Der Wert einer Kathedrale
Aphorismus zum Thema Religion
von eiskimo
Kommentare zu diesem Text
Ja.
Notre Dame war schon lange kein Zufluchtsort mehr, sondern Touristenhighlight. Sollen sie ruhig alle abbrennen!
Notre Dame war schon lange kein Zufluchtsort mehr, sondern Touristenhighlight. Sollen sie ruhig alle abbrennen!
Neiiiin, Lo, das geht nicht, denk doch mal an die Erderwärmung!!!!! Hatten die eigentlich keine von diesen EU-verordneten Rauchmeldern in diesem Symbol europäischer Kultur? Oder war es ein Fingerzeig Gottes an die Gelbwesten: Wenn ihr weiter protestiert, plumpst noch der Eiffelturm!!!!
Aber Spaß beiseite, ein Meisterwerk der gotischen Architektur ist da beschädigt und das ist schon schade. LG Gina
Aber Spaß beiseite, ein Meisterwerk der gotischen Architektur ist da beschädigt und das ist schon schade. LG Gina
@LotharAtzert /sollen sie ruhig alle abbrennen
In einem Land, wo schon mal die Synagogen brannten, würde ich eine derartige Äußerung nicht machen.Ich kann mich da nur kopfschüttelnd distanzieren
In einem Land, wo schon mal die Synagogen brannten, würde ich eine derartige Äußerung nicht machen.Ich kann mich da nur kopfschüttelnd distanzieren
Schmarren! - siehe meinen Kommentar bei Malik.
Maliks Beitrag finde ich absolut lesenswert - Deinen Kommentar habe ich zur Kenntnis genommen - was er mit Notre Dame und Deiner unseligen Bemerkung zu tun haben soll - ????
Cora (29) ergänzte dazu am 17.04.19:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Es sind nur Steine. Und wenn nun gerade die "Großspender" ihr Geld dem Wiederaufbau zukommen lassen, anstatt z.B. Lobbyisten in ihrem Sinne zu finanzieren, erwächst aus dem Schaden sogar noch was Gutes. (Obwohl ich ja befürchte, dass die "Großspender" groß genug sind für beides. Die Hoffnung stirbt zuletzt.)
Die Synagogen waren auch nur Steine....oder?
Cora (29) meinte dazu am 18.04.19:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
@ eiskimo:
Ja. Die Synagogen waren auch nur Steine. Aber die Brandstifter waren Brandstifter. Das ist dann doch etwas ganz anderes als ein Bauunfall.
@ cora: Im Prinzip ja. Allerdings sind solche Bauten das Werk unterschiedlicher Baumeister und Konzepte, deren Stile sich sogar bekämpft haben. Was bei den oft jahrhundertelangen Bauzeiten nicht überraschen sollte. Und die Finanzen haben auch im Mittelalter eine Rolle gespielt.
Des weiteren ist - als Beispiel - gerade das, was wir lange als ein typisches Merkmal gotischer Kathedralen betrachten, das äußerer Strebewerk, kein ursprünglicher Bestandteil der gotischen Baukunst, sondern eine reine, später hinzugefügte Notwendigkeit. Man bemerkte schon im MA, dass die Mauern das Gewicht der Dachstühle nicht tragen konnten. Die Räume drängten im oberen Bereich nach Außen. Um den Einsturz zu verhindern, baute man das äußere Strebewerk an. In vielen Fällen wurde es in späteren Zeiten noch verändert, weil die ursprüngliche Form nicht ausreichte, um den Druck abzuleiten. Mit anderen Worten: Dahinter steckt "nur" Bauphysik.
Was will ich sagen?
Bis wann sind Veränderungen an solchen Bauten noch Original und wann beginnt die Kopie? 1492? 1618? 1776? 1914? Der Brand hat die Bausubstanz des Gebäudes nicht vernichtet. Also kann es wieder aufgebaut werden. Und das wiederaufbauen bzw. weiterbauen ist ein Charakteristika solcher Bauwerke, über Jahrhunderte. Es handelt sich eben NICHT um das Werk eines Künstlers wie z.B. eines Malers, bei dem die Gefahr besteht, dass es durch die Restauration entscheidend verändert wird. Die Veränderung ist Bestandteil solcher Großbauten. Darum wird z.B. die Dombauhütte in Köln niemals fertig werden. Es ist eben eine Aufgabe, eben weil es nur Steine sind.
Ja. Die Synagogen waren auch nur Steine. Aber die Brandstifter waren Brandstifter. Das ist dann doch etwas ganz anderes als ein Bauunfall.
