Heilige und Fußballerinas

Erörterung zum Thema Religion

von  eiskimo

Zu Großmutters Zeiten – oder war es Urgroßmutter? - da gab es in den Gebetbüchern bunte Sammelbildchen mit dem Heiligen Georg, mit Antonius von Padua oder Franz von Assisi. Und deren Köpfe erstrahlten, zartgelb illuminiert, unter einem kräftigen Heiligenschein. Großmutter – oder war es Urgroßmutter? konnte dann in der Sonntagsmesse während der langen Predigt die Antlitze dieser frommen Idole studieren – Vorbilder gleichsam greifbar.
Heute gibt es immer noch Sammelbildchen, auch mit Vorbild-Charakter, aber nicht fürs Kinder-Gebetbuch und den Gottesdienst, sondern das Panini-Sammelalbum, das zu Europa- oder Weltmeisterschaften in keinem Schulranzen fehlen darf.  Waren bei (Ur-) Großmutter die Büchlein noch sehr textlastig, geht es bei Panini nur noch um die Köpfe, die da in eine Art Heiligen-Galerie einsortiert werden müssen, schön nach Mannschaften getrennt.
Frei von irgendwelchen Katechismus-Botschaften oder kirchlicher Propaganda wirken unsere Fußballer dort allein durch … ihr Antlitz. Und was für Antlitze!
Hatten (Ur-) Omas Vorbilder zur manipulativen Verstärkung den Heiligenschein, können sich unsere Fußball-Idole – nicht etwa durch ihre Füße, die kennt kein Schwein – nein, nur durch ihre Haartracht auszeichnen.! Das wichtigste Markenzeichen unserer Fußballer, das sind heute ihre Frisuren. (Ur-)Omas Heilige hatten als Bühne nur die Dorfkirche, die modernen Stil-Ikonen dagegen haben Sky. Sky in HD! Und sie präsentieren sich auf Instagram oder Facebook, professionell aufgestellt!  Erfolg:  Millionen (jugendlicher) Fans halten jeden Millimeter Bürstenhaar andächtig fest.
Was wären die Pauli-Anhänger ohne einen Alex-Meier-Fußballgott und seinem kecken Zopf?  Oder was wären die Fans des BVB ohne Wuschelkopf Axel Witsel?  Mesut Özil hat zuletzt fußballerisch nicht mehr viel geboten – sein markanter Haarschnitt wird dies vergessen machen! Und was bleibt von der WM in Russland? Tolle Kroaten, die noch tollere Frisuren aufboten: Ivan Perisic hatte sich das kroatische Wappen in die Haare rasieren lassen. So geht Katechismus heute!
Ja, (Ur-)Omas Zeiten sind vorbei. Damals wurde nach der Seele geforscht, dem guten Herzen, den inneren Werten. Heute fragt kaum einer mehr, was in den Jungens steckt, was da in ihren Köpfen schlummert. Nein, man reduziert sie auf ihr Styling,  ihren Look. Wenn überhaupt, steckt da die (frohe) Botschaft.


Anmerkung von eiskimo:

Ich vergaß Ribéry und das Goldene Kalb (-steak) ...

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Kommentare zu diesem Text


 princess (17.02.19)
Hallo eiskimo,

also sehen die Helden heute ungefähr so aus wie die porträtierten Jungs auf den  König Fußball Sammelbildern der Union Cigarettenfabrik Dresden von 1938? Ich habe mich schon immer gewundert, was Oma da so sammelte.

LG p.

 eiskimo meinte dazu am 17.02.19:
Bohh, hast Du die? Ich tausche...
lG
Eiskimo
Trainee (71) antwortete darauf am 18.02.19:
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Trainee (71)
(18.02.19)
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 eiskimo schrieb daraufhin am 18.02.19:
Sportler stimmt, gut aussehend stimmt .. und der Rest fühlt sich an wie 25. Dankesbriefe aus aller Welt beweisen das. Mein Handballer-Paninibild sowieso.
Jetzt geht es gut gelaunt in den Tag!
Hau rein
Eiskimo

 Didi.Costaire (18.02.19)
Ja, das ist schon eine eitle Fußballer-Generation mit viel zu viel Geld für unsinnige Dinge. Gut herausgearbeitet. Ein zweiter Teil über die ganzen Bilder auf der Haut könnte sich noch anschließen.
Erwartungsvolle Grüße, Dirk

 eiskimo äußerte darauf am 18.02.19:
Ja, an die Tattoos habe ich auch schon gedacht. Das ist ja sozusagen die zweite Werbefläche. Könnte etwas verwirrend werden, wenn ich an so manche "Irokesen" denke....
Ich sammele aber schon mal
ciao
Eiskimo

 LotharAtzert ergänzte dazu am 07.03.19:
Ob Rebic oder Jovic oder Haller - is egal! - heute abend zeigen wir der Welt, wie in Frankfurt Fußball gespielt wird, Europa, yeah!!
Oder Rohde, oder oder … tröööt ...
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