Johann Michael Schork, der sein Erbe verscherzt, aber wann und wie?

Dokumentation

von  Fridolin


Den Hof übernimmt diesmal der Älteste der Überlebenden, der 1809 geborene Johann Michael, und von ihm heißt es in der Chronik recht hart, er „verscherzte sein Erbe und fristete sein Leben als Tagelöhner“, und an anderer Stelle: Bewirtschaftete den Elternhof, verlor jedoch Hab und Gut durch eigene Schuld“. Wer jetzt auf eine dramatische Geschichte hofft, wird enttäuscht. Es bleibt ein großes Rätsel, auf welche Weise er sich ruiniert haben könnte. Ich habe mich gefragt: Warum steht das so informationsleer in der Chronik und glaube, es ist pädagogisch gemeint. Mir scheint, dieser Satz soll unfruchtbares Selbstmitleid der eines Erbes verlustig gegangenen Nachkommen verhindern. Motto: Jammere nicht, finde Dich damit ab, wir haben schon viel zu viel Zeit damit verloren ... Nichtsdestoweniger wüsste man gern mehr.

1836, seine Brüder leben da noch, schließt er eine eher vielversprechende Ehe mit Eva Katharina geb. Spaeth *11.12.1811, Tochter des Landwirts und Gemeindevorstehers Johann Franz Speth von Otterbach, also dem Ort, aus dem auch die Berberichs stammten. Für ihn und seinen Vater ist Hausnummer 3 in Otterbach angegeben, die in der Karte von 1844 nicht mehr zu finden ist. Aufgekauft von Leiningen? Deren Ahnen konnte ich in diesem Ort bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen; sie sollen aber hier nicht einzeln aufgeführt werden. Erwähnt werden soll aber, dass Eva Katharina zwei jüngere Brüder hat: einer von ihnen wird Landwirt im nahe gelegenen Buch, Hausnummer 41, zu diesem zieht seine Mutter, die dort 1853 an TBC stirbt.


Johann Michael, und Eva Katharina haben, über 15 Jahre verteilt, sieben Kinder. Der Älteste, Michael Adam genannt, wird 1837 geboren; auch er findet sich im Amorbacher Familienbuch. Als Beruf wird dort Landwirt genannt. Er heiratet eine Frau aus Buch, bleibt aber kinderlos, und bewohnt in Amorbach Haus Nr. 85 (heute Mühlrain 10 auf der anderen Seite der Mud, im Nebenhaus hatte einige Jahrzehnte früher, bis 1832, noch einer der Berberichs gewohnt, jetzt sind dort zwei von dessen Söhnen) und dort stirbt er auch 1897, also mit 60 Jahren, angeblich durch Genickbruch.


Die Dritte in der Geschwisterreihe wurde wie die Mutter Eva Katharina genannt. (*16.9.1841, 1904) Sie heiratete 1869 den Knecht und Fürstlich Leiningenschen Wiesenwart Franz Josef Mehl, und bewohnte mit ihm Hausnummer 116, = heute Steinerne Brücke Nr.3. (Tochter Karoline, *23.3.1869)

Daneben gibt es drei Kinder, von denen wir außer dem Namen und dem Tag der Geburt nichts wissen, ein sechstes Kind, das nach 18 Monaten wieder einmal sehr früh verstirbt, und schließlich am 21.Dez.1851 der Jüngste Johann Josef, der vierte dieses Namens, der die Linie weiterführt. Übersicht der Kinder von Johann Michael Schork:


  • Michael Adam * 16.2.1837 → Amorbach

  • Franz Valentin *8.2.1839

  • Eva Katharina * 16.9.1841, †1904, ∞ 1869 Mehl, Franz Josef, Knecht, Fürstlich-Leiningenscher Wiesenwart, Hausnummer 116, Tochter Karoline, *23.3.1869, 

  • Maria Anna * 5.1.1844

  • Franz Amor *18.4.1846

  • Eva Rosina *15.4.1849 † 7.10.1850

  • Johann Josef *21.12.1851, mein Urgroßvater, heiratete nach Amorbach

Viele Fragen: Was mag passiert sein, dass Johann Michael, dieser Vater von sieben Kindern, Hab und Gut verlor? Der recht frühe Tod seiner Frau 1856, sie war 45 Jahre alt und er 47, könnte dabei eine Rolle gespielt haben. Und man kann vermuten, dass das Unglück sich jedenfalls wohl eher gegen Ende seines Lebens ereignet haben wird, denn immerhin ermöglichte Johann Michael doch seinem jüngsten Sohn, der wie sein Urgroßonkel, sein Großvater und einer seiner Onkels wieder Johann Josef hieß, Schumacher zu werden und nach Amorbach zu heiraten. Wie mögen die anderen Kinder mit dem gesellschaftlichen Abstieg zurechtgekommen sein? Hat Johann Josef Kontakt zu diesen Geschwistern gehalten?


Wir haben gesehen, dass die Schorks über vier Generationen an der Landwirtschaft in Kirchzell festgehalten haben, bevor einer kam, der – wie auch immer - „sein Erbe verscherzte“.
Dessen ältester Sohn bleibt zwar Landwirt, und heiratet auch eine Beinahe-Kirchzellerin aus Buch, übersiedelt aber nach Amorbach. Und auch der Jüngste, Johann Josef
, sieht seine Zukunft in der kleinen Stadt.

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Wie sein älterer Bruder
verlässt auch er Kirchzell, aber auch das bäuerliche Milieu. Er erlernt statt dessen das Schuhmacherhandwerk und heiratet am 22.6.1880 die fast sieben Jahre jüngere und zu diesem Zeitpunkt schon schwangere Rosina Link, die Tochter des Schreiners Nikolaus Link in Amorbach und mütterlicherseits die Enkelin eines Schuhmachermeisters in Miltenberg. Belegen lässt es sich nicht, aber vorstellbar ist es schon, dass Johann Josef bei diesem gelernt haben und dabei dort vielleicht auch seine spätere Frau kennengelernt haben könnte, vielleicht während eines Besuchs der Enkelin bei ihrem Großvater. Dem steht gegenüber, dass es eine Vielzahl von Schuhmachern in Amorbach gegeben hat, warum sollte er da in Miltenberg lernen?







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