Eine Autoren - Lesung (üb)erleben

Tagebuch zum Thema Allzu Menschliches

von  tulpenrot

Man könnte natürlich meinen, alles läge nur an mir, sozusagen im Auge des Betrachters oder im Ohr des Zuhörenden. Sicher haben alle anderen einen interessanten und anregenden Abend verlebt, nur ich nicht. Es hätte anders sein können, ein wenig jedenfalls. Oder nicht?

Heute Abend werden fünf männliche Autoren zu hören sein. Keine Frau! Erstaunlich. Ich bin neugierig und studiere das Blatt, das ich am Eingang bekam. Kurzbiografien der Vortragenden. Sie kommen alle mehr oder weniger aus der nahen Universitätsstadt, jedenfalls keiner aus diesem Bauerndorf hier, wie ich erwartet hatte. Alle haben ein Hochschulstudium hinter sich. Warum lesen sie ausgerechnet hier, wer hat sie eingeladen? Ich weiß es nicht. Sind die Dorfbewohner ein offenes, verständiges Publikum? Ich denke: Nein. Es kommen auch nur etwa 12 Leute, vermutlich Freunde aus der Umgebung, keine Einheimischen. Jedenfalls kenne ich keinen, was aber nichts zu bedeuten hat. Ich könnte mir vorstellen, dass etliche in der Kirche nebenan sitzen bei einem Cello-Konzert. Zwei Veranstaltungen parallel zu legen, ist natürlich für die Besucherzahlen in einem so kleinen Ort nicht gerade förderlich.

Plötzlich fällt es mir ein: Ich habe meine Hörgeräte vergessen! Ich ahne Schlimmes. Ich setze mich in die zweite Reihe, um dennoch halbwegs gut verstehen zu können. Die erste Reihe scheint reserviert zu sein. Es wird also von daher ein spannender Abend, keiner zum Entspannen. Vielleicht aber ist es gut, wenn ich nicht alles verstehen  muss!

Ich schaue auf die Uhr: Es ist kurz nach 19 Uhr, es tut sich nichts. Also geht es schon mal nicht pünktlich los. Ärgerlich. Eine ältere weißhaarige Frau stolpert im Raum herum  (ist sie Reporterin? ) und fotografiert die 3 ausgelegten Bücher auf dem „Büchertisch“. Alle mit demselben Cover, das sehe ich von weitem. 3 Bücher? 5 Lesende. Mehr nicht? Immerhin haben alle in Anthologien und Literaturzeitschriften den einen oder anderen Text veröffentlicht, so lese ich auf meinem Zettel. Warum legt man sie nicht aus? Warum macht man keine Werbung dafür? Die Texte in einem BoD-Verlag unters Volk zu bringen, das kommt wohl für diese Autoren nicht in Frage.

Es ist zehn Minuten über der Zeit. Wir sind etwa 12 Zuhörer und 5 Lesende. Ein wenig schmeichelhaftes Zahlenverhältnis. Eine Gruppe von 5 oder 6 Leuten kennt sich offensichtlich. Sie gehen sehr vertraut mit einander um. Vielleicht Freunde der Autoren? Der Raum ist im unteren Geschoss eines historischen Gebäudes. Holzbalken, Steinmauern, keine Bühne. Die Vorlesenden werden ebenerdig an einem einfachen Holztisch Platz nehmen. Die Tischbeine sind unschön aus schwarzem Metall. Ein alter Holzstuhl und eine Leselampe mit schwarzem Metallschirm und ebensolchem Metallfuß unterstreichen die Kargheit der Umgebung.

Ein Handy klingelt, ein Raunen geht durch den Raum. Naja, entschuldbar, die Lesung hat ja auch noch nicht angefangen. Trotzdem, es passt. Die Leute sind gedankenlos. Wie ich, die ihre Hörgeräte zu Hause gelassen hat, denke ich. Oder anders als ich? Denn meine Vergesslichkeit stört niemand anderen, nur mich.

Mit 12 Minuten Verspätung gruppieren sich die Autoren rechts und links vom Lesetisch. Sie trinken im Stehen Mineralwasser. Einer davon ist überaus beleibt und trägt einen Bart. Seine ausgebeulte graue Jeanshose hat in der Höhe der linken Hosentasche ein Loch. Man sieht sein nacktes Bein. Nun sitzen alle. Jemand vom hiesigen Organisationsteam redet Eingangsworte. Ich verstehe nichts. Er macht auch nicht viele Worte. Ein magerer Auftritt. Ein Nuschelkerl. Alle klatschen, ich nicht. Ich halte mein Schreibbüchlein und meinen Stift in den Händen.
Eine Frau in der ersten Reihe rechts von mir trinkt Tee.

