Hippe Lippe

Sonett zum Thema Gesellschaftskritik

von  Walther

Hippe Lippe

Ich lege Wert darauf, von Wert zu sein,
Und klimpre mit den Münzen in der Tasche.
Dann nehme ich die goldne Schampusflasche,
Die mit den Plättchen drin, und schenke ein:

Das ist die neuste hippe Jetsetmasche.
Ich rede mir schnell mein Gewissen klein,
Vergesse kurz das Hungerkinderschrein,
Geh raus zur Strandbar, greife eine rasche

Und reife Dame, die beim Cocktail steht
Und augenscheinlich um Begleitung fleht.
Sie schaut mir tief in meine trüben Augen,

Die Lefze trieft bis an die Krokoschuhe.
Die Meerschildkröte wünscht sich nur noch Ruhe,
Als wir uns an den Botoxlippen saugen.

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Kommentare zu diesem Text


 Habakuk (26.01.18)
Ich riskiere auch mal ne hippe Lippe. Metruminosisch gelungen. Aber was heißt das schon.

Als ich gedichtet wie besoffen,
da hat mich Ruhmeshall getroffen.
Als mir die Verse dann gelangen,
da wurd ich einfach übergangen.
;-)

 Walther meinte dazu am 26.01.18:
hi Habakuk, herzl. dank für die reime. leider kann ich mit ruhmeshallen nicht dienen: mir wärs dadrin zu kalt und zu staubig. außerdem - immer auf der gleichen stelle und auf dem selben platz stehen, das ist echt langweilig. lg W.

 EkkehartMittelberg (26.01.18)
Wenn Münzen in den Taschen klimpern,
die Lippen heiß und scharf die Wimpern,
findst du bald etwas zum Pimpern

 Walther antwortete darauf am 26.01.18:
Hi Ekki, danke. aber zu zeiten von metoo nicht mehr zwerchfellvibrationskompatibel. lg W.

Antwort geändert am 26.01.2018 um 13:17 Uhr

 Jorge (26.01.18)
Ich mag gesellschaftskritische Texte im heiteren Strandkleid.
Besonders traurig, dass beide Lippenpaare botoxgeschädigt sind.

LG
Jorge

 Walther schrieb daraufhin am 26.01.18:
das neue gut ist böse. danke fürs reinlesen.
lg W.
Graeculus (69)
(26.01.18)
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 Walther äußerte darauf am 26.01.18:
danke dir, lb. Graeculus.
fdöobsah (54)
(26.01.18)
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 Walther ergänzte dazu am 26.01.18:
Hi,
danke für dein wieder ausuferndes statement. ich fühle mich jetzt einfach mal geehrt ob des aufwands für dieses "unappetitliche" etwas.
die antwort ist, wie zu erwarten: richtig ist, daß das "Wert" in der tat großgeschrieben wird. alles andere ist leider falsch, da es sich um einen lupenreinen fünfhebigen jambus handelt. daß ich es mit den weiblichen kandenzen nicht so genau nehme, will ich bestreiten. es ist ein gutes mittel gegen das leiern.
des weiteren: alle männlichen kadenzen haben lange vokale. dadurch fällt diese entscheidung nicht so auf. drittens: das hier ist ein sonett nach kontinentaler reimart: abba abba ccd eed. es ist inzwischen ziemlich unerheblich, wie man die endreime in den terzetten setzt. ich habe dem inhalt einen vorrang vor der form gegeben.
und viertens: natürlich ist das eine klassische innere sonettstruktur. manches werde ich hier zum letzten mal wiederholen:
s1: außensicht / these / perspektive 1, übergang mit strophenübergreifendem enjambement
s2: innensicht / antithese / perspektive 2, übergang mit strophenübergreifendem enjambement
s3/terzett 1: überleitung zur conclusio mit strophenübergreifendem enjambement
s4/terzett 2: conclusio mit moral von der geschicht - hier spielt ein wenig das Shapespeare sonnet hinein.
ich nehme mir die freiheit, wenn's paßt, auch unterformüberschreitend auszugestalten.
zusammengefaßt: don't mess with an expert.
ob dir das teil zusagt oder nicht, mag für dich wichtig sein. für mich ist es eine stimme im konzert des feedbacks. da ich nicht beabsichtige, mich in die reihen des poetenolymps zu wünschen, reicht es mir aus, selbst mit dem ergebnis recht zufrieden zu sein. wenn es dann noch den einen oder die andere gibt, die bzw. der dem text etwas abgewinnt, bin ich mehr als zufrieden.
lob ist für mich keine kategorie, um derentwillen ich etwas veröffentliche. ich freue mich auch über harte fundierte kritik, die verbesserungen in der formulierung vorschlägt. eine allgemeine selbstbespiegelung des kommentierenden und dessen innere befindlichkeiten sind gut zu wissen, um den kommentar richtig einzuordnen - mehr aber auch nicht. will sagen: mach's weniger ausschweifend, komm auf den punkt.
lg W.

Antwort geändert am 26.01.2018 um 17:08 Uhr
fdöobsah (54) meinte dazu am 27.01.18:
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 Walther meinte dazu am 27.01.18:
Hi,
wenn jemand sich zu einem miesepetrigen kleinen kläffer macht, ist das seine seine sache. man darf gerne an monumente pieseln, um sein revier zu markieren (als hund, meine ich).
ich besehe mir das aus der ferne, auf einer bank sitzend und mit einem lyrikbändchen in der hand, das ich zu besprechen gedenke, an, ausgestattet mit einem gewissen amusement, da ich nicht droben stehe, sondern schön auf der festen mutter erde in bereichen der atmosphäre bleibe, in denen der sauerstoffgehalt auch für schwache lungen im zweifel ausreicht.
nur weil du ein metrum nicht zum jambus erklärst, ist das nicht richtig. du siehst, wir sind uns in dem punkt einig. daß wir nicht der gleichen ansicht sind, mag dich beschweren. mich tut's das nicht.
du hast bisher keinen brauchbaren vorschlag unterbreitet. daher sind deine einlassungen allenfalls akademisch, aber nicht nutzenstiftend. daß wir nicht den gleichen geschmack und auch ein inkompatibles sprachgefühl haben, sollte nun jedem hinlänglich bekannt sein.
aus diesem grund empfehle ich dir, daß du dich opfern deiner belehrungstäigkeit, wie die lyrische welt zu laufen hat, zuwendest, bei denen du etwas bewirkst. das wäre effizient. bei mir erbst du nichts als den hinweis "so what".
lg W.

Antwort geändert am 27.01.2018 um 10:49 Uhr
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