FABRICIAS TALK OF TOWN. (1) Meldungen aus der Maximilianstraße.

Glosse

von  Willibald

München, kein Zweifel, nix,  ist eine aufgeschlossene Stadt und lässt  die  einschränkenden Standards von anderswo  links liegen, jedenfalls in der Maximilianstraße. Es entwickeln sich, gell,  da schaust du,  innovative Formen, die ganz eigen urban sind.

Die Kleidung  etwa  ist farbenfroh, wobei Zitronengelb, Himmelblau und Limonengrün vorherrschen, vor allem in der Kleidung von Männern mittleren Alters, von denen die meisten dem  verstorbenen Helmut Dietl  ähneln dürften, nein, tun sie nicht.. Es ist üblich, dass diese Männer die ersten fünf Knöpfe ihrer Hemden aufgeknöpft lassen, um ihr graues Brusthaar zur Schau zu stellen. Dietls Geschmack war das nicht.

Teenager beiderlei Geschlechts tragen T-Shirts, die die Theorie widerlegen, dass die Jugend kaum  mehr am Lesen interessiert ist, und Gesichtsausdrücke, die die T-Shirts widerlegen.

Frauen mittleren Alters bevorzugen für den Tag die gleiche Kleidung wie Teenager, aber jetzt kommen an meinem Platz vor dem Schaufenster zwei Damen eleganter Solidität aufeinander zu. Die eine ruft: „Oh, eine neue Brille! Wunderschön. Du warst ums Eck, bei Mykita. Stimmt's?“ „Ja“, sagt die andere, breitet die Arme aus,  dreht sich einmal um die eigene Achse und ruft: „Ich bin der Wirbelwind.“

Das Bedürfnis nach Ruhe und Beschaulichkeit lässt mich im Cafe "Kulisse"  Platz  nehmen, ich öffne auf meinem Handy die App „Main-Echo“, um Berichte aus jener Stadt zu lesen, die ich als Sechzehnjährige verlassen musste, als meine Eltern nach München umzogen. Das Ehepaar Ecker – liest man – habe seine Terrasse am Grauberg neu angelegt:

Auf Insektenfreundlichkeit  - ist zu lesen - lege das Paar  großen Wert. Blumeninseln und Beete seien angesiedelt und dienten als zusätzlicher Farbklecks. So brumme es nun um Lupinenstrauch, Phlox und Margeriten besonders laut.
Und ich nippe an meinem doppelten Espresso.  Milchschaum.

Fabricia Gauss.


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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (07.07.21)
Teenager beiderlei Geschlechts tragen T-Shirts, die die Theorie widerlegen, dass die Jugend nicht mehr am Lesen interessiert ist, und Gesichtsausdrücke, die die T-Shirts widerlegen.
Da ist Dir ein wunderbarer Satz gelungen.

 Willibald meinte dazu am 07.07.21:
Danke, danke Dir sehr. Mal sehen, was Dieter sagt, der kennt vielleicht was von Helmut Dietl. Aber halt DVD.
gobio (30) antwortete darauf am 07.07.21:
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 Willibald schrieb daraufhin am 07.07.21:
Tja, wackerer Gründling, Römerstraße 14. Da war ma um die Ecke.

Ansonsten noch, der Bücher-Tandler:am Nordbad ist auch da:

 Soll ma valängern? Der alte Willibald erzählt vom jungen Dietl.

Und das "Gottesgeschenk" Dorothea:

Wir versanken in einander so lange und tief, bis die Welt um uns herum in einem Summen versank. Das Denken, das Bewusstsein von Zeit und Raum, die gesamte sinnlose, äußee Realität verpuffte. Wir erlebten endlich, wie weit, wie angstfrei wir uns in der Umarmung aufgeben konnten und doch irgendwie zugegen waren. wir flossen hinein in ungeahnte Dimensionen des Lichts, das sich multidimensional in einem himmlischen Spiel in immer feiner werdenden Variationen verfächerte... (S. 79 )

Antwort geändert am 07.07.2021 um 16:42 Uhr
gobio (30) äußerte darauf am 07.07.21:
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 Graeculus ergänzte dazu am 07.07.21:
Muß man in seinem Bemühen, anderer Leute Sünden zu beichten, noch mit jedem Toten nach den Maßstäben der Moral abrechnen? Wir verdanken Helmut Dietl einige schöne Komödien, und von denen gibt es in Deutschland nicht allzuviele.

À propos "nicht allzuviele": Es gibt nicht allzuviele Dicta Jesu, die mich beeindrucken, aber "Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein" ist schon nicht schlecht gesagt.

 Willibald meinte dazu am 07.07.21:
Mir ist schleierhaft, warum man ein Flaubert-Zitat damit ins Abseits stellen will, dass der Autor a) ein Muttersöhnchen gewesen sei, b) der Französisch-Lehrer unseren Gründling mit der Bovary den Schultag verhunzte c) Romane wie die Bovary einfach nicht neu sind .....

oder Dietl mit Elfie Pertramer schlief und daher der .....

aber gut, da muss man wohl irgendwo die Diskussion lassen, weil alle Voraussetzungen für eine Diskussion weiss der Teufel wo vor sich hin schnappatmen.

 EkkehartMittelberg (07.07.21)
Na, bitt' schön. es muss nicht Berlin Alexanderplatz sein, auch die Maximilianstraße hat ihre Reize, wenn der Richtige hinsieht.
LG
Ekki

 Willibald meinte dazu am 07.07.21:
Wow. Gratias ago.

Vom Alexanderplatz zum Herr Lehmann. Das Gespräch mit dem DDR-Grenzbeamten:

Nach etwa fünf Minuten war der Beamte wieder zurück, und er legte gleich wieder los, so als ob er gar nicht weg gewesen wäre. »Warum haben Sie, als Sie gefragt wurden, ob Sie etwas anzugeben haben, nicht den Beamten nach den Vorschriften gefragt, das heißt, die Frage offen gelassen und sich erst einmal erkundigt, bevor Sie sie verneinten?«

»Moment«, sagte Herr Lehmann verwirrt, »könnten Sie das noch einmal fragen?« »Warum haben Sie, als Sie gefragt wurden, ob Sie etwas anzugeben haben, nicht den Beamten nach den Vorschriften gefragt, das heißt, die Frage offengelassen und sich erst einmal erkundigt, bevor Sie sie verneinten?« Herr Lehmann begann, den Mann zu mögen.

Der hat was, dachte er. »Ich habe die Frage in diesem Sinne ja gar nicht verneint«, sagte er, »ich habe gesagt: ›Nicht dass ich wüsste.‹ Das könnte man sogar indirekt als Frage verstehen, zumindest aber als Hinweis darauf, dass mir die Vorschriften nicht bekannt gewesen sind, sodass man auf keinen Fall von bösartiger Täuschung oder so was ausgehen kann, ich habe ja gar keinen Hehl daraus gemacht …«
gobio (30) meinte dazu am 07.07.21:
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gobio (30) meinte dazu am 07.07.21:
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gobio (30) meinte dazu am 08.07.21:
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 Willibald meinte dazu am 08.07.21:
Nix kapiert oder nix kapiert?
gobio (30) meinte dazu am 08.07.21:
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 Willibald meinte dazu am 08.07.21:
Nix kapieren wollen oder nix kapieren wollen?
gobio (30) meinte dazu am 08.07.21:
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gobio (30) meinte dazu am 08.07.21:
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