Adam Joseph Berberich wechselt den Standort

Dokumentation

von  Fridolin


Ururgroßvater Adam Joseph Berberich hatte also eine ziemlich zahlreiche Familie um sich, als er 1834, mit 26 Jahren, Vater einer Tochter wird. Er war mit einem Vater aufgewachsen, der, 52 Jahre älter, gut und gern auch sein Großvater hätte sein können. Und auch der älteste Bruder war bei seiner Geburt schon ein erwachsener junger Mann von 21 Jahren. Nur wenig jünger als dieser sind zwei weitere Brüder. Die Schwester Anna Barbara ist auch schon 12, Nur Ignaz und Maria Josefa sind ihm altersmäßig halbwegs nahe.

Jetzt, 1834, ist der Vater schon acht Jahre tot, und auch den großen Bruder, der sich auf der anderen Seite der Mud seine Wohnstatt eingerichtet hatte, hat vor zwei Jahren schon eine Lungenentzündung dahingerafft. Seine Witwe versorgt nun 5 minderjährige Kinder. Älteste der Familie sind jetzt der Bruder, der den Namen des Vaters Nikolaus trägt, aber Amorbach wahrscheinlich schon verlassen hat, und Franz Josef, der schräg gegenüber wohnt mit seiner Frau Apollonia, der Löwenwirtstochter, die als Waisenkind aufgewachsen war.

Mutter dieser gerade geborenen Tochter ist die 21jährige Eva Elisabeth Dörner, Tochter des Buchbinders Adam Benedikt Dörner, *1781, 1829 , der nur wenige Häuser weiter wohnte, und die Adam im Jahr darauf auch heiratet. Die beiden werden sich sicher als Fast-Nachbarn von Kind auf gekannt haben. Auch die Dörners haben im übrigen schon eine lange Geschichte. Da waren ein Ururgroßvater Heinrich, ca. 1661 geboren, 1743, und ein Urgroßvater: Michael Dörner, von ihm ist nur das Heiratsdatum 1732 bekannt (mit Apollonia Brunner) und dass er 3 Kinder hatte. Eines davon war Franz Josef, *1734, 1815, mit Anna Katharina Herz, 8 Kinder. Hier taucht auch schon der Beruf Buchbinder auf. Sein Sohn Adam Benedikt heiratete zweimal, beide Frauen hießen Anna Eva Trunk, und stammten auch beide aus Schneeberg, aber aus verschiedenen Familien! Eva stammte als einziges Kind aus der ersten Ehe, hatte aber zwei Halbschwestern, die auch beide mit ihren Männern in der Abteigasse 16 wohnten.

Die Ehe dauert zwar nur 20 Jahre, denn Eva stirbt schon 1855, aber sie führte alles in allem zu acht Kindern; das letzte, ein Mädchen, lebte allerdings nur wenige Tage. Wenn die Geburtstage der Kinder in Adams Haus gefeiert worden sind, war der September eine turbulente Zeit für diese Familie: vier sind nämlich in diesem Monat geboren. Adam siedelte sich im Geburtshaus seiner Frau in Hausnummer 213 an, heute Abteigasse 16, also nicht in seinem Vaterhaus, aber in unmittelbarer Nähe dazu  und auch zu seinem Halbbruder Franz Josef. Fraglich, was aus der Abteigasse Nr. 26, seinem Geburtshaus geworden ist; wahrscheinlich lebte dort die Mutter Stühler weiter mit ihrem taubstummen Sohn; und da waren ja auch noch die Brüder Nikolaus oder Ignaz, von denen weiter nichts bekannt ist. Für Adam gilt aber auch die Hausnummer 27, was Miltenberger Straße Nr. 7 entspricht, und das heißt, er erschließt er diese Straße als neuen Standort. Man kann sich gut vorstellen, dass es in der Abteigasse vielleicht doch etwas zu eng geworden war, denn der größte Teil der Familie seiner Frau lebte ja auch noch hier.

Zumal sie acht Kinder bekommen; sieben von ihnen werden auch groß, darunter drei Söhne, die alle den Beruf des Vaters ergreifen. Aber nur die beiden jüngeren bleiben in Amorbach. Franz Josef, der älteste, findet in der Schweiz die Frau seines Lebens und emigriert nach Zürich. Auch alle vier Töchter verlassen das Land, und zwar noch viel weiter: Brasilien ist das Ziel der zweitgeborenen Katharina, die – offenbar noch in Amorbach - zwei uneheliche Kinder gehabt haben soll, der Chronik nach aber doch später eine verheiratete Ludwig war. Passend zu ihrem Namen wählte dagegen die vorehelich geborene Ludovica (in der Chronik Luise) als künftigen Lebensmittelpunkt St.Louis in den USA. Die 10 und 13 Jahre jüngeren Schwestern Anna und Elisabeth folgten ihr wohl dorthin. In der Übersicht:

  1. *16.2.1834 Maria Ludovica, vorehelich, in der Chronik wird sie Luise genannt, →St.Louis

  2. *15.9.1836 Maria Katharina, 2 uneheliche Kinder, →Brasilien, ∞ o.Datum Ludwig

  3. *13.9.1838 Franz Josef, Schreiner,∞1868, in der Chronik Joseph →Schweiz

  4. *21.9.1840 Franz Xaver, Schreiner,∞1. Ehe o.Datum, 2. Ehe 1879

  5. *22.9.1842 Adam Ignaz, Schreiner,∞1868

  6. *29.10.1844 Maria Anna, → USA St.Louis, ∞ o.Datum Goedecker

  7. *8.7.1847 Maria Elisabeth, → St.Louis, ∞ o.Datum Tamm

  8. *1.2.1850 Maria Theresia, †18.2.1850 an Krämpfen

In Amorbach bleiben also nur Franz Xaver und Adam Ignaz. Sie sind beim Tod ihrer Mutter 12, bzw. 14 Jahre alt.

Wie der Vater Adam den frühen Tod seiner Frau verkraftet hat, kann man sich fragen; ein zweites mal heiratet er jedenfalls nicht, vielleicht führt ihm eine oder die beiden schon recht erwachsenen Töchter den Haushalt, bevor sie auswandern. Die Söhne sind zu diesem Zeitpunkt zwischen 12 und 16, also mitten in der Pubertät, die anderen beiden Mädchen 7 und 10 Jahre alt. Da sind aber auch noch die beiden Tanten, Adams verheiratete Schwestern, die auch geholfen haben könnten. Wann genau er die Miltenberger Straße zum neuen Schauplatz der Familiengeschichte macht, ist leider nicht feststellbar, nur dass er es war.





Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram