Zwischenwelten

Verserzählung zum Thema Andere Welten

von  Isaban

Bald riefen ihn die Stimmen wieder,
er warf die Schuhe von den Füßen,
ließ sich auf nacktem Boden nieder,
um seine Jünger zu begrüßen
und hörte sie die Lieder singen,
sah sich durch fremde Zeiten springen,
sah Monster, Mörder, tote Kinder,
die bleich an blauen Eltern hingen,
verlief sich, fand sich dann nicht mehr,
so trank ein Symbiont ihn leer.

Als ich ihn fand, fiel es mir schwer,
in ihm das Kind, den Mann zu sehen,
der er einst war. Er sah auch her,
trat kurz hervor, doch war er der,
der Wurzeln, Welt und Wort verlor.
Wo er auch war, ich sah, dass er dort fror.

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Kommentare zu diesem Text

Cora (29)
(14.06.19)
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 Isaban meinte dazu am 15.06.19:
So ist das mit Symbionten manachmal, liebe Cora, die vergessen ab und an, dass sie bestenfalls Freund, Gast, beziehungsweise ein irgendwie geduldetes Anhängsel sind und wollen urplötzlich die Macht übernehmen - in diesem Falle war der Grat zwischen Symbiont und Parasit offensichtlich sehr schmal.

Liebe Grüße,
Sabine

 Regina (14.06.19)
Frieren allerdings kann man überall auf der Welt, wo es an Liebe mangelt, nicht nur in einer Sekte, die nicht hergibt, was sie verspricht.

 Isaban antwortete darauf am 15.06.19:
Das ist richtig, liebe Regina.
Vielen Dank für deine Rückmeldung.
Beste Feriengrüße,
Sabine
Piroschki (57)
(14.06.19)
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 Isaban schrieb daraufhin am 15.06.19:
Hallo Piroschki,

das ist auf jeden Fall auch seine sehr spannnende und anhand von S2, V4 und 5 durchaus belegbare Interpretation. Vielen Dank für diesen neuen Blickwinkel!

Vielleicht waren die beiden von dir angeführten Verse wirklich ein wenig zu kantig. Ich habe dort noch reinmal die Feile angelegt.

Ich freue mich sehr, dass dir der Text zusagt. Hab vielen Dank für deine Rückmeldung.
LG von I.
Stelzie (55)
(14.06.19)
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 Isaban äußerte darauf am 15.06.19:
Liebe Kerstin,

du schenkst uns eine Interpretation, die sehr nah an meinen Intentionen liegt. tausend Dank für deine Rückmeldung!

Liebe Grüße
von Sabine

 Lluviagata (14.06.19)
Hallo Isa,

hier sehe ich ein Gedicht, welches mich sofort fasziniert. Dieses Geheimnisvolle, Tragische, ja fast Brutale, welches sich in einer Zwischenwelt, nämlich der Schwelle zum Tod, zur Hölle oder auch zum Himmel zuträgt, nimmt mich mit und lässt mich nicht los dabei.

[verlief sich und fand sich nicht mehr,
da trank ein Symbiont ihn leer.]

Hier könntest du noch ein wenig glätten, das, was ich mit meiner tragischen Ader so formulieren würde:

[verlief sich, fand sich nimmer mehr,
so trank sein Symbiont ihn leer.]

Wenn einen Menschen das schlechte Gewissen einholt, dann frisst es ihn auf. Bis dass der Tod sie scheidet.
Mag sein, dass hier eine Mutter ihren verloren geglaubten Sohn im Gefängnis, in der Psychiatrie etc. wiederfindet und sofort wieder verliert, auf der Schwelle vor der nächsten Hölle. Nur noch kurz können sie sich in die Augen sehen ... mag auch sein, dass du alles in Metaphern gekleidet hast (typisch Sabine :D ), um mich noch mehr in den Bann des Gedichtes zu ziehen.

Liebe Grüße
Llu ♥

 Isaban ergänzte dazu am 15.06.19:
Liebe Llu,

eine wirklich tolle Interpretation, die sehr viele meiner Intentionen aufgreift, hab herzlichen Dank dafür!

Dein "nimmermehr" kann ich leider, obwohl ich es (schon wegen des Raben!) sehr mag, nicht übernehmen, der lyrische Er tritt ja nach dem Vers noch einmal kurz hervor, tritt noch mal für ein paar Sekunden in Erscheinung, da fühlt sich das "nimmer" für mich ein bisschen zu endgüldig an, auf jeden Fall endgültiger als ein "nicht finden". Das "so" aber werde ich übernehmen. Den anderen Vers habe ich auch ein bisschen umgebaut, schau mal, ob der nun ein wenig glatter ist

Noch einmal vielen Dank für deine aussagekräftige, konstruktive Rückmeldung und die stimmige Interpretation!

Liebe Grüße
Sabine

Antwort geändert am 15.06.2019 um 14:31 Uhr

 AZU20 (15.06.19)
Ich habe Mühe, mich in diesen Zwischenwelten zurecht zu finden. LG

 Isaban meinte dazu am 15.06.19:
Wer nicht, lieber Armin? LG
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