An den blauen Vogel

Brief zum Thema Religion

von  LotharAtzert

Daß wirkliche Klarheit ein Augenöffnen voraussetzt, ist wohl logisch. So etwas hat nichts mit Glauben zu tun. Doch möglicherweise geht es, bedingt durch das Wörtchen "wirklich", um eine innere Klarheit.
"Du hast mehr erkannt, als viele anderen," - dieser Lobes-Fauxpass hätte dir nicht passieren dürfen. Jedem andern. Dir nicht! Es ist nämlich die Haltung des Überlegenheitsdünkels und genau das wird Gott dir nicht so schnell verzeihen. Predigt Jesus nicht Demut? - Wo bist du demütig, wenn du mir, fast gönnerhaft, ein kleinwenig weniger zugestehst, als dir selbst?
" ... aber letztlich gibt es nur eine Tür."
Ja, genau, nur  ... wie soll man es ausdrücken, wenn der Druck aus Eingeschlossenem fehlt. Es ist eine türlose Tür, wie man im Zen manchmal sagt. Viele Christen übrigens, wie Pater Lasall, Graf Dürkheim usw. waren Zen-Praktikanten, ohne ihrem Glauben untreu zu werden: Sobald kein Ego, keine Ichbezogenheit mehr existiert, ist da auch nirgends eine Tür. Für wen auch? Alles steht und fällt mit dem Ego. Was wir Tür nennen, ist bloß eine intellektuelle Krücke für das unwissende Ich, daß da etwas sei, was erreicht werden könne. Ob du, mithin dein Ego, mir glaubst, oder nicht, ob du es für Kätzerei, wahre Worte, oder eine Rostbratwurst hältst, ändert daran nicht das geringste. Nur das Wahre währt, Nichtwahres ist nicht wahr.

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Kommentare zu diesem Text


 Oskar (10.03.18)
Ob Krücke oder Hilfsmittel, letztlich kann man nur Ho! rufen.
"Ihr alle, sämtliche Namen und Worte sind nichts als Kleider, die man sich an- und auszieht - sie sind nur Wandlungen an der Oberfläche."

 LotharAtzert meinte dazu am 10.03.18:
Ho!
Bette (70)
(10.03.18)
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 LotharAtzert antwortete darauf am 10.03.18:
So ähnlich hat das Heraklit auch schon ausgedrückt. Es ist das, was die Buddhas "Nirmanakaya" nennen - der Verwandlungszustand.
Dankesgruß von mir

 Habakuk (10.03.18)
Ups! Ich habe verstanden, wenngleich du mich nicht direkt ansprichst. Den Schuh ziehe ich mir demütig an. „Wenn dein Bruder sündigt, so weise ihn zurecht; und wenn er umkehrt, vergib ihm. Und wenn er siebenmal am Tag an dir sündigen würde und siebenmal wieder zu dir käme und spräche: Es reut mich!, so sollst du ihm vergeben“. (Lk 17,3)
Es reut mich. Sind wir doch alle irrende, vorübergehende Narren. Mal im Nebel wandernd, mal vermutlich klar sehend. Doch wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein. Ab und an flutscht mir Sünder ungewollt ein Stein aus der Hand. Offensichtlich hat er dich getroffen. Um die Vergebung Gottes mache ich mir keine Sorgen. Um deine muss ich mir hoffentlich auch keine machen. Bin ich mir eigentlich sicher.

gesenkten Hauptes

der blaue (ab und an) Vogel

PS: Jetzt hast du mir den Samstag versaut und eine Rostbratwurst mag ich auch nicht mehr.

 LotharAtzert schrieb daraufhin am 10.03.18:
Nimm einfach eine Rindswurst.
Es ist eigentlich mehr eine Antwort an Bluebird, und zwar auf eine an mich gerichtete Antwort:
"Wirkliche Geistesklarheit, lieber Lothar, setzt ( meiner Ansicht nach) eine vorherige "Augenöffnung" voraus ...das "Blinde" sehend werden, darf man durchaus auch spirituell verstehen ... viele Grüsse von meiner Glaubenswarte .... du hast mehr erkannt als viele andere, aber letzlich gibt es nur eine richtige Türe ( - meiner Überzeugung nach)"
Also entspann' Dich wieder

Gibt's da nicht ein Lied: "Von den blauen Bergen kommen wir ... "?
In diesem Sinne - Dankesgruß

Antwort geändert am 10.03.2018 um 12:54 Uhr

 Habakuk äußerte darauf am 10.03.18:
O Mann, da fällt mir echt eine Rostbratwurst vom Herzen. Yeap, das Lied kenne ich. Eine Schülerversion von damals, als wir noch jung und schön waren, du erinnerst?
Von den blauen Bergen kommen wir. Unser Lehrer ist genauso doof wie wir. Mit der Brille auf der Nase, sieht er aus wie 'n Osterhase. Von den blauen Bergen kommen wir. Von den blauen Bergen kommen wir. Unser Lehrer ist genauso doof wie wir. Mit dem Gürtel um den Bauch, sieht er aus wie’n Gartenschlauch ....

 LotharAtzert ergänzte dazu am 10.03.18:
Polonaise ... kommen wir ... Prost Habakuk .. lall ...

Antwort geändert am 10.03.2018 um 16:18 Uhr

 Bluebird meinte dazu am 10.03.18:
Lieber Lothar,

du bist dir selber mit diesem Artikel treu geblieben. ... ich schätze so etwas. .... dass du mich des Hochmuts bezichtigst, sei dir nachgesehen ... ist aber eigentlich nicht konsequent zuende gedacht. Wie sollte ich - von einer Wahrheit ausgehend - nicht alles Andere letztendlich für einen "Irrtum" erachten?
Was wäre von einer geglaubten Wahrheit zu halten, die Anderes und Gegenteiliges auch noch als "wahr" durchgehen lässt?
Im Übrigen braucht man ja nur mal deine Texte zu Gemüte führen ... du duldest ja auch keine andere Wahrheit neben der von Dir (vermeintlich ) Erkannten, oder?
Bist du dann auch "hochmütig" in deinem Denken ud Glauben, oder einfach nur konsequent?

In diesem Sinne
Einen freundlichen Gruss südwärts

Antwort geändert am 10.03.2018 um 18:36 Uhr

 LotharAtzert meinte dazu am 11.03.18:
Lieber Bluebird,

immerhin hast du die Herausforderung angenommen und einen Text von mir kommentiert. Sonst ist es ja immer anders rum. Auch wenn das Ergebnis für mein Geschmack noch immer nicht offen genug ist - denn da steckt der Unterschied zwischen uns:
ich "glaube" nicht an den Raum, er ist einfach allseitig offen und entzieht sich jeglicher Klassifizierung, dh. er ist weder, noch ist er nicht. Und ich glaube auch nicht an ein "höheres" Wesen, weil der Ich-Glauber bereits eine Illusion ist, die, in stetiger Veränderung, aus Form, Empfindung, Wahrnehmung, bildenden Kräften und Bewußtsein besteht. Des weiteren glaube ich nicht mehr an Ordnung, da die Himmelsordnung in ihrer Vollkommenheit sich dem Auf-Merksamen täglich sich offenbart - dem Glaube weicht Wissen. Dazu kann ich nur immer wieder Hölderlins Worte anführen: "An das Göttliche glauben die allein, die es selber sind". - Was du erkennst, bist du selbst.
Hab doch mal den Mut, das Göttliche in allem zu sehen. Das hilft gegen Separierung - mal ein anderes Wort für Sünde.

Freundlichen Gruß - in den Norden
L.
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