Wenn ich daran denke, welche Mühe ich mir mit meinen Lesungen immer gemacht habe: Ich habe die Zuhörer bewirtet, Musik in der Pause gemacht, den Raum gestaltet, Blumen auf dem Tisch.

Der Dicke liest als erster. Ich kann halbwegs gut zuhören. Seine Texte sind verständlich, haben eine Pointe. Sie treffen ein bisschen meine Ader. Im Raum riecht es nach ungewaschenem Körper.

Nun kommt als zweites ein junger, blasser, hagerer Mann mit Spitzbart an den Lesetisch. Dichtes schwarzes lockiges Haar. Es glänzt. Erstaunlich. Er sitzt dann da mit unbewegter Miene. Wenn ich auch nicht alles mitbekomme, so doch das: Unter seinen Texten ist einer, der mir sehr gefällt  Er spielt mit minimalistischen, sich immer wiederholenden Aussagen, die er von Zeile zu Zeile um Worte oder Buchstaben verkürzt. Als Zuhörer ergänzt man das Fehlende automatisch, da man die Zeilen ja inzwischen kennt. Weil er die Auslassungen auch als Lese-Pause, als Stille darbietet, kommt ein Sprech-Rhythmus zustande. Mit der Zeit schwingt man in Gedanken mit. Stille wird nach und nach aufgebaut, regelrecht zelebriert. Gut gemacht, denke ich und klatsche das erste Mal nach seinem Vortrag.

Die kleinen Fliegen beißen, während ich hier auf der Terrasse schreibe. Es juckt mich überall. Ich bin sowieso schon so sehr zerstochen. Es stört mich. Ich bin nervös und habe keine Ruhe. Ich mache eine Schreibpause und spiele auf meiner Flöte, aber es klappt nicht. Die Töne wollen nicht kommen, ich habe keine Geduld, um richtig zu üben. Und nur so vor mich hinzududeln, ist auch unbefriedigend. Also schreibe ich weiter, schreibe meine Unzufriedenheit und Enttäuschung auf leere Seiten.

Der dritte Autor flüstert seine Texte mit tonloser Stimme, es sind fast ausschließlich Kurztexte, die er zweimal liest. Aber dadurch werden sie nicht verständlicher. Ist er so aufgeregt oder krank, dass seine Stimme versagt, oder will er nicht, dass man ihn versteht? Ich verstehe diesmal wirklich gar nichts. Und ich will auch nicht verstehen.

Meine schlechte Stimmung bleibt. Nein, ich möchte mit keinem der Autoren etwas zu tun haben. Dabei war das mein Anliegen gewesen, weshalb ich hier bin: Mich Gleichgesinnten anzuschließen. Mir ist wieder klar, dass ich meinen Weg alleine gehen werde. Jeder muss seinen eigenen holprigen Weg suchen.

Als der dritte Autor dann seine Kurzprosa vorliest, wird er deutlicher, lauter, vernehmlicher. Mich wundert, dass er Pädagoge sein soll und viel in der Welt rumgekommen ist. Man traut es ihm gar nicht zu, diesem Leisesprecher. Die Zuhörer verziehen keine Miene, man sieht nicht, ob sie mitgehen oder abgeschaltet haben oder ob sie überhaupt irgendein Interesse haben. Es sieht alles so gleichgültig aus. Ich kenne das: Sie gebärden sich genauso unauffällig, als ob sie im Gottesdienst säßen. Und die anderen Autoren? Sie hören genauso gelangweilt und wenig interessiert zu. Denke ich. Nach dem Ausdruck ihrer leblosen Gesichter zu urteilen. Einer der Autoren kämpft mit der Müdigkeit. Oder hat er Migräne? Es ist schwül im Raum.

15 Minuten Pause. Ich könnte meine Hörgeräte holen, die Zeit würde reichen, ich wohne nicht weit weg, soll ich? Oder doch nicht? Ich bleibe. Es wäre zu viel Stress. Stattdessen setze ich mich draußen auf eine Mauer auf dem Dorfplatz und schreibe. Die Luft ist angenehm frisch. Ich will mit niemandem reden. Oder ist das ein Fehler? Vielleicht würde sich einer der Vorlesenden freuen. Ich weiß es nicht. Sie machen nicht den Eindruck, als ob sie an einem Austausch interessiert wären. Und außerdem würde ich mich nur blamieren so ohne Hörgeräte.

