Nachts, wenn Tiere kommen

Kurzprosa zum Thema Betrachtung

von  Moja

Mein Blick fiel durch das offene Fenster, zum Glück war ich nicht zu müde und die Straßenbeleuchtung war hell genug, als ich bemerkte, wie plötzlich aus der scheinbaren Leere der Straße und Dunkelheit der Nacht ein Fuchs auf der Fahrbahn trottete und sich einem parkenden Auto näherte. Es entstand eine vollkommene Stille. Für einen Moment spürte ich eine kurze Verunsicherung meiner Wahrnehmung, aber es war deutlich erkennbar ein Fuchs. Dann ging alles ganz schnell. Der Fuchs verschwand unter dem Auto, tauchte am Heck wieder auf, kletterte auf das Dach, lief darüber, sprang von der Motorhaube und lief unter das nächste parkende Auto. Er geriet dabei aus meinem Blickfeld. Ich stand noch immer am Fenster, als wenige Minuten später ein Mann aus einem Gartentor trat, in das Auto stieg und fortfuhr. Und ich fragte mich, ob etwas vom Gang des Fuchses noch auf der Oberfläche des Autos vorhanden war, ob sein Körper Spuren hinterlassen hatte, die aufzufinden theoretisch möglich wären, und ob sich in diesen Spuren Übereinstimmung mit anderen Spuren finden ließen. Noch heute spüre ich, wenn ich die Augen schließe, das Erstaunen, das ich empfand, als ich den Fuchs aufrecht auf dem Autodach stehen sah, und wie er sich dann irgendwo in der Dunkelheit der Straße verlor und der Mann nichtsahnend vom vorangegangenem Geschehen abfuhr mit den Fuchsspuren, die  sicher nicht die einzigen Spuren bleiben werden.

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Kommentare zu diesem Text


 FrankReich (27.05.19)
Der Fuchs ist m. E. nach ein besonderes Tier. Auch er dürfte vom Wolf abstammen, hat damit aber so wenig gemein wie ein Biber mit einem Igel, und doch ...

Ciao, Ralf

 Moja meinte dazu am 27.05.19:
Dank für den geistreichen Beitrag! Gruß, Moja

 EkkehartMittelberg (27.05.19)
Liebe Moja,
die Fuchsspuren sind sicher vorhanden. Aber ich kann sie nicht lesen.
LG
Ekki

 Moja antwortete darauf am 27.05.19:
Lieber Ekki,
auch ich kann keine Spuren lesen, allein die Vorstellung, dass sie überall sind, Schichten auf Schichten in Zeit und Raum, macht mich nachdenklich, so ging es mir kürzlich am Fenster beim Zuschauen - einmal war ich dabei, als sie entstanden.

Liebe Grüße, Moja

 Dieter_Rotmund (27.05.19)
Das hst so einen etwas unangenehmen Stubenhocker-guckt-aus-Versehen-aus-dem-Fenster-und-beobachtet-tatsächlich-was-Touch, aber rein handwerklich gut gemacht, finde ich.
Empfehlung: Den Ich-Erzähler auflösen, stattdessen zum echten Erzähler werden.

 Moja schrieb daraufhin am 27.05.19:
Wie kann ich das praktisch umsetzen? Kannst Du das kurz erläutern? Ich würde es versuchen. Danke und Grüße, Moja

 Dieter_Rotmund äußerte darauf am 30.05.19:
Praktische Umsetzung: Weg vom Ich-Erzähler, Struktur vorher überlegen (Expose schreiben), innere Konflikte der Protagonisten aufbauen und überhaupt viel Distanz aufbauen zu den Protagonisten, schlussendlich: An die Leser denken!

 Moja ergänzte dazu am 30.05.19:
Ja, an die Leser denken! - und Distanz, danke dafür! Grüße, Moja
Sätzer (77)
(27.05.19)
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 GastIltis meinte dazu am 27.05.19:
Pfoten oder Photon?

 Moja meinte dazu am 27.05.19:
Eine sehr praktische Lebenseinstellung! Stell Dir vor, die Tiere "gehen" ins Internet und mailen uns mal ihre Meinung...
Besten Dank, Grüße in den Abend! Moja

 AchterZwerg (28.05.19)
Liebe Moja,
diesen Text finde ich vergleichsweise schwach.
Aber: "Nur der Mittelmäßige ist immer gleich gut!"

Aus meiner Sicht verschenkst du eine gute Idee, bzw. lässt sie verpuffen. Und zwar die der Spuren.
Du könntest, wenn du magst, den Text zunächst kürzen und bei "Der Fuchs verschwand" beginnen lassen. Der Anfang ist eigentlich nicht so interessant, allenfalls der Augenblick vollkommener Stille.
Stattdessen ließen sich die Spuren etwas mehr ausbauen.
Der Fuchs (als Symbol) schreit förmlich danach.
Er steht für List, Heuchelei, Schlauheit (!), Tücke. In Japan gar als Bote des Gottes Inari.
Du könntes ihm eine Farbe geben ...

Spornende Grüße
der8.

 Moja meinte dazu am 28.05.19:
Damit kann ich etwas anfangen, liebe Achter, besten Dank!

Ereignis und Text sind noch zu frisch, mir fehlt Abstand.
Der Fuchs trottet derweilen durch meine Gedanken, mal sehen wohin.

Freudigen Gruß, Moja
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