtete diesmal auf das Prozedere von wegen Beschlussfähigkeit, sondern kam sofort auf den Punkt. „Was ich heute gesehen und gehört habe“, verkündete er aus einer Dunstwolke aus Rumgasen, „das glaubt mir kein Mensch! Da gibt es Bilderrahmen, in denen sich Bilder bewegen und sogar sprechen können. Ich habe gesehen, wie ein Koch gekocht und dabei noch Rezepte erfunden hat. Nun will ich, dass einer von Euch auch in so einem Bilderrahmen seine Fertigkeiten zeigt, damit es alle sehen und hören. Ich denke dabei an unseren Smutje Ten Brat!“
„Ich könnte eine Fischkopfsuppe zubereiten“, ließ sich der Koch hören. „Die musst du aber mit Schiffszwieback garnieren“, rief einer der Piraten dazwischen. Lautes Gelächter schwoll an. “Oder mit Stockfisch“, rief ein Zweiter. Die Menge grölte. Ten Brat lief rot an. „Ich hau Dir ne Hasenscharte, du Lümmel“, schimpfte er. „Ha ha ha – ha ha ha, fang mich doch, ich laufe durch eine Tür, und du bleibst stecken! Ha ha ha – ha ha ha!“ Jetzt meldete sich Ibrahim, der 1. Kanonier zu Wort: „Ich könnte doch den Leuten auch etwas zeigen, weshalb denn einzig und allein der Smutje?“ „An was denkst du?“, fragte Hornblewer. „Na ja, ich könnte den Leuten zeigen, wie man Kanonenkugeln putzt, auf dass sie mattschwarz glänzen!“ „Das ist ja mal ein wertvoller Wortbeitrag“, höhnte Hornblewer, „der Nächste!“ „Ich könnte zeigen, wie man eine Galionsfigur schnitzt, mischte sich jetzt der Schiffszimmermann ein, mit Körbchengröße „D“. „Blödmann“, rief der Kapitän, “wer unser Schiff von vorne sieht, wird sich nicht lange an der Galionsfigur ergötzen können. Außerdem passt das Schiff nicht in den Bilderrahmen, viel zu groß! Weitere Vorschläge?“
Der Segelmacher meldete sich: “Patchwork gefällig?“
„Bin ich denn hier von lauter Idioten umgeben?“, brüllte Hornblewer los, “das ist ja nicht zu fassen!“. Dann fiel ihm wieder die Sache mit der Spucke im Essen ein.„Smutje“, rief er mit überkippender Stimme,“ wenn du kochst, halte gefälligst die Klappe dabei, sonst landen Tröpfchen deines Seibers im Essen! Wenn ich das herausschmecke, dann lasse ich dich „Kiel holen“, kapiert?“
Ja, das wurde eine lustig – stressige Mannschaftssitzung. Hornblewer war schließlich eingeschlafen. Der Rudergänger bestimmte zwei Piraten, die den trunkenen Piratenkapitän in seine Kombüse schleppten?
Und die Kochsendung? Davon war am nächsten Tag überhaupt keine Rede mehr.
Vorgeschichte
Der Piratenkapitän hatte sich seine Sonntagsausgehuniform aus der Mottenkiste geholt, um den Botschaftern einen Besuch abzustatten. Bei der Gelegenheit wollte er auch den Gouverneur der Stadt Leer aufsuchen. Die Botschafter, das waren Journalisten der örtlichen Lokalredaktion. Hornblewer kannte es nicht besser. Auf jeder größeren Insel im Pazifik gab es Botschafter und Gouverneure, weshalb nicht auch in Leer?
Die Journalisten hatten sich einen Spaß daraus gemacht, dem Ahnungslosen ihren Chefredakteur als „Gouverneur“ vorzustellen. Der hatte sich einen halben Tag vertreten lassen und den Piratenkapitän in sein Auto gepackt. Sie fuhren in ein großes Einkaufszentrum, das unter anderem auch über einen riesigen Elektronikladen verfügt, in welchem zig Fernsehgeräte in Betrieb waren. Hornblewer zweifelte an seinem Verstand, weil sich die Bilder in den Rahmen bewegten. So etwas hatte er vorher noch nie gesehen.
Komischerweise wurde gerade eine Kochsendung präsentiert. Der angebliche „Gouverneur“ sprach einen der Verkäufer an und bat ihn, an einem der Geräte den Ton in Funktion zu bringen. Jetzt sprach das Bild auch noch. Hornblewer wollte den Koch etwas fragen, der da gerade mit einem Affentempo eine Gurke zerlegte.