Der Grieche auf der anderen Straßenseite trägt die gelben Säcke an den Straßenrand. Morgen ist Abfuhrtermin. Er ist alt geworden. Wir sind schon seit längerer Zeit nicht mehr bei ihm eingekehrt. Er betreibt ein griechisches Restaurant. „Seit 1977“ steht an seinem Haus. Zwei Motorräder knattern auf der Durchgangsstraße durch den Ort. Trotzdem halten die Abendvögel unverdrossen ihren Gesang durch.

Nach der Pause sitze auch ich mit versteinertem Gesicht in meiner zweiten Reihe hinter der grauen Frau. Ich verstehe immer nur Bruchstücke. Es bleibt, wie gehabt. Ich hatte anfangs erwartet, die Autoren nennen wenigstens laut und deutlich ihre Namen, stellen sich etwas ausführlicher und verständlicher vor. Stattdessen nuscheln sie nur ihre Namen runter und beginnen sofort zu lesen, einen Text nach dem anderen, ohne Pause, ohne dass wir Zuhörer Gelegenheit hätten, das eben Gehörte zu bedenken oder wenigstens Atem zu holen. Es ist einfach nur scheußlich.

Was denken die Autoren denn eigentlich über ihre Zuhörer? Wie sehen sie sich selber als Vorlesende? Sie agieren in der Hauptsache, als seien sie Schüler, die eine Prüfung möglichst unauffällig und schnell hinter sich bringen wollen. Sie präsentieren ihre Texte nicht, sie lesen auch nicht interpretierend oder Verständnis weckend vor. Auf solche Lesungen kann ich verzichten. Ich werde auf keine Lesung mehr gehen.
Es ist für mich richtig mühsam zuzuhören. Und unerfreulich, kein Genuss, sondern unergiebige Anstrengung. Wie wäre es, wenn ich jetzt einfach gehe? Still und unauffällig? Leider geht das nicht, wenn man in der zweiten Reihe sitzt und nur 12 Zuhörer da sind. Eigentlich würde ich lieber wütend mit den Füßen stampfen oder sogar laut schreien. Wieso gibt es hier keine Kesselpauke, auf die man hauen könnte?

Den vorletzten Leser verstehe ich ein bisschen mehr, allerdings senkt er seine Stimme am Ende der Sätze. Er vergräbt sie jedes Mal in ausweglose Undeutlichkeit. Ich höre heraus, dass er viele Versatzstücke aus der vulgären, oft verkürzten Alltagssprache verwendet. Klingt das nicht so, als ob er sich verquält um jeden Preis anbiedern will an seine Leser/Hörer, im Trend sein will, anders sein will als es das Bildungspublikum erwartet? Auch nicht der nüchterne Berichterstatter will er sein, nicht der romantische Dichter, sondern der, der dem Volk aufs Maul geschaut hat. Der die Leute versteht. Auf meinem Informationsblatt lese ich, dass er seine Magisterarbeit über Hegel geschrieben hat. Er l(i)ebt wohl Gegensätze. Und er ist erfolgreich. Die drei Bücher vorne auf dem Büchertisch sind von ihm.

So gut es geht, höre ich zu und denke doch nebenbei ganz anderes. Meine Gedanken wandern zu Freunden, die gerade an der Nordsee Ferien machen mit ihrem kleinen Sohn. Wie schön sie es haben! Und ich sitze hier in diesem dämmrigen, schwülen, historischen Gemäuer und gebe mich der Trübsal hin. Ich denke auch, wie unbedeutend, unwichtig, wenig gekonnt das ist, was ich bisher geschrieben habe. Meine Texte kommen mir vor, als sei ich wie ein Maler, der nur mit einer blassgelben Farbe malt. Das Gute: Sie sind nicht hoffnungslos dunkel, aber ohne Konturen, ohne konträres Blau oder ein Rot, das aufhorchen lässt. Kein Mensch wird sich je daran erinnern. Wird man sich an diese 5 Autoren von heute Abend eher erinnern?