@ cora: Im Prinzip ja. Allerdings sind solche Bauten das Werk unterschiedlicher Baumeister und Konzepte, deren Stile sich sogar bekämpft haben. Was bei den oft jahrhundertelangen Bauzeiten nicht überraschen sollte. Und die Finanzen haben auch im Mittelalter eine Rolle gespielt.
Des weiteren ist - als Beispiel - gerade das, was wir lange als ein typisches Merkmal gotischer Kathedralen betrachten, das äußerer Strebewerk, kein ursprünglicher Bestandteil der gotischen Baukunst, sondern eine reine, später hinzugefügte Notwendigkeit. Man bemerkte schon im MA, dass die Mauern das Gewicht der Dachstühle nicht tragen konnten. Die Räume drängten im oberen Bereich nach Außen. Um den Einsturz zu verhindern, baute man das äußere Strebewerk an. In vielen Fällen wurde es in späteren Zeiten noch verändert, weil die ursprüngliche Form nicht ausreichte, um den Druck abzuleiten. Mit anderen Worten: Dahinter steckt "nur" Bauphysik.
Was will ich sagen?
Bis wann sind Veränderungen an solchen Bauten noch Original und wann beginnt die Kopie? 1492? 1618? 1776? 1914? Der Brand hat die Bausubstanz des Gebäudes nicht vernichtet. Also kann es wieder aufgebaut werden. Und das wiederaufbauen bzw. weiterbauen ist ein Charakteristika solcher Bauwerke, über Jahrhunderte. Es handelt sich eben NICHT um das Werk eines Künstlers wie z.B. eines Malers, bei dem die Gefahr besteht, dass es durch die Restauration entscheidend verändert wird. Die Veränderung ist Bestandteil solcher Großbauten. Darum wird z.B. die Dombauhütte in Köln niemals fertig werden. Es ist eben eine Aufgabe, eben weil es nur Steine sind.
Cora (29) meinte dazu am 18.04.19:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Lies mal hier nach. Du wirst festsetllen, dass das gänzlich Zerstörte aus dem 19.Jhd.(sic!) stammt.
Und ich verweise noch einmal auf das Strebewerk. Schon das wurde später (ca. 20-40 Jahre) hinzugefügt. Diese Übereinstimmung wurde also schon gegen 1200 zerstört?
Und ich verweise noch einmal auf das Strebewerk. Schon das wurde später (ca. 20-40 Jahre) hinzugefügt.
(...)dass innere Struktur und äußere Optik nur bei Originalen in Übereinstimmung sind.
Antwort geändert am 18.04.2019 um 12:14 Uhr
Cora (29) meinte dazu am 18.04.19:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Ich habe nie gesagt, dass alles ersetzbar ist.
Du beurteilst hingegen alles nach einem modernen Zeitbegriff. Dieser ist für Notre Dame jedoch unangebracht, weil die mittelalterliche Vorstellung von Zeit für das Konzept von gotischen Kirchen unerlässlich ist.
Eine gotische Kirche ähnelt einem lebenden Organismus. Auch wenn sie als vollendet gilt, wird an ihr ständig herumgebaut, verändert, repariert oder es werden Dinge ergänzt, die in alten Plänen - die nicht zwangsläufig die "Urspringspläne sein müssen - vorgesehen waren, aber nie realisiert wurden.. Und gerade für Brände waren und sind gotische Kirchen immer sehr anfällig gewesen.
Auf der anderen Seite wurden auch zweifelhafte Dinge gerettet, z.B. die Dornenkrone, die Jesus während der Kreuzigung tragen musste. Nun ja...
Der Verlust von Einzelkunstwerken ist sehr bedauerlich - ich weiß nicht, welches Kunstwerk aus Notre Dame dein Bild zeigen soll -, doch sicherlich ist die Rettung des Gesamtbaus sehr viel höher einzuschätzen als der Verlust einzelner Gegenstände/Kunstwerke.
Und das sage ich, gerade weil ich Historiker bin. Unserer Kultur schöpft aus dem Ganzen. Dies sollte im Mittelpunkt stehen. Das Gegenteil davon erleben wir seit einigen Jahren auf dem Kunstmarkt. Die schwindelerregende Preisspirale ist Zeichen für eine Fetischisierung und zunehmende Betrachtung von Kunst als Finanzobjekt. Das führt zu einer Banalisierung der europäischen Kultur. Demjenigen, der ein Kunstwerk für 13 Millionen € gekauft hat, zollen wir unsere Anerkennung. Der, der es versteht (bzw. sich darum bemüht), ist ein armer Tor.
