Verbale Steilvorlagen

Glosse zum Thema Trost/ trostlos

von loslosch

Quanto altius ascendit homo, lapsus tanto altius cadet (nach Petrus Chrysologus, 406 bis 450, einem katholischen Bischof und Kirchenlehrer). Je höher der Mensch steigt, umso tiefer ist sein Fall.

Derlei Sprüche haben immer Konjunktur. Vorbilder finden sich bereits im 1. Jh. v. Chr. So schreibt Publilius Syrus in seinen Sentenzen: Humilis nec alte cadere nec graviter podest. Wer dicht am Boden lebt, kann nicht tief und heftig stürzen. In der heutigen Sprache und als Metapher: Wer hoch aufsteigt, kann tief fallen. Kann, aber muss nicht! Die klassische Binsenweisheit ist hier zu einer Leerformel mutiert. Gesellschaftlicher Aufstieg, begleitet mit dem moralisierenden Zeigefinger. Zugleich ein Trostspruch für die zu kurz Gekommenen. So harmlos Leerformeln anfangs erscheinen mögen, erfüllen sie nicht selten diese Funktion. Beispiele gefällig? - Das letzte Hemd hat keine Taschen. Oder: Keiner nimmt was mit.

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Kommentare zu diesem Text

niemand (03.03.18)

Mit dem "letzten Hemd, welches keine Taschen hat", meinst Du in diesem Falle doch sicher, dass egal was man erreicht hat, man nimmt davon nichts mit. Also muss sich einer der viel erreicht hat
auch von vielem trennen und es fällt ihm sicher nicht so leicht,
wie jemandem der nicht viel zurücklassen muss.
Natürlich auf Materielles bezogen, denn geistig kann auch jemand viel zurücklassen, der gesellschaftlich nicht so "aufgestiegen" ist.
Mancher Aufstieg gelingt auch nur dank der Seilschaften,
welche den Betreffenden hochziehen/hochloben. Lassen diese das Seil los, fällt der Aufgestiegene nicht selten tief.
Auch Vitamin B muss man regelmäßig verabreicht bekommen