Ich schaue auf die Uhr. Es ist 15 Minuten nach 21 Uhr. Der letzte Leser, der, von dem ich denke, dass er Kopfweh hat, hat erst die Hälfte seines absonderlichen und abstoßenden Textes, einem Auszug aus einem Roman, vorgelesen. Die Menschen in seiner Handlung sind unansehnlich grau und unterscheiden sich nicht durch ihre Namen, sondern durch Nummern oder Maßeinheiten. 524 oder My. Nur ein amphibienähnliches Fabelwesen heißt Nipsy und ist bunt gemustert. Die Szenerie findet in Abfluss-Schächten statt. Ich bin froh, dass ich nicht alles verstehe. Wie ertragen das die anderen?
Endlich ist auch er fertig. Ich verlasse ohne aufzublicken den Saal  (nach gut 2 ½ Stunden) und eile nach Hause.

Die kleinen beißenden Fliegen sind unersättlich. Man kann sie kaum erkennen, nicht verjagen und ist ihnen hilflos ausgesetzt. Selbst meine Mückensalbe hilft nur wenig. Es wird eine unruhige Nacht werden. Die letzte Amsel hat ihr Lied beendet. Nun ist es still. Mit und ohne Hörgeräte.


Anmerkung von tulpenrot:

Empfohlen von:
niemand, michaelkoehn, Graeculus, Jorge, Hilde, wa Bash, franky, Dieter_Rotmund
Lieblingstext von:
michaelkoehn, Jorge, franky.

Ich danke euch!

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Kommentare zu diesem Text


 sandfarben (19.06.18)
nun, ich fand deinen Bericht recht interessant, wahrscheinlich ist er interessanter als es die Lesung war. Auch ich gebe mir Mühe bei den Lesungen, übe zu Hause Stimme und Text und hole mir eine/n Musiker/in dazu. Es ist schon seltsam, was einem so angeboten wird. Möglicherweise hofften die lesenden Autoren noch, dass sie Abnehmer für die Anthologie finden...
Am Ende deines Berichtes dachte ich noch, wie gut, wenn jemand nicht alles hören kann (muss).
lg christa

 tulpenrot meinte dazu am 19.06.18:
Liebe Christa, wenn sie die Anthologie oder eine der Literaturzeitschriften ausgelegt hätten, ich wäre gerne eine Abnehmerin gewesen. Aber dem war nicht so. An dem Buch des einen Verfassers hatte ich kein Interesse. Es war alles so lieblos, gedankenlos. Ich kann mir gut vorstellen, dass du deine Lesungen völlig anders gestaltest! Beim Lesen scheint es mir nach diesem Erlebnis wichtiger denn je, dass genügend Pausen zwischen den Texten sind. Und dass nicht zu viele Texte im Block gelesen werden. Gerade kurze Lyrik ist für die Zuhörer in seiner Kompaktheit eine Herausforderung. Es wird ja meist kein Gedanke schrittweise langsam entwickelt, sondern der Hörer wird urplötzlich mit einem Bilder-/Metaphernpaket konfrontiert, das er erst entschlüsseln muss. Und das braucht Zeit. Ein Musikstück kann helfen.
Danke für dein Mitdenken und viele Grüße
Angelika

 niemand (19.06.18)
Hallo, Angelika,
ich war noch nie auf einer Dichterlesung, aber Dein Text hat es geschafft mich zu fesseln, vom Anfang bis zum Ende und das soll was heißen, weil ich nicht so auf Prosa hier stehe. Dichterlesungen habe ich mir klischeehafter vorgestellt, irgendwie erhabener, edler, obwohl auch sehr, sehr von Eitelkeiten geprägt
Wie dem auch sei, diese Schilderung der verschiedenen Vorlese-Typen war sehr interessant, obwohl es für Dich wohl eher eine Tortour gewesen war. Nach dem Lesen hier, werde ich wohl auch nicht in die Versuchung kommen meine Anwesenheit auf einer Dichterlesung anzustreben. Macht nix, die lesenden Dichter kommen auch ohne mich aus
Mit lieben Grüßen, Irene

 tulpenrot antwortete darauf am 19.06.18:
Hallo Irene,
fein, dass du dich zum Lesen dieses Textes entschlossen hast und auch Gefallen daran hattest. Danke für deinen Kommentar und deinen Klick!
Ich habe zwar schon einige Lesungen erlebt, aber diese hier war mit Abstand die, die mir am wenigsten gefallen hat. Es war eine Qual. Aber nicht alle sind so. Meine Lesungen z.B. sind anders .
Manchmal tun sich bildende Künstler, Musiker und Autoren zusammen und gestalten gemeinsam einen Abend mit Kunst, Musik und Texten. denn manche Autoren sind zugleich auch Künstler oder Musiker. Solche Veranstaltungen fand ich immer sehr anregend.
Und dir würde das sicher auch gefallen! Schau dich mal um - vielleicht gibt es sowas bei euch auch?