Und darum freue ich mich, dass die Kathedrale gerettet wurde. Auch auf die Gefahr hin zynisch zu klingen: Durch das Feuer wurde ein Stück europäischer Kultur wieder in den Mittelpunkt gerückt. Wahrscheinlich werden die meisten es als eine Meldung sehen und morgen sich wieder für DSDS interessieren. Doch viele werden innehalten. Viele werden sich mit der Geschichte und Architektur der gotischen Kathedralen beschäftigen. Manche werden es wohl auch als Anregung nutzen, um z.B. den Kölner Dom oder das Ulmer Münster mal wieder zu besuchen/betrachen. Wie gesagt: Das mag zynisch klingen, aber Menschen brauchen einen Aufhänger. Das mag man bedauern, doch so ist es.
Und zu guter Letzt: Die anstehenden Reparaturen an Notre Dame sind auch eine Chance. Wenn man nicht tief in der Materie steckt, werden wir hier in Deutschland wahrscheinlich nicht viel davon mitbekommen, aber es ist mit Sicherheit davon auszugehen, dass es es während der Bauarbeiten zur Beseitigung der Schäden zu vielfältigen Diskussionen über das "Wie" kommt. Auch das muss nicht das Schlechteste sein.
Du beurteilst hingegen alles nach einem modernen Zeitbegriff. Dieser ist für Notre Dame jedoch unangebracht, weil die mittelalterliche Vorstellung von Zeit für das Konzept von gotischen Kirchen unerlässlich ist.
Eine gotische Kirche ähnelt einem lebenden Organismus. Auch wenn sie als vollendet gilt, wird an ihr ständig herumgebaut, verändert, repariert oder es werden Dinge ergänzt, die in alten Plänen - die nicht zwangsläufig die "Urspringspläne sein müssen - vorgesehen waren, aber nie realisiert wurden.. Und gerade für Brände waren und sind gotische Kirchen immer sehr anfällig gewesen.
Auf der anderen Seite wurden auch zweifelhafte Dinge gerettet, z.B. die Dornenkrone, die Jesus während der Kreuzigung tragen musste. Nun ja...
Der Verlust von Einzelkunstwerken ist sehr bedauerlich - ich weiß nicht, welches Kunstwerk aus Notre Dame dein Bild zeigen soll -, doch sicherlich ist die Rettung des Gesamtbaus sehr viel höher einzuschätzen als der Verlust einzelner Gegenstände/Kunstwerke.
Und das sage ich, gerade weil ich Historiker bin. Unserer Kultur schöpft aus dem Ganzen. Dies sollte im Mittelpunkt stehen. Das Gegenteil davon erleben wir seit einigen Jahren auf dem Kunstmarkt. Die schwindelerregende Preisspirale ist Zeichen für eine Fetischisierung und zunehmende Betrachtung von Kunst als Finanzobjekt. Das führt zu einer Banalisierung der europäischen Kultur. Demjenigen, der ein Kunstwerk für 13 Millionen € gekauft hat, zollen wir unsere Anerkennung. Der, der es versteht (bzw. sich darum bemüht), ist ein armer Tor.
Und darum freue ich mich, dass die Kathedrale gerettet wurde. Auch auf die Gefahr hin zynisch zu klingen: Durch das Feuer wurde ein Stück europäischer Kultur wieder in den Mittelpunkt gerückt. Wahrscheinlich werden die meisten es als eine Meldung sehen und morgen sich wieder für DSDS interessieren. Doch viele werden innehalten. Viele werden sich mit der Geschichte und Architektur der gotischen Kathedralen beschäftigen. Manche werden es wohl auch als Anregung nutzen, um z.B. den Kölner Dom oder das Ulmer Münster mal wieder zu besuchen/betrachen. Wie gesagt: Das mag zynisch klingen, aber Menschen brauchen einen Aufhänger. Das mag man bedauern, doch so ist es.
Und zu guter Letzt: Die anstehenden Reparaturen an Notre Dame sind auch eine Chance. Wenn man nicht tief in der Materie steckt, werden wir hier in Deutschland wahrscheinlich nicht viel davon mitbekommen, aber es ist mit Sicherheit davon auszugehen, dass es es während der Bauarbeiten zur Beseitigung der Schäden zu vielfältigen Diskussionen über das "Wie" kommt. Auch das muss nicht das Schlechteste sein.
Cora (29) meinte dazu am 18.04.19:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.