Römische Sprachlogik

Satire zum Thema Trost/ trostlos

von  loslosch

Non possidentem multa recte vocaveris beatem (Horaz, 65 v. Chr. bis 8 v. Chr.; Carmina). Den, der viel besitzt, würde man zu Unrecht glücklich nennen.

Eindeutig ein Spruch aus der Kategorie Trostreiches. Dazu neigt Horaz bei aller sprachlichen Könnerschaft nur zu sehr. Verdientermaßen zieren viele seiner Sentenzen Omas Wandkalender. Latein schillert, ist manchmal quecksilbrig. Die Wortstellung im Satz ist nicht streng, ähnlich dem Deutschen, das allerdings weit mehr Freiheiten lässt. Korrekt ist auch die logisch nicht äquivalente Übersetzung: "Zu Recht würdest du einen glücklich nennen, der nicht viel besitzt." Sogleich kommt das Profane zum Vorschein.

Oma hängt jetzt den Wandkalender wieder ab.

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Kommentare zu diesem Text

Karmesin (20)
(03.04.12)
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Broveja8 (25) meinte dazu am 03.04.12:
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 loslosch antwortete darauf am 03.04.12:
was heißt ungenau. lass mal einen briten, der deutsche literaturwissenschaft des barock etc. studiert hat, deutsche graffiti der gegenwart übersetzen. der kriegt kein bein auf die erde. sogar, wenn man ihm verrät, dass es kritzeleien sind.

kontext, kontext, kontext.

@Karmesin: wenn du das kleine latinum erlernst, sind diese dinge am anfang kaum relevant. ich lernte - wie doof - in der sexta (5. klasse) gallina clamat, domina vocat, agricola arat. heute wohl etwas zeitgemäßer. danke fürs vorbeischauen. lo

 Bergmann (03.04.12)
Geht das in die Richtung: Arm, aber glücklich - ?
Oder: Reichtum macht nicht glücklich?
Ja, das sind dumme Sprüche.
Vielleicht ist derlei Trost
immer unsinnig.
ttU

 loslosch schrieb daraufhin am 03.04.12:
ja, uli. lieber reich, jung, klug und gesund als arm, alt, doof und krank. t.t. lo

 Lluviagata (03.04.12)
Opa auch? ;)

 loslosch äußerte darauf am 03.04.12:
nein, andrea! es handelt sich doch um OMAS wandkalender. danke dir. lo

 EkkehartMittelberg (03.04.12)
Lieber Lothar,
seit Diogenes in der Tonne gehören beide Übersetzungen zum gedanklichen Gemeingut.
Ich weiß nicht, ob man in der Antike das Verfügen über Lebensweisheiten auch als Besitz bezeichnete. Bezogen darauf träfen beide Übersetzungen wohl nicht zu.
Horaz scheint hier nur an den materiellen Besitz gedacht zu haben.

 loslosch ergänzte dazu am 03.04.12:
omnia mea mecum porto - ist noch viel älter, wurde aus dem griechischen übernommen. dort gings allein um das wissen. man muss halt immer den kontext kennen.

mit schrecken erinnere ich mich an latein-klassenarbeiten der oberstufe. kleine vokabelhilfen, ja. kontext: ja, auch, aber viel zu wenig. mehrdeutigkeiten im lateinischen waren in der antike beliebte wortspiele. sie sind, wie in diesem fallbeispiel, das im internet nur in der fettschrift angeboten wird, im lat. häufiger möglich als in unserer muttersprache. ein protokoll eines internationalen abkommens in lat. würde ein risiko beinhalten. t.t. lo
ichbinelvis1951 (64)
(03.04.12)
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 loslosch meinte dazu am 03.04.12:
schöner fiktiver dialog, klaus. von Niccolò Machiavelli stammt "Divide et imperia". schon die alten "chineseren" wussten das.

nun lasset uns mildtätigst teilen ... lo
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