Viele Grüße
Angelika
Graeculus (69)
(19.06.18)
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 tulpenrot schrieb daraufhin am 19.06.18:
Dieses historische Gebäude im Ort muss ja "bespielt" werden. Dazu gibt es ein reichhaltiges Programm das ganze Jahr über. Das ist der Hintergrund für diese Veranstaltung. Wie aber die Kontakte zu diesen Autoren entstanden sind, weiß ich nicht. Ich hatte ja auch einmal die Idee, hier etwas zu inszenieren, aber mir ist der Mut dazu abhanden gekommen, obwohl ich schon mehrmals Wohnzimmerlesungen mit etwa 10 Leuten und eine weitere im hiesigen Kunstmuseum veranstaltet hab mit über 20 Leuten, was ich damals erstaunlich fand, da ich erst zugezogen war und noch nicht sehr bekannt im Ort . Wie ich oben schon schrieb: Die Kombination mit anderen Kunstschaffenden finde ich immer unterhaltsamer als eine "Monokultur".
Du hast Recht mit deiner Beobachtung: Manche meinen wirklich, der eigene Name und die eigenen Texte seien so eindrucksvoll, dass man sich um die Art der Präsentation nicht zu kümmern braucht. Ich finde hingegen "das Auge isst mit" - ein guter Inhalt kann auch gut verpackt seine Wirkung voll entfalten. Danke jedenfalls für deine Gedanken dazu und den Klick!

 Jorge (19.06.18)
Liebe Angelika, eigentlich umgehe ich solchen langen Prosatexte.
Deinen habe ich mit Genuss gelesen. Obwohl ich schon einige Lesungen besserer Art erlebt habe, geht es mir ähnlich wie Irene.
Du hast hier einen Text eingebracht, der neugierig macht und der ein Erzähltalent unterstreicht, welches du kultivieren solltest.

Vielen Dank
Jorge

 tulpenrot äußerte darauf am 19.06.18:
Danke, Jorge, für diesen ermutigenden Kommentar und den Klick! Ich will ja gerne mehr schreiben, aberirgendwie ist da eine Klemme in mir, die nicht recht aufspringt. Die Lesung am vergangenen Sonntag aber war wieder "ein gefundenes Fressen" für mein Schreiberlingherz. Das ging ganz flott von der Hand!
Viele Grüße
Angelika

 Dieter_Rotmund (19.06.18)
Tipp: Mal mit dem korrekten Gebrauch von Geviert- und Halbgeviertstrichen vertraut machen. Das geht bei Dir wild durcheinander. Außerdem: "Tisch-Beine"?
Ansonsten gerne gelesen.

 tulpenrot ergänzte dazu am 19.06.18:
Nöö, das mit den Geviertstrichen mache ich gar nicht - das macht "das System", wie es ihm passt. Ich hab darauf keinen Einfluss. Falls der Text mal in den Druck gehen sollte, schick ich ihn dir zur Korrektur. Versprochen!
Die Tisch-Beine sind eine Verlegenheitslösung - der "Tisch" kam zu den schon dastehenden Beinen dazu - ich war zu faul, das Wort zusammenzuschreiben... Wenn du dann die Korrektur liest, kannst du das dann auch gleich ändern .. :-P
Aber fein, dass du dich nicht mit Grausen vom Text abgewendet hast! Danke!

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 19.06.18:
Hast Du eine nordkoreanische Tastatur, oder was?

Nichts für ungut, aber
das macht das System
ist die schlechteste Ausrede für halbegs sorgfältiges Arbeiten, die ich seit langem gehört habe!

 tulpenrot meinte dazu am 19.06.18:
nee, jetzt bin ich wirklich sauer - das ist NICHT WAHR!!! Weder Ausrede noch schlampiges Arbeiten. Bitte lösche diesen Kommentar!

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 19.06.18:
Faustregel: Geviertstrich ist der sog. Gedankenstrich, also mit Leerzeichen vorne und hinten. Der Bindestrich (Halbg.) hat keine Leerzeichen vorne und hinten. Es gibt noch typographische Unterschiede, aber fürs erste reicht das.

Leerzeichen machen (oder eben nicht) kannst Du doch, oder?