„Der hört Dich nicht, Käpten“, sagte der „Gouverneur“, „der ist zu beschäftigt mit Schnippeln, Rühren, Passieren und Reden.“
Der Sternekoch hantierte wie ein Krake mit acht Armen mit Schüsseln, Saucièren, Bratpfanne und Töpfen, wobei er auch noch Erklärungen von sich gab. „Eigentlich recht unappetitlich“, wusste der „Gouverneur“, „denn wenn einer redet, absorbiert er winzige Tröpfchen Spucke, die sich in seiner Umgebung niederschlagen, auf dem Tisch, im Essen, das gerade zubereitet wird oder im Gesicht des Gesprächspartners.
„Meine Fresse!“, antwortete der Piratenkapitän. Das war aber mehr als Unmutsäußerung gemeint. „Wir haben auch einen Koch“, sagte Hornblewer, „vielleicht sollte der auch mal in einem der Bilder auftreten?“
„Nur zu“, meinte der Chefredakteur, als „Gouverneur“ der Stadt Leer kann ich das vielleicht beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) vermitteln.“
„Vermitteln oder anordnen?“ „Na, ja, gewissermaßen sind das Kollegen von mir, denen gibt man doch keine Befehle“, wand sich der „Gouverneur“ aus der Situation.
„Gut, gut“, erwiderte Hornblewer,“ ich bespreche das mit der Mannschaft!“„O-o“, dachte der Journalist, „da habe ich aber in ein Wespennest gepiekt“.
Da lachen ja die Hühner
Als Hornblewer am Nachmittag auf die Cara Mia getorkelt kam, berief er soforteine Mannschaftssitzung ein. Er verzichtete diesmal auf das Prozedere von wegen Beschlussfähigkeit, sondern kam sofort auf den Punkt. „Was ich heute gesehen und gehört habe“, verkündete er aus einer Dunstwolke aus Rumgasen, „das glaubt mir kein Mensch! Da gibt es Bilderrahmen, in denen sich Bilder bewegen und sogar sprechen können. Ich habe gesehen, wie ein Koch gekocht und dabei noch Rezepte erfunden hat. Nun will ich, dass einer von Euch auch in so einem Bilderrahmen seine Fertigkeiten zeigt, damit es alle sehen und hören. Ich denke dabei an unseren Smutje Ten Brat!“
„Ich könnte eine Fischkopfsuppe zubereiten“, ließ sich der Koch hören. „Die musst du aber mit Schiffszwieback garnieren“, rief einer der Piraten dazwischen. Lautes Gelächter schwoll an. “Oder mit Stockfisch“, rief ein Zweiter. Die Menge grölte. Ten Brat lief rot an. „Ich hau Dir ne Hasenscharte, du Lümmel“, schimpfte er. „Ha ha ha – ha ha ha, fang mich doch, ich laufe durch eine Tür, und du bleibst stecken! Ha ha ha – ha ha ha!“ Jetzt meldete sich Ibrahim, der 1. Kanonier zu Wort: „Ich könnte doch den Leuten auch etwas zeigen, weshalb denn einzig und allein der Smutje?“ „An was denkst du?“, fragte Hornblewer. „Na ja, ich könnte den Leuten zeigen, wie man Kanonenkugeln putzt, auf dass sie mattschwarz glänzen!“ „Das ist ja mal ein wertvoller Wortbeitrag“, höhnte Hornblewer, „der Nächste!“ „Ich könnte zeigen, wie man eine Galionsfigur schnitzt, mischte sich jetzt der Schiffszimmermann ein, mit Körbchengröße „D“. „Blödmann“, rief der Kapitän, “wer unser Schiff von vorne sieht, wird sich nicht lange an der Galionsfigur ergötzen können. Außerdem passt das Schiff nicht in den Bilderrahmen, viel zu groß! Weitere Vorschläge?“
Der Segelmacher meldete sich: “Patchwork gefällig?“
„Bin ich denn hier von lauter Idioten umgeben?“, brüllte Hornblewer los, “das ist ja nicht zu fassen!“. Dann fiel ihm wieder die Sache mit der Spucke im Essen ein.„Smutje“, rief er mit überkippender Stimme,“ wenn du kochst, halte gefälligst die Klappe dabei, sonst landen Tröpfchen deines Seibers im Essen! Wenn ich das herausschmecke, dann lasse ich dich „Kiel holen“, kapiert?“
Ja, das wurde eine lustig – stressige Mannschaftssitzung. Hornblewer war schließlich eingeschlafen. Der Rudergänger bestimmte zwei Piraten, die den trunkenen Piratenkapitän in seine Kombüse schleppten?
Und die Kochsendung? Davon war am nächsten Tag überhaupt keine Rede mehr.