Jahresringe

Gedicht

von  Melodia

Noch bevor der Morgen kommt

möchte ich schläfrig versickern

in deine Rinde, wie Tau nach Frost

 

Bin dir Gewittererde,

klares Flüstern in den Kronen

lebe im Regen, bringe Blüten

 

Unter der Borke schlagen das Herz

und meiner Sehnsucht Triebe



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Kommentare zu diesem Text


 tueichler (16.03.22, 11:51)
Das ist ein tolles Gedicht, das mich berührt und mit etwas Melancholie eine Art beruhigendes Moment erzeugt, das wir in diesen Tagen gut brauchen können!

LG,

Tom

 Melodia meinte dazu am 16.03.22 um 19:27:
Hey,

vielen lieben Dank. Das freut mich.
Ich meine du hast es sogar schon mal live gehört. Ich müsste mal nachschauen, aber ich denke ich hatte es in Rumänien dabei.

LG

 EkkehartMittelberg (16.03.22, 11:59)
Schöne Metaphern zur Hingabe
LG
Ekki

 Melodia antwortete darauf am 16.03.22 um 19:27:
Vielen Dank dir!

LG

 Saira (16.03.22, 17:48)
Hallo Melodia,
 
dein Gedicht klingt nach. Du hast für Sehnsucht und (L-)Triebe eine wunderschöne Bildsprache gefunden.
 
LG
Sigrun

 Melodia schrieb daraufhin am 16.03.22 um 19:28:
Auch dir vielen lieben Dank!

LG
MarieT (64)
(17.03.22, 10:28)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Melodia äußerte darauf am 17.03.22 um 13:26:
Vielen lieben Dank dir, Marie!
Ein Versprechen, ja, das ist es.

LG

 monalisa (18.03.22, 09:19)
Hallo Melodia,
es sind "grüne" sehr sinnliche Bilder, also solche, die die Sinne ansprechen und in der Leser*in aktivieren, sei es haptisch die Baumrinde, olfaktorisch die Gewittererde, akkustisch das Flüstern in den Kronen, optisch die Blüten ... und eine Mischung aus all dem, die eine Vorahnung des Paradieses hervorruft.
"schläfrig versickern in deiner Rinde" ist ein inniges schönes Bild, das etwas von der Trägheit und Nähe noch vor Tagesanbruch zärtlich widergibt, auch LIs Wunsch anspricht, sanft in LD einzurieseln, ihm feuchtigkeits-(lebens-)spendendes Labsal zu sein.
Die Gewittererde, die mit ihrem Duft von Frische und Reinheit, vom Aufatmen kündet und den Wurzeln Nahrung gibt, geht in eine ähnlich Richtung, sagt aus, ich will all das sein, was dir guttut, was dich nährt und stärkt und dadurch wachsen lässt. Das Klare Flüstern in den Kronen lässt sich unschwer als akustische Zuwendung deuten, vom zärtlichen Liebesgeflüster bis hin zum beruhigenden Schlaflied innerer Geborgenheit. "Lebe im Regen" nimmt nicht von ungefähr phonetisch den "Segen auf" - es ist auch ein Segensregen, der Blüten hervorbringen soll. Und schließlich bekräftigt das schlagende Herz unter der Borke noch einmal die Lebendigkeit des LD und mehr noch seine Liebesfähigkeit, das Zentrum auf das LIs Sehnsucht ausgerichtet ist, dem es zuwachsen möchte. Die Doppeldeutigkeit der "Triebe" erzählt von jungen Sprossen, die "ausschlagen" und von den starken Antriebskräften, die zum Herzen drängen. Ich bin geneigt LD im BIld des Baumes den/die/das Geliebte ganz allgemein zu sehen und im LI den/die Liebende/n, sich Hingebende/n. So wird aus dem Gedicht eine allgemeine, hinreißende Liebeserklärung, ein zärtliches Bewahren- und Beschützenwollen auch der Natur, auch unsres Lebensraumes ... Diese Vielschichtigkeit in den "bodenständigen" Bildern finde ich wirklich faszinierend.

Lieb Grüße
mona

 Melodia ergänzte dazu am 18.03.22 um 21:42:
Liebe mona,

vielen lieben Dank für deine intensive und durchdachte Auseinandersetzung mit dem Text. Das freut mich ein ums andere Mal!
Und tatsächlich ist deiner Analyse nichs hinzuzufügen! :)  Bis auf den "Segen". Das hatte ich nicht im Kopf. Aber es passt doch recht gut.

Nochmals danke!

LG
Agnete (66)
(24.03.22, 22:45)
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 Melodia meinte dazu am 24.03.22 um 23:17:
Das freut mich sehr!

LG
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