Kein Grund beleidigt zu sein. Haben höchstens die Geviertstriche, wenn Du sie weiter so böse behandelst ...

 tulpenrot meinte dazu am 19.06.18:
Und das ist dir an meinem Text nun das AllerAllerAllerAllerAllerwichtigste, sodass du dich zu beleidigenden Aussagen hinreißen lässt?
Zitat: " .. ist die schlechteste Ausrede für halbegs sorgfältiges Arbeiten, die ich seit langem gehört habe!"
Und ich dachte schon, dass du wenigstens mich von solchen Misstönen ausnimmst.

Ich schenk dir noch nicht einmal das fehlende "w"!!!

Wir hatten vor Jahren mal ein Abkommen - erinnerst du dich? Ich glaube, wir sollten das erneuern.....................................................

P.S. am 20.06.2018 um 5.20 Uhr
Und weil mich das nun doch gewurmt hat - ich habe nun noch einmal alle meine Strichlein kritisch betrachtet. Sie stimmen alle! Wo ein Bindestrich sein soll, lächelt mir ein Bindestrich entgegen, wo ein Gedankenstrich sein soll, prangt ein Gedankenstrich. Ausnahmen: am Ende der Absätze - aber auch dieser "Fehler" ist durchgängig durchgehalten und von daher keinesfalls schlampig!!!!
Die einzige Kritik, die ich gelten lassen würde, wäre die, dass man mir vorwerfen könnte, ich hätte zu viele Einschübe verwendet. Und der: Der Wechsel der Schauplätze meiner Betrachtungen sei undeutlich.

Antwort geändert am 20.06.2018 um 05:26 Uhr

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 20.06.18:
Erstmal Guten Morgen!

Sorry, dass ich so deutlich werde musste, aber das mit dem System war ja auch der Hammer!

Bist Du wirklich sicher, dass der Strich im Titel korrekt ist? Und was sollen die Striche an drei Stellen nach dem Absatz???

 tulpenrot meinte dazu am 20.06.18:
Guten Morgen D_R,
Du hast mir Schlampigkeit vorgeworfen. Und ich habe gezeigt, dass das nicht stimmt und dabei auch etwas über die Absätze gesagt!
Und die Überschrift? Könnte man ändern - will ich aber nicht.
Und warum es so ist, wie es ist, werde ich nun nicht mehr erklären. Und das "w" für dein "halbegs" behalte ich auch für mich.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 20.06.18:
Jetzt mal Butter bei die Fische, ganz ohne Emotionen, ich bin einfach neugierig: Haben die Striche nach drei der Absätze irgendeine Funktion? Und wenn ja, welche? Wieso gerade nach diesen drei und nicht die anderen? Ich will es einfach nur wissen, bitte!
Sorry, dass ich so bohre, es geht mir hier nur darum, das Handwerk zu verbessern...

 tulpenrot meinte dazu am 20.06.18:
Wessen Handwerk soll verbessert werden - deines oder meines?

Also gut, auf ein Neues. Da ich aufgrund meines jahrzehntelang ausgeübten Berufes viel mit begriffsstutzigen Schülern und Erwachsenen zu tun hatte, habe ich eine Eselsgeduld entwickelt. Und da ich oft und gerne auch meine eigenen Grenzen überwinde, bekommst du ausnahmsweise eine Antwort.

Kannst du erkennen, dass ich in dem Text beim Schreiben 3 verschiedene Standorte hatte? 2 davon haben unmittelbar mit dem Lesungsort zu tun, der dritte hat mit den beißenden Fliegen zu tun und befindet sich .... wo??? Richtig! Und dieser Standort, weil er sich von den beiden übrigen abhebt, ist durch die Gedankenstriche vom restlichen Text getrennt. Ich könnte diese Teile allerdings auch kursiv schreiben - mach ich in einer späteren Überarbeitung sicher noch, damit du ENDLICH aufhörst zu nerven.

Warum nur hast du dich bei deinen Kommentaren generell (nicht nur bei mir) immer auf solche Nebensächlichkeiten konzentriert? Kannst du denn sonst nichts zu den Texten sagen? Oder wenigstens einfach nur wortlos Sternchen verteilen, wenn dir was gefallen hat?

Jetzt bitte ich um mindestens 1 Sternchen von dir, weil ich so nett bin!!

P.S. So, das hast du nun davon - fast alle Striche sind wech!!! Auch das Tischbein ist beraubt worden.

Antwort geändert am 20.06.2018 um 11:25 Uhr

P.S. um 11.26 Uhr
Das Sternchen von dir ist aber da - Danke!

