Trigger-Warnung

Kritik zum Thema Mutter/Mütter

von  toltec-head

Man wird diese Warnung heutzutage in keiner Buchhandlung (schon gar keiner amerikanischen) finden, aber die (literarisch-schönen) Texte, vor denen man sich ganz grundsätzlich in Acht nehmen muss, sind jene, deren ursprünglicher Schreibimpuls nicht im Unterbewusstsein, sondern im Über-Ich ihrer Autoren qua moralischer Instanz zu finden ist. Einen Text, der nicht ein bisschen (Betonung liegt auf: ein bisschen) rassistsich, misogyn, homophob und nach-mir-die-Sintflut-ich-werde-kein-Apfelbaum-pflanzen ist, kann man  von vornherein vergessen. Anders gesagt, nicht nur die gesamte Alt-BRD und neuimperialistische-großgutdeutsche Literatur, sondern die gesamte nicht-islamische bzw. von etwas noch härterem als dem Islam inspirierte, im Grunde immer noch bloß christliche Literatur der westlichen Welt ist für die Tonne. Aber Vorsicht: politisch einfach nur inkorrekt zu sein, hilft genauso wenig. Wer nichts tut als das Über-Ich bloß  vom Kopf auf die Füße zu stellen, bleibt, fern davon bis zu seinem Unterbewussten vorzudringen, immer noch in seinem Über-Ich gefangen. Texte vom Typ rassistsich-homophob aber von Negerpimmeln fasziniert, sind hingegen (dies ist nur ein Beispiel) ein gutes Zeichen. Das Unterbewusstsein ist vor allem widersprüchlich und polymorph-pervers. Auf dergleichen Impulse bei einem selbst muss man also achten und niermals, wirklich: niemals!!!, vorher mit dem Schreiben beginnen. Kurz, nur das exakte Gegenteil unserer erbärmlichen von weiblichen wie männlichen Autoren für die Über-Ich-Instanzen der Gesellschaft produzierte Fräulein-Literatur verdient überhaupt diesen Namen: Literatur.

Sowohl Goethe als auch Frederick Seidel, dieser in Deutschland völlig unmögliche Autor, empfehlen übrigens statt den Koran die Moallakat oder ganz generell die alt-arabische Literatur (der Koran ist ja auch schon so ziemlich christlich versaut). Die Moallakat haben ferner den Vorzug von Goethe persönlich und nicht von Annemarie Schimmel übersetzt zu sein. Kostprobe:

"Unter dem Felsen am Wege
Erschlagen liegt er,
In dessen Blut
Kein Thau herabträuft."

Geil.

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Kommentare zu diesem Text


 Oskar (28.06.21)
Will einfach nur meine Ruhe. Vielleicht auf einer Schreibmaschine in einem Videospiel meine Memoiren schreiben. Aber ja. Geil.

 Oskar meinte dazu am 28.06.21:
Mahmud Darwisch. Weniger Rosen.
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