Grund genug
Gedicht zum Thema Abgrund
von Isaban
Kommentare zu diesem Text
Gründe, am Abend etwas tiefer in die Flasche zu schauen, gibt es sicher genug. Da kann man, wenn man den Feier-Abend etwas zu wörtlich nimmt, schnell auf dem Boden landen.
„Feierabend flicht / Blau in müde Augen“: Hier lässt die konjugierte Form des Verbs flechten natürlich die tägliche Pflicht anklingen, die zur Erschöpfung führt. Das abendliche Blau führt zum Blau sein und lässt die „Augen“ ausdruckslos (reimlos) werden.
„in die Kehle sticht / Bild um Bild und Licht / bricht“: Die Bilder schmerzen, sind wie ein an die Kehle gehaltenes Messer. Haufenweise spitze –icht-Reim-Stiche. Auch das Licht bricht, im Glas der Flasche. Und führt dazu, dass man die Außenwelt nur noch gebrochen wahrnehmen kann.
„bricht die Lippen saugen / wie an Mutters Brust ver- / schwimmen Tag und Frust“: Je mehr man trinkt, desto mehr verschwimmt alles, in diesem Fall auch die Zeilen. Die Passagen „die Lippen saugen wie an Mutters Brust“ und „wie an Mutters Brust verschwimmen Tag und Frust“ laufen ineinander, und das am Flaschenrand hängengebliebene „ver-„ lässt auch den Brust-Frust-Reim unkenntlich werden. Die Flasche wird zur Mutterbrust, die den Säugling jederzeit beruhigen konnte.
„wenn die Alltagssicht / im Flaschengrund erlischt“: Die Sorgen und Nöte werden ersoffen, der Alkohol verschafft eine leichtere Sicht auf die Dinge. Dass das keine tragfähige Lösung ist, zeigt der letzte Vers, wo das –icht zum –ischt wird. Das war wohl ein klitzekleines „s“-Schlückchen zu viel des Guten. Wer seinen Brand auf diese Weise löscht, sollte vielleicht doch besser einen Feuerlöscher parat haben.
Grund genug für mich für eine Empfehlung. LG Irma
„Feierabend flicht / Blau in müde Augen“: Hier lässt die konjugierte Form des Verbs flechten natürlich die tägliche Pflicht anklingen, die zur Erschöpfung führt. Das abendliche Blau führt zum Blau sein und lässt die „Augen“ ausdruckslos (reimlos) werden.
„in die Kehle sticht / Bild um Bild und Licht / bricht“: Die Bilder schmerzen, sind wie ein an die Kehle gehaltenes Messer. Haufenweise spitze –icht-Reim-Stiche. Auch das Licht bricht, im Glas der Flasche. Und führt dazu, dass man die Außenwelt nur noch gebrochen wahrnehmen kann.
„bricht die Lippen saugen / wie an Mutters Brust ver- / schwimmen Tag und Frust“: Je mehr man trinkt, desto mehr verschwimmt alles, in diesem Fall auch die Zeilen. Die Passagen „die Lippen saugen wie an Mutters Brust“ und „wie an Mutters Brust verschwimmen Tag und Frust“ laufen ineinander, und das am Flaschenrand hängengebliebene „ver-„ lässt auch den Brust-Frust-Reim unkenntlich werden. Die Flasche wird zur Mutterbrust, die den Säugling jederzeit beruhigen konnte.
„wenn die Alltagssicht / im Flaschengrund erlischt“: Die Sorgen und Nöte werden ersoffen, der Alkohol verschafft eine leichtere Sicht auf die Dinge. Dass das keine tragfähige Lösung ist, zeigt der letzte Vers, wo das –icht zum –ischt wird. Das war wohl ein klitzekleines „s“-Schlückchen zu viel des Guten. Wer seinen Brand auf diese Weise löscht, sollte vielleicht doch besser einen Feuerlöscher parat haben.
Grund genug für mich für eine Empfehlung. LG Irma
Kommentar geändert am 06.12.2018 um 13:18 Uhr
Was für eine grandiose Interpretation, liebes Irmchen - ich bin hin und weg!
Hab tausend Dank - und verzeih, dass ich so spärlich antworte, du hast mich mal wieder sprachlos gemacht (und ich hab leider erst am WE mal ein bisschen mehr Zeit, mich Kommentaren und den Rekomms zu widmen, der Kurz-vor-Weihnachtsstress hat mich arbeitstechnisch voll im Griff).
Herzliche Grüße
Sabine
Hab tausend Dank - und verzeih, dass ich so spärlich antworte, du hast mich mal wieder sprachlos gemacht (und ich hab leider erst am WE mal ein bisschen mehr Zeit, mich Kommentaren und den Rekomms zu widmen, der Kurz-vor-Weihnachtsstress hat mich arbeitstechnisch voll im Griff).
Herzliche Grüße
Sabine