Antwort geändert am 20.06.2018 um 11:27 Uhr

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 20.06.18:
(Sternchen gegeben)

Ich halte das nicht für nebensächlich. Und natürlich habe ich dabei was über den Text gesagt, über dessen Form. Es ist sehr wichtig, sich zunächst mit der Form auseinander zu setzen. Alles anderen kann später kommen.
Tatsächlich finde ich "Autorenlesung" gut genug strukturiert, dass Du überhaupt keine Extra-Zeichen hättest machen müssen, um da mehr Trennschärfe zu erzeugen. Mich hat das mit den Strichen ja offensichtlich eher irritiert, anderen geht es bestimmt ebenfalls so (die haben aber nicht die Courage, so lange nach Antworten zu bohren).

Jedenfalls Danke für die Erklärung!
Hilde (62)
(19.06.18)
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 tulpenrot meinte dazu am 19.06.18:
Liebe Hilde,

Danke für deinen so reichhaltigen Kommentar und deine Empfehlung.

Du musst keine Sorge haben - dieser Text ist komplett autobiografisch. Das ist natürlich nicht immer der Fall bei meinen Texten, aber diesmal bin ich auch das LyrIch!

Die besagte Lesung fand am vergangenen Sonntag statt, also vorgestern, und ich saß da mit dem Notizbüchlein, das ich für solche Fälle immer dabei habe, erst im Saal, dann auf dem Dorfplatz und später auf meiner Terrasse mit dem Laptop, wo mich die Viecher bissen. Gestern und heute morgen habe ich den Text dann fertig gestellt und nun ist er öffentlich lesbar hier bei kv.

In meinem früheren Wohnort hatte ich Anschluss an eine Literaturwerkstatt. Und ich dachte, dass ich so etwas hier auch finden würde - aber bisher ohne Erfolg. Wir haben damals als Gruppe mehrfach Lesungen veranstaltet - u.a. mit Musik. Ich habe im Laufe der letzten 10 Jahre mit verschiedenen Autoren, Künstlern und Musikern zusammen Lesungen veranstaltet. Oder ich war Zuhörende bei Lesungen in Buchhandlungen oder im Kunstmuseum. Aber ein Poetryslam war bisher noch nicht dabei. Dabei gibt so etwas hier in der Nähe auch - hab es
aber irgendwie bisher verschwitzt. Durch deine Anmerkung habe ich das Gefühl, ich sollte mal hingehen.

Die Idee, die Texte von jemand anderem als dem Autor lesen zu lassen, hat sicher ihren Reiz. Im Falle des zweiten Autors mit seinem rhythmischen Text wäre das sicher schief gelaufen, denke ich. Im Falle des dritten Leise-Lesers wäre ihm und den Zuhörern wohl geholfen. Ich weiß, dass meine Texte in meiner Abwesenheit von Fremden gelesen wurden. Das fand ich richtig nett, weiß aber nicht, wie das wirkte. Es wäre jedenfalls mal interessant, das in meinem Beisein zu wiederholen.

Deine psychologische Deutung meines Textes - und damit meiner Befindlichkeit - macht mich nachdenklich.
1. Wirkt der Text so, dass man dahinter ein hilflos suchendes Wesen vermutet, das andere braucht, um aus seiner Dunkelheit zu finden? (Zitat: "... Erleuchtung durch andere: macht mich hell. Lasst mich zu euch finden...")
Das Gegenteil ist der Fall: Die anderen wirken doch viel eher dunkel und durch ihre Unnahbarkeit sind sie gewiss nicht dazu in der Lage, diesen Wunsch zu erfüllen.

2. Im Gegensatz dazu steht meiner Ansicht nach die Aussage "... ein Lyrisches Ich also, das sein Selbst in den Vordergrund stellt ..." Das passt irgendwie nicht zu deinem ersten Satz. Ich behaupte wieder, dass der Text das nicht hergibt. Das LyrIch sitzt in der zweiten Reihe, es bewegt sich in der Pause abseits und geht nach der Veranstaltung schnell nach Hause.

3. Zitat: "Eigentlich wollte ich auch gar nichts hören. Ich wollte nur gerettet werden aus meinem eigenen Dunkel heraus." Gerettet wollte ich nicht werden, ich wollte Kontakt suchen zu anderen Schreiberlingen aus diesem Dorf. Dass sie aber gar nicht von hier waren, sondern aus der nahen Universitätsstadt kamen, und auch eine in sich geschlossene Gruppe waren, konnte ich vorher nicht wissen. Das Nichthörenkönnen ist zwar zum Teil von mir verschuldet, aber auch ein Manko der Vortragenden gewesen. Ich saß weit genug vorne, um "eigentlich" ausreichend gut verstehen zu können. Ich wurde allerdings dann bockig (wenn ihr schon nicht gut lesen könnt, will ich auch nicht zuhören) und hab mich stattdessen mit meinen Notizen beschäftigt.

4. Zitat: "... die Szenerie eigenen ereignislosen dunklen Lebens, das grad so ohne "Bewegung" sich darstellt...." Wie du von den beißenden Fliegen auf ein ereignisloses Leben kommst, will sich mir nicht erschließen. Ich lebe jedenfalls so, dass auch Winzigkeiten wahr genommen werden. Ich fotografiere auch gerne "ereignisarme" Motive - die dann plötzlich in der Nahaufnahme ihren Charme entwickeln.

Die einzige "dunkle" Stelle in meinem Text ist diese.

Zitat: "Ich denke auch, wie unbedeutend, unwichtig, wenig gekonnt das ist, was ich bisher geschrieben habe. Meine Texte kommen mir vor, als sei ich wie ein Maler, der nur mit einer blassgelben Farbe malt. Das Gute: Sie sind nicht hoffnungslos dunkel, aber ohne Konturen, ohne konträres Blau oder ein Rot, das aufhorchen lässt. Kein Mensch wird sich je daran erinnern. Wird man sich an diese 5 Autoren von heute Abend eher erinnern?"
Ich dachte dabei daran, dass es diese Autoren zu etwas gebracht haben, auch wenn ich im Moment nicht in der Lage bin, das richtig zu würdigen, weil ich mich ungeschickterweise selbst davon abgeschnitten hab - im Vergleich dazu bin ich ja nur "blassgelb". Aber keineswegs dunkel!

5.Zitat: "...das Lyrische Ich selbst lockerer, gelassener (und nicht aus dieser Enge des Allein-Seins heraus) nach dem Motto: Ich schau mir das mal an, lasse es auf mich wirken, es kann gut, schlecht, mittelmäßig werden - ich setz mich einfach mal dazu - in die Lesung gegangen, wäre hier ein völlig anderer Text zu lesen. "
Es wäre sicher interessant, wenn du neben mir gesessen hättest oder in der letzten Reihe und auch einen Text dazu geschrieben hättest. Doch für mich wäre es interessanter gewesen, wenn ich die Autoren besser verstanden hätte, oder wenn ich die Möglichkeit hätte, ihre Texte irgendwo nachzulesen. Sicher hätte der eine oder andere mich schwer beeindruckt. Die Texte des ersten Vorlesers fand ich ja auch richtig gut, sie konnte ich ja noch verstehen - für seine schlampige Erscheinung kann ich aber nichts. Das hat nichts mit meiner von dir beobachteten Dunkelheit oder mit meiner von dir konstatierten Verkrampftheit zu tun.
Das Vergessen meiner Hörgeräte hat in meinen Augen übrigens einen selbstironischen Zug.

Einen eitlen Eindruck machten die Lesenden übrigens nicht - okay, vielleicht mit einer Ausnahme. Aber sie waren von ihren Texten überzeugt. Dagegen ist aber nichts einzuwenden.

So jetzt habe ich den Oberkardinalfehler aller Fehler gemacht und meinen Text weitgehend interpretiert. Macht nichts. Das kommt davon, wenn man seine Hörgeräte vergisst

Deswegen mache ich jetzt eine Pause - und hoffe, dass das System hier stabil geblieben ist während meines Schreibens und alles wohlbehalten bei dir ankommt.

Viele Grüße
Angelika

P.S.
21.27 Uhr
Während ich deinen ersten Kommentar so ausführlich beantwortete, hast du ihn gelöscht. Das ist ziemlich ärgerlich, denn nun hängen meine Antworten blöd in der Luft.

Antwort geändert am 19.06.2018 um 21:31 Uhr
Hilde (62) meinte dazu am 19.06.18:
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 tulpenrot meinte dazu am 19.06.18:
Jetzt lassen wir das mal alles ruhen, wie es ist. Vielleicht erhellt sich anderen Lesern, die vielleicht ähnliches wie du beobachtet haben, mein Text durch meinen Kommentar.
Hilde (62) meinte dazu am 19.06